Turntable Blending House überrascht mit neuem Scotstralian Whisky

Nachdem wir in den letzten beiden Jahrzehnten einen wahren Siegeszug des Malt Whiskys erleben konnten, scheint sich in jüngerer Vergangenheit Blended Whisky immer öfter durch die Hintertür wieder in die Regale der Whisky-Fans zu schleichen - allerdings auf deutlich höherem Niveau als wir es von den klassischen Blended Whiskys der Vergangenheit kennen. Jüngstes Beispiel ist der "Collaboration Blend" des Turntable Blending Houses in Glasgow, bei dem der Malt-Anteil immerhin stolze 78% beträgt. 


Das "Turntable Blending House" ist ein noch junges Blending-Unternehmen, das von den Brüdern Gordon und Alasdair Stevenson zu Beginn des Jahres ins Leben gerufen wurde.  Alasdair (Ally) ist für Whisky-Fans in Deutschland kein unbekanntes Gesicht, denn er war viele Jahre für die Brennereien BenRiach und GlenAllachie tätig, wo er unter der Leitung von Whisky-Legende Billy Walker die Kunst des Whisky-Blendens erlernte. Auch sein Bruder Gordon ist in der Whisky-Szene kein Neuling, er hat lange Zeit für die traditionsreichen Firmen Inver House Distillers und Douglas Laing & Co. im Vertrieb gearbeitet. 

Nach ihren Debüt-Abfüllungen im Frühjahr diesen Jahres haben die Brüder nun rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest eine besondere "Collaboration"-Abfüllung herausgebracht, die verschiedene Whiskies aus Schottland und Australien vereint. 

Die genaue Zusammensetzung dieses "Scotstralian" Whiskys wird auf dem Etikett angegeben:

    39% australischer Starward Single Malt, gereift in australische Ex-Rotweinfässern

    10% schottischer Caol Ila Singe Malt, gereift in 1st Fill Ex-Bourbon Fässern

    29% schottischer Inchgower Single Malt, gereift in Virgin Oak Fässern

    22% schottischer North British Grain Whisky, gereift in Virgin Oak Fässern

Ob es sich dabei um Vollreifungen oder mehrmonatige Finishes handelt, wird ebenso wenig  kommuniziert wie das Alter der Whiskys, doch die beiden Brüder versichern, dass sie für ihre Mischungen auch ältere Whiskys verwenden.

Abgefüllt wurde mit 46%, der Whisky wurde nicht gefärbt und nicht kühlfiltriert. Der UVP liegt bei ca. 80 Euro.

Hier meine Tasting Notes:

Aroma: olfaktorisch hat Australien die Nase vorn, süße Fruchtnoten aus wärmegereiften Weinfässern drängen als erstes an die Oberfläche. Doch die Schotten haben den längeren Atem und kontern gewaltig mit malzig-schmutzigen Tönen eines schweren Inchgower und einem dezent-rauchigen Aroma des Caol Ila. 

Geschmack:  Hier kann sich der schottische Malt-Whisky mit einem würzig-kräftiger Antritt besonders durchsetzen. Die Süße verschwindet nicht, bleibt aber im Hintergrund, während sich die Tanin-Noten der Virgin Oak Fässer mit Nachdruck ins Bewußsein schieben.

Nachklang: eher kurz, mit einer zweigeteilten Wirkung. Eine pfeffrige Schärfe zum Abschluss bleibt länger erhalten, Süße und Malz hingegen verabschieden sich recht schnell von der Zunge, und im Rachen kommt nichts mehr von ihnen an. 

Gesamteindruck: Das Experiment, einen Scotstralian Whisky zu kreieren, ist gewagt. Die Kombination von wärmeverwöhnten, süßen Aromen des Starward Single Malt mit der schmutzigen Schwere eines Inchgower gefällt mir jedoch überaus gut, und verleiht diesem Blended Whisky einen Tiefgang, den ich ihm nicht zugetraut hätte. Der dezente Rauchanklang von Caol Ila Malt bringt eine aparte Note ins Spiel. Der Grain-Anteil aus der North British Distillery verleiht ihm ein gewisses Maß an Leichtigkeit, die die Schwere des Inchgower abmildert und diesen Blended Whisky trotz seines Tiefgangs zu einem süffigen Midwinter-Whisky macht. 




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