Unter die Lupe genommen #6: Wo die Reise hingeht. Glenmorangie Spìos (mit Tasting Notes)
Werbung wegen Markennennung.
Glenmorangie Spìos ist die neunte Abfüllung innerhalb der Reihe "Private Edition" von Glenmorangie, die jährlich mit Spannung erwartet wird. Denn die "Private Edition" ist nicht nur eine limitierte Sonderreihe für sammelwütige Whisky-Nerds. Sie ist zugleich ein Guckfenster in die Experimentier-Küche der schottischen Whisky-Industrie. Auch bei der diesjährigen Fass-Innovation von Glenmorangie stellt sich die Frage: wo wird die Whisky-Reise in Zukunft hin gehen?
Auf die neue Abfüllung der Private Edition von Glenmorangie warte ich jedes Mal mit ganz besonderer Spannung. Doch aus einem ganz anderen Grund, als viele von euch jetzt vielleicht vermuten. Denn ich bin kein Sammler, und auch kein Whisky-Flipper.
Die Private Edition hat für mich einen ganz anderen Wert. Glenmorangie ist in der Whisky-Forschung seit Jahrzehnten an vorderster Front, und die Private Edition bietet die einmalige Gelegenheit, an einigen Ergebnissen dieser Forschungsarbeit auch teilhaben zu können. Vor allem, wenn es um neue Fass-Experimente geht.
Erst vor kurzem habe ich mich mit einem Brand Ambassador eines großen, schottischen Konzerns unterhalten, der mir bestätigte, was fast alle Brennereien derzeit fürchten: die Fässer werden in Zukunft knapp werden (ich will jetzt keine Namen nennen, aber wer meinen Blog regelmäßig liest, weiß sicherlich, welches Gespräch ich meine).
Sehr viele Brennereien haben in den vergangenen Jahren ausgebaut und erweitert, und viele andere haben für die nahe Zukunft weitere Kapazitätsausdehnungen geplant, wie z.B. Edradour, Kilchoman, The Macallan, Glenfiddich oder auch Glenmorangie. Hinzu kommen eine unglaubliche Vielzahl von neuen Brennereien rund um den Globus: in Schottland, Irland, Frankreich, Japan, Schweden, ja sogar in Israel wird immer häufiger auch Whisky hergestellt.
Und sie alle brauchen Fässer. Natürlich wünschen wir uns alle Whisky aus alten, vollgesaugten spanischen Sherry-Fässern. Doch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Fässer steht schon heute in keinem Verhältnis zur Nachfrage. Und der Druck auf die Fässer wird in den nächsten Jahren weiter steigen.
Fast alle Brennereien suchen derzeit intensiv nach Alternativen, um interessante Aromen zu finden, die in Zukunft die Whisky-Szene bereichern können. Die meisten arbeiten im Verborgenen, nur selten erfahren wir etwas über die Zusammensetzung der Produkte.
Anders die Private Edition von Glenmorangie. Wer die Sonder-Abfüllungen der letzten Jahre intensiv verfolgt hat, hat auch einen Einblick in die große Bandbreite von unterschiedlichen Fass-Arten bekommen, und hat hautnah miterleben können, welche besonderen und einzigartigen Aromen dabei entstehen - im positiven, wie auch im negativen Sinn.
Auch die neunte Auflage der Private Edition reifte in Fässern, die bisher unterhalb des Radars der schottischen Whisky-Industrie waren: Rye-Fässer. Fässer, die zuvor amerikanischen Rye-Whiskey enthalten haben. Diesmal handelt es sich jedoch nicht um ein Finish, sondern um eine Vollreifung. Über das Alter schweigt sich die Pressemitteilung leider aus.
Ich bin großer Fan von Rye Whiskey, und ich habe auch einige Ryes in meinem Barwagen stehen. Wer noch nie Rye getrunken hat, sollte sich ruhig mal an einen Bulleit Rye, Jim Beam Rye, 1776 Rye oder einen Masterson's Rye wagen. Und wenn's gar nicht schmeckt, kann man sich immer noch einen sehr leckeren Manhattan damit mixen.
Aber kehren wir wieder zum Spios zurück und wenden wir uns endlich der wichtigsten Frage zu: was haben wir von einer Reifung in einem Rye-Fass zu erwarten? Welche besonderen, einmaligen Aromen entstehen hier? Und vor allem - wie schmeckt denn so was?
Tasting Notes: Glenmorangie Spìos, (limited) Private Edition No. 9; 46%, nicht kühlgefiltert
Aroma:
Schon beim Ausgießen strömen mir ungewöhnlich reichhaltige Obstaromen entgegen, die mich mit ihrer kräftigen Säuerlichkeit an einen "Äppelwoi" erinnern, wie ihn mein Vater früher gemacht hat. Der Spìos hat sofort mein Interesse.
Im Glas entwickeln sich dann viele goldgelbe Honignoten und saftige, süß-saure Apfel- und Birnen-Aromen dominieren. Nach einer Weile werden diese üppigen Fruchtnoten dezenter, um am Ende fast ganz zu verschwinden, stattdessen breiten sich eine herbe Kräutrigkeit und der zarte Duft von Heu im Glas aus, gepaart mit einer dicken Portion Holzstaub aus der Fass-Werkstatt.
Geschmack:
auf der Zunge kommt die kräutrige Würze voll zur Geltung. Frischer Sauerteig und Nelken dominieren, insgesamt vollmundig, kräftig und herb, fast bitter, trocken, mit starken Eichenholznoten. Das Fass droht beinahe überhand zu nehmen. Mit seinen 46% ist er alles andere als mild.
Nachklang:
kräftig und würzig, aber überraschend kurz.
Fazit:
Der krasse Gegensatz zwischen üppigen, süß-sauren Fruchtaromen und herb-bitteren, kräutrigen, holzigen Noten hat mich überrascht. Der Rye-Einfluß ist bemerkenswert, und läßt den sonst sehr gefälligen, eleganten Glenmorangie plötzlich derb und robust aussehen.
Der Spìos ist mit Sicherheit nicht der schönste Glenmorangie, aber sehr ungewöhnlich, kräftig im Geschmack und spannend. Man muss ihn nicht mögen, aber es lohnt sich, ihn probiert zu haben.
Die diesjährige Private Edition wird die Fans polarisieren.
PS: Ich danke dem Hersteller (und Tobias) für die Zusendung des Warenmusters.
Glenmorangie Spìos ist die neunte Abfüllung innerhalb der Reihe "Private Edition" von Glenmorangie, die jährlich mit Spannung erwartet wird. Denn die "Private Edition" ist nicht nur eine limitierte Sonderreihe für sammelwütige Whisky-Nerds. Sie ist zugleich ein Guckfenster in die Experimentier-Küche der schottischen Whisky-Industrie. Auch bei der diesjährigen Fass-Innovation von Glenmorangie stellt sich die Frage: wo wird die Whisky-Reise in Zukunft hin gehen?
Im Glas: Glenmorangie Spìos. Foto: MargareteMarie |
Die Private Edition hat für mich einen ganz anderen Wert. Glenmorangie ist in der Whisky-Forschung seit Jahrzehnten an vorderster Front, und die Private Edition bietet die einmalige Gelegenheit, an einigen Ergebnissen dieser Forschungsarbeit auch teilhaben zu können. Vor allem, wenn es um neue Fass-Experimente geht.
Glenmorangie Spìos, unverkäufliches Warenmuster. Foto: MargareteMarie |
Sehr viele Brennereien haben in den vergangenen Jahren ausgebaut und erweitert, und viele andere haben für die nahe Zukunft weitere Kapazitätsausdehnungen geplant, wie z.B. Edradour, Kilchoman, The Macallan, Glenfiddich oder auch Glenmorangie. Hinzu kommen eine unglaubliche Vielzahl von neuen Brennereien rund um den Globus: in Schottland, Irland, Frankreich, Japan, Schweden, ja sogar in Israel wird immer häufiger auch Whisky hergestellt.
Und sie alle brauchen Fässer. Natürlich wünschen wir uns alle Whisky aus alten, vollgesaugten spanischen Sherry-Fässern. Doch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Fässer steht schon heute in keinem Verhältnis zur Nachfrage. Und der Druck auf die Fässer wird in den nächsten Jahren weiter steigen.
Fast alle Brennereien suchen derzeit intensiv nach Alternativen, um interessante Aromen zu finden, die in Zukunft die Whisky-Szene bereichern können. Die meisten arbeiten im Verborgenen, nur selten erfahren wir etwas über die Zusammensetzung der Produkte.
Anders die Private Edition von Glenmorangie. Wer die Sonder-Abfüllungen der letzten Jahre intensiv verfolgt hat, hat auch einen Einblick in die große Bandbreite von unterschiedlichen Fass-Arten bekommen, und hat hautnah miterleben können, welche besonderen und einzigartigen Aromen dabei entstehen - im positiven, wie auch im negativen Sinn.
Auch die neunte Auflage der Private Edition reifte in Fässern, die bisher unterhalb des Radars der schottischen Whisky-Industrie waren: Rye-Fässer. Fässer, die zuvor amerikanischen Rye-Whiskey enthalten haben. Diesmal handelt es sich jedoch nicht um ein Finish, sondern um eine Vollreifung. Über das Alter schweigt sich die Pressemitteilung leider aus.
Ich bin großer Fan von Rye Whiskey, und ich habe auch einige Ryes in meinem Barwagen stehen. Wer noch nie Rye getrunken hat, sollte sich ruhig mal an einen Bulleit Rye, Jim Beam Rye, 1776 Rye oder einen Masterson's Rye wagen. Und wenn's gar nicht schmeckt, kann man sich immer noch einen sehr leckeren Manhattan damit mixen.
Aber kehren wir wieder zum Spios zurück und wenden wir uns endlich der wichtigsten Frage zu: was haben wir von einer Reifung in einem Rye-Fass zu erwarten? Welche besonderen, einmaligen Aromen entstehen hier? Und vor allem - wie schmeckt denn so was?
Tasting Notes: Glenmorangie Spìos, (limited) Private Edition No. 9; 46%, nicht kühlgefiltert
Wie immer in einem wunderschönen Kistchen geliefert: Glenmorangie Spìos, unverkäufliches Warenmuster. Foto: MargareteMarie |
Aroma:
Schon beim Ausgießen strömen mir ungewöhnlich reichhaltige Obstaromen entgegen, die mich mit ihrer kräftigen Säuerlichkeit an einen "Äppelwoi" erinnern, wie ihn mein Vater früher gemacht hat. Der Spìos hat sofort mein Interesse.
Im Glas entwickeln sich dann viele goldgelbe Honignoten und saftige, süß-saure Apfel- und Birnen-Aromen dominieren. Nach einer Weile werden diese üppigen Fruchtnoten dezenter, um am Ende fast ganz zu verschwinden, stattdessen breiten sich eine herbe Kräutrigkeit und der zarte Duft von Heu im Glas aus, gepaart mit einer dicken Portion Holzstaub aus der Fass-Werkstatt.
Geschmack:
auf der Zunge kommt die kräutrige Würze voll zur Geltung. Frischer Sauerteig und Nelken dominieren, insgesamt vollmundig, kräftig und herb, fast bitter, trocken, mit starken Eichenholznoten. Das Fass droht beinahe überhand zu nehmen. Mit seinen 46% ist er alles andere als mild.
Nachklang:
kräftig und würzig, aber überraschend kurz.
Fazit:
Der krasse Gegensatz zwischen üppigen, süß-sauren Fruchtaromen und herb-bitteren, kräutrigen, holzigen Noten hat mich überrascht. Der Rye-Einfluß ist bemerkenswert, und läßt den sonst sehr gefälligen, eleganten Glenmorangie plötzlich derb und robust aussehen.
Der Spìos ist mit Sicherheit nicht der schönste Glenmorangie, aber sehr ungewöhnlich, kräftig im Geschmack und spannend. Man muss ihn nicht mögen, aber es lohnt sich, ihn probiert zu haben.
Die diesjährige Private Edition wird die Fans polarisieren.
PS: Ich danke dem Hersteller (und Tobias) für die Zusendung des Warenmusters.
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