Japanischer Whisky und warum es gut ist, dass JimMurray in diesem Jahr einen Roggen-Whisky aus Manitoba zum weltbesten Whisky gekürt hat.

Japanischer Whisky hat in den vergangenen Monaten einen gewaltigen Boom erlebt. Schuld daran sind vor allem zwei Dinge: eine Filmserie und ein Buch.



Die Verfilmung der Lebens- und Liebesgeschichte von Masataka Taketsuru und seiner Ehefrau Rita, die den schottischen Whisky nach Japan brachten und 1934 die Yoichi Brennerei in Hokkaido gründeten, bewegte die Herzen von tausenden Japanern. Und ihren Geldbeutel. Die Serie, die von September 2014 bis März 2015 im japanischen Fernseh lief, brachte tausende von zusätzlichen Besuchern in die Brennerei und förderte den Verkauf ihres Whiskys ungemein.

Zur gestiegenen Nachfrage im Inland kam wenig später auch noch eine verstärkte Nachfrage aus dem Ausland hinzu. Als Jim Murray im vergangenen Herbst in seiner sogenannten "Whisky-Bible" Yamazaki Sherry Cask 2013 zum weltbesten Single Malt erklärte, waren innerhalb weniger Stunden die Verkaufsregale leer gefegt. Das Interesse an japanischem Whisky wuchs schlagartig zu ungeahnten Höhen an. 

Die Japanischen Brennereien waren jedoch nur schlecht auf die enorm gestiegene Nachfrage vorbereitet. Sie zogen im Sommer die Notbremse. Nikka, zu deren Konzern Yoichi gehört, stellte die komplette Yoichi-Range ein, die bis dahin 10-, 12-, 15- und 20-jährigen Abfüllungen wurden durch eine einzige NAS-Abfüllung ersetzt.

Das gleiche Schicksal ereilte auch die Abfüllungen von Miyagikyo, der zweiten Brennerei von  Masataka Taketsuru, die ebenfalls zum Nikka-Konzern gehört. Für die nächsten fünf bis sechs Jahre soll keine Besserung in Sicht sein.

Nicht ganz so radikal verfuhr man bei Beam Suntory. Offiziell gibt es noch Abfüllungen mit Altersangabe, doch sie sind knapp geworden und die Preise haben drastisch angezogen. Hibiki 17 oder Yamazaki 12 sind nicht mehr unter 150 Euro zu finden. Es gibt mittlerweile kaum eine Brennerei in Japan, die keine Nachschub-Probleme hat.

Whisky von Chichibu ist nur schwer erhältlich, Abfüllungen der geschlossenen Brennereien Karuizawa und Hanyu, die in jüngerer Vergangenheit überwiegend als Single Cask Abfüllungen auf den Markt kamen, sind inzwischen ausverkauft und werden bis zum 20fachen des ursprünglichen Ausgabepreises gehandelt.

Eine Ausnahme bildet nur die Fuji Gotemba Brennerei, die zu Kirin Holdings gehört. Entgegen dem derzeitigen Trend hat sie angeblich noch ausreichend Reserven, um in den nächsten Jahren verstärkt gute Abfüllungen herauszubringen.

Doch auch in Japan stehen schon einige neue Brennereien in den Startlöchern, die in Zukunft die japanische Whisky-Landschaft bereichern könnten: Shizuoka Distillery will Teile der alten Ausstattung  der Karuizawa Brennerei benutzen, die man auf einer Auktion ersteigern konnte, einschließlich einer Brennblase.

Akkeshi Distillery soll in Hokkaido entstehen und mit japanischem Torf arbeiten. Die Brennblasen hingegen sollen von Forsyths kommen. Und angeblich gibt es sogar Pläne, auf dem Gelände der alten Karuizawa Brennerei wieder neu anzufangen.

Den derzeitigen Mangel an japanischem Single Malt können diese neu geplanten Brennereien  jedoch nicht beseitigen. Er wird uns noch einige Jahre begleiten.



Freuen wir uns also, dass Jim Murray in diesem Jahr mit Crown Royal Northern Harvest Rye einen dreijährigen Whisky aus Manitoba zum weltbesten Whisky gewählt hat. Wie immer war die Abfüllung eher begrenzt, es gab nur 120.000 Flaschen. Doch wir werden nicht so lange warten müssen, bis die Lager wieder nachgefüllt sind, die der diesjährige Best-Whisky-of-the-World Hype in die Lagerbestände der Diageo-Brennerei reißen wird....

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