Tasting Notes: Ardbeg Fermutation im Test

An der diesjährigen Sonderabfüllung von Ardbeg scheiden sich wieder einmal die Geister. Absolut überteuert sagen die einen. Wild und stark sagen die anderen. Wer hat recht?


Wie alle Ardbeg Sonderabfüllungen hat auch Ardbeg Fermutation eine besondere Geschichte. Im November 2007 brachte ein defekter Boiler den normalen Destillationsprozeß aus dem Zeittakt. Um die Würze in den Gärbottichen zu retten, tat man bei Ardbeg etwas Ungeheuerliches - man öffnete die Gärbottiche und ließ die natürliche Umgebungsluft auf die Bottiche wirken. Das Ergebnis war eine einmalige, drei Wochen andauernde Gärungs-Phase, die ganz besondere Aromen im Whisky schuf.

Der Verkaufsstart findet für Ardbeg Committee-Mitglieder in unterschiedlichen Ländern zu verschiedenen Terminen statt. Wer ihn morgen in Deutschland verpasst, kann sein Glück zwei Tage später in Frankreich versuchen. Die Fans in Australien und Kanada müssen noch bis März warten. Der Ausgabepreis wird vermutlich bei 180 Euro liegen.

Hier meine Tasting Notes:

Ardbeg Fermutation, 13 Jahre, 49,4%, limitierte Committee-Abfüllung

Farbe

sattes gold-gelb

Aroma: Im ersten Anflug viel Zitrusfrische und Kräuteraroma. Der erste Eindruck wirkt eher banal. Doch je länger er im Glas liegt, desto mehr öffnet er sich und desto intensiver werden die Aromen.  Orange, Grapefuit, süße Mandeln, Karamellsahne, Anis und Minze übernehmen allmählich das Regime und ein einfaches Haushaltsglas verwandelt sich langsam in eine strahlendes Kristallglasschale - bildlich gesprochen. Anklänge von Dieselöl, sommerlichem Lehmpfad und Teer bleiben dezent im Hintergrund. 

Geschmack

Süß und spritzig, mit kräftigem, mundfüllenden Aufschlag. Auf der Zungenmitte kräftige Malznoten. 

Nachklang:

sehr lang, mit einer leichten Salzigkeit und den Ardbeg-typischen Peat-Reak-Aromen

Fazit: 

Kommen wir auf meine Ausgangsfrage zurück. Ist er überteuert? Ja. Ist er wild und stark? Auch ja. Ardbeg Fermutation ist ein unglaublich intensiver Whisky. Und je mehr ich davon trinke, desto besser gefällt er mir. 

Gut finde ich, dass er den typischen Charakter eines Ardbeg wunderbar widerspiegelt und hell und stark wie ein kleiner Brillant sehr facettenreich strahlt. Im direkten Vergleich wirkt ein Standard-An Oa daneben fad und ein sherry-getönter  Ardbog aufgeplustert. Vergleiche sind immer unfair, denn jeder Whisky ist individuell. Doch im direkten Vergleich versteht man sofort, dass die Stärke des Ardbeg Fermutation in seiner intensiven Aromen-Pracht liegt. 

Bei einem Preis von ca. 180 Euro ist er wohl nur etwas für Liebhaber, die sich an starken  Nuancen und komplexen Tönen erbauen können. Bei einem Ardbeg Spezialitäten-Tasting sollte er auf keinen Fall fehlen.


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