Walsh Whiskey Distillery kurz vor der Eröffnung.
Bernhard Walsh ist ein alter Hase im Whisky-Geschäft. Zusammen mit seiner Frau Rosemary gründete er 1999 die Firma "Hot Irishman", deren Spezialität ein Whisky ist, mit dem man einen Irish Coffee ruck-zuck zubereiten konnte. Nur Wasser und Sahne mussten noch zugefügt werden. Der Hot Irishman wurde sehr schnell sehr populär, und weitere Whisky-Abfüllungen folgten.
Writer's Tears
Zehn Jahre später brachte das unabhängige Familienunternehmen mit "Writer's Tears" einen neuen, irischen Blended Whiskey heraus, bei dem irischer Single Pot Still Whiskey und Irischer Malt Whiskey gemischt wurden.
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Damit besaß die Firma nun bereits zwei Whisky-Marken, die sich äußerst erfolgreich auf dem Markt behaupten konnten. Doch eine eigene Brennerei gab es nicht. Der benötigte Whisky wurde über Irish Distillers aus der Midleton-Brennerei bezogen und unter eigenem Label geblended und abgefüllt.
Es sollte bis 2014 dauern, ehe das Ehepaar Walsh sich ihren jahrelangen Traum erfüllen konnte. Am 11. September war es dann soweit: auf einem 16 ha großen Weidegebiet bei Royal Oaks im County Carlow erfolgte der erste Spatenstich für die geplante Brennerei. Hell und modern sollte sie werden, mit einer großen Glasfront, um die wunderschönen, bis zu sechseinhalb Meter hohen Kupferbrennblasen schon von weitem sichtbar werden zu lassen.
Um neben klassischem Single Malt auch den typischen Irischen Pure Pott Still Whiskey herstellen zu können, wurden drei Pot Stills sowie eine Twin Column Coffey Still benötigt. Mehr als eintausend Kilometer mussten die Brennblasen von Forsyth's auf ihrem Weg von Schottland nach Irland zurücklegen, 30 Tonnen Kupfer und Stahl mussten dazu bewegt werden.
Schottische Brennblasen für Irischen Pot Still
Am 30. September 2015 kamen die drei Brennblasen schließlich an. Jede Brennblase wiegt ca. 4-5 Tonnen, die größte ist stattliche 6,50 Meter hoch und hat ein Fassungsvermögen vn 15.000 Litern. Transport und Einbau dieser kleinen Ungetümer ist jedesmal eine logistische Herausforderung, wie dieses Video der Brennerei verdeutlicht:
2 Millionen Liter purer Alkohol jährlich soll ab nächses Jahr produziert werden, was etwa 6 Millionen Flaschen entsprechen würde. Das notwendige Wasser soll der Barrow Valley Aquifer liefern, ein natürliches Grundwasser-Reservoir, das etwa 200 Millionen Kubikmeter Wasser enthält.
Außerdem befinde sich noch 2 Lagerhäuser auf dem Gelände, die über 60.000 Fässer aufnehmen können. Als Berater konnte Stuart Nickerson von der Malt Whisky Company gewonnen werden.
Ebenso malerisch wie das ganze Areal ist ein weiteres Gebäude, das sich auf dem Gelände befindet. Holloden House ist ein herrschaftliches Anwesen aus dem Jahre 1755, das leider viele Jahre dem Verfall preisgegeben war.
Holloden House wird Besuchermagnet
Wer das Haus erbauen ließ, habe ich nicht herausfinden können. Doch die letzte Bewohnerin war angeblich eine Frau: Faith O'Grady, die das Anwesen von ihrer Mutter Esther bzw. ihrem Großvater, dem Antiquitätensammler und Weltenbummler Col Philip Doyne Vigors (1825-1903), geerbt hatte. Lange Zeit stand das Gebäude leer, versteckt zwischen uralten Eichenbäumen und von Efeu überwuchert, und verfiel langsam.
Ein umfangreiches Renovierungsprogramm, das auf zehn Jahre ausgelegt ist, soll Holloden House wieder zu neuem Glanz verhelfen. Dach und Äußenwände wurden mittlerweile komplett renoviert, doch bis zum Abschluss der baulichen Innenmaßnahmen wird es wohl noch eine Weile dauern.
In den kommenden Jahren soll hier ein erstklassiges Besucherzentrum entstehen, in dem bis zu 75.000 Whisky-Touristen jährlich betreut werden können. Geplant sind unter anderem ein Empfangs- und Verkaufsraum, Café, Restaurant und Verkostungsmöglichkeit, sowie ein Ausstellungsbereich für Küferei und Whisky-Lager.
Lange Zeit hatte Holloden House auf diesem verwunschenen Gelände einen Dornröschen-Schlaf geschlummert, umgeben von Dutzenden alter Eichen, die ungehindert über die Jahrzehnte wachsen konnten. Sieben verschiedene Eichen-Arten hat man inzwischen auf dem Areal der Brennerei ausmachen können. Bernhard Walsh will diese wunderschönen, alten Bäume erhalten. Sie durften durch die Bauarbeiten nicht beschädigt werden und sollen Teil eines geplanten Eichen-Arboretums werden.
MargareteMarie meint:
Die Walsh Whiskey Distillery wird wahrscheinlich schon bald zu den schönsten Brennereien in Irland zählen. Sie hat alles, was zur Whisky-Romantik dazu gehört: eine traumhafte Lage, viel alte Geschichte, einen romantischen Flußlauf und uralte Bäume sowie eine wunderschöne Brennerei. Und sie wurde erbaut von zwei Menschen, die bereits seit Jahren einen guten Ruf in der Branche genießen. Das einzige, was jetzt noch fehlt, ist ein guter Whisky. Doch ich bin sicher, der wird noch kommen.
Und wer jetzt einen Writer's Tears zur Hand hat, sollte sich ein Glas eingießen, diesem traurig-schönen Lied der 17jährigen Katie Jacques aus Carlow über die Ruine von Holloden House lauschen und dabei seinen Gedanken nachhängen über Vergangenes und Zukünftiges...
Song von Katie Jaques: Holloden House
"Is that a song I hear in the hall way, a dancing step soft on the floor,
or is it simply a memory of someone who's danced here before.
Are these the echoes of times now ephemeral, of days long forgotten or hardly remembered,
or are they just shadows in this late december, in the ruin of Holloden House."
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