Event: Macbeth Whisky Collection von Livingstone und Elixir in Deutschland präsentiert
Am vergangenen Wochenende wurde die "Macbeth" auf dem deutschen Markt präsentiert. Insgesamt wird die Reihe 42 Whiskys umfassen, die ersten Neun wurden in einem offiziellen Tasting im Brühler Whiskyhaus vorgestellt. Nur lustige Bildchen - oder sind die Whiskys wirklich gut?
Und fast hätte ich die Einladung zu diesem Event einfach ignoriert. Aber am Ende siegte dann doch meine (weibliche) Neugier, und mit reichlich Verspätung wurde mir erst klar, was da eigentlich in die Flasche kam. Die phantastische Tanja Bempreiksz hat es dann tatsächlich geschafft, mich noch nachzumelden, obwohl der Anmeldeschluss schon längst verstrichen war. Glaubt mir, ich werde Tanja dafür ewig dankbar sein.
Und ich spoilere jetzt schon mal: diese Serie ist das absolute Highlight des Jahres, und vielleicht sogar der nächsten fünf Jahre.
Genau so komplex wie die Whiskys, die wir an diesem Abend probieren konnten - und die ich euch etwas detaillierter auch noch vorstellen werde - , ist auch die Entstehungsgeschichte dieser Serie.
Hintergrund:
Die Macallan Collection ist das Brainchild von Lexi Livingstone Burgess, dessen Designbüro seit Jahren mit der Whisky-Industrie zusammenarbeitet. Und eines Tages kam ihm der spontane Gedanke, dass es in der schottischen Whisky-Industrie eigentlich zugehe wie bei Macbeth: gemeinsame Unternehmungen, heimliche Allianzen, hart kalkulierte Machtkämpfe und grenzenloser Ehrgeiz gehören auch zu dieser Branche dazu.
Leider hat Lexi uns während des Tastings nicht verraten, welche Königsmörder er bisher in der Whisky-Industrie erleben konnte, aber die Idee hatte ihn dazu inspiriert, eine Macbeth-Collection erschaffen zu wollen. Hatte ich das Stichwort "grenzenloser Ehrgeiz" bereits erwähnt? Aber bleiben wir fair - um ein solches Mammut-Projekt stemmen zu können, braucht man auch jede Menge Leidenschaft und ausgezeichnete Kontakte.
Der erste, den er für das Projekt gewinnen konnte, war der hochdotierte und berühmte Kinderbuch-Illustrator Sir Quentin Blake, der in Deutschland vor allem für seine Illustrationen für die Bücher von Roald Dahl bekannt wurde. Ein Projekt, das ich persönlich besonders beeindruckend finde, ist sein Wandbild "Taxi Driver", das er im Februar 2020 im Rahmen der Ausstellung "We live in Worrying Times" in der Hastings Contemporary Gallery ausgestellt hat.
42 Figuren aus Macbeth zu zeichnen, hatte wenig Reiz für den Künstler. Doch Lexi kannte Blakes Vorliebe für Vögel, und mit dem Vorschlag, die Shakespeare-Figuren als Vögel zu zeichnen, konnte er den Meister auf seine Seite ziehen. 42 Whisky-Etiketten mit schrägen Vögeln aus der Hand von Sir Quentin Blake sind eine Bank, die man nicht so gerne im Regen stehen lässt, und mit Elixir Distillers hat Lexi dann auch die richtigen Abfüller gefunden, die sein ambitioniertes Projekt mit Whisky füllen konnten.
Der einzigartige Dave Broom nahm seine Shakespeare-Ausgabe noch einmal zur Hand, entwickelte die Charakter-Beschreibungen, und Oliver Chilton, Head Blender bei Elixir Distillers, fiel dann die Aufgabe zu, in den umfangreichen Lagerhallen der Firma jene Whiskys zu finden, deren Geschmack genau zu den Charakterbeschreibungen von Dave Broom passten.
Wobei wir bei der nächsten wichtigen Frage wären: Wie schmeckt ein King Duncan? Wie schmeckt ein Bloody Sergeant? Eine Lady MacDuff? Wie schmecken Hexen, Geister oder Mörder?
Spätestens an dieser Stelle fängt die Sache an, Spaß zu machen, und ich bin sicher, dass euch zu dieser Frage so mancherlei Ideen einfallen werden.
Die Whiskys:
Elixir hat die verschiedenen Whiskys in unterschiedliche Gruppen zusammengefasst, was es jenen Sammlern leichter macht, die sich nur auf ein bestimmtes Gebiet beschränken wollen.
A. Mitglieder des Haushaltes - the Household.
Ganz unten stehen die einfachen Menschen, wie du und ich, die gerne übersehen werden, die wenig Wertschätzung erfahren, die treu und brav ihre Pflicht erfüllen und ohne die das ganze System zusammenbrechen würde.
Zwei dieser Haushaltsmitglieder gab es im Tasting für uns:
1. Bloody Sergeant (Blair Athol 10), 51,8%, UVP 93 €
Holla, was für ein Auftakt! Wenn das der Einstiegswhisky ist, was wird uns dann später noch alles erwarten! Ex-Bourbon- und Ex-Rotwein-Fässer, enorm süß, schwer und dicht, mit starker Malznote. Einer der besten Blair Athol, die ich kenne. 2.800 Flaschen.
Einer meiner Geheimtipps aus diesem Tasting.
2. Seyton (Ardmore 12). 52,5%, UVP 100 €
Rauch steht für die dunkle Seite, und diesem Seyton kann man nicht wirklich trauen. Viel Rauch und jede Menge grüne Töne, blasses Heu, 3.200 Flaschen. Ein sehr gelungener Ardmore, aber Ardmore ist nicht jedermans Sache, und meine auch nicht.
B. Die Geister - the Ghosts
Man braucht nicht viel Phantasie, um die passenden Brennereien für die Geister zu finden. Dahinter verbergen sich die Ghost Distilleries, die geschlossenen Brennereien, die längst nicht mehr existieren, deren Whisky es aber noch immer gibt. Unser Geist an diesem Abend war ein Cambus.
3. First Ghost (Cambus 31) 46,2%, UVP 320 €
überraschend süß, und irgendwie ungefährlich, mit viel Vanille und Marzipan. Insgesamt 3 Fässer, 650 Flaschen. Ein flüchtiger Gesell, der auf der Zunge irgendwie kommt und vergeht, absolut süffig, dieser Geist will niemandem was böses tun.
C. Die Fürsten - the Thanes
Bei den Fürsten wird einem schon einiges geboten, denn bei diesen Preisen kann man auch etwas erwarten. Mir haben alle drei adlige Häupter an diesem Abend sehr gut gefallen, aber überwältigt hat mich die Dame.
4. Lady Macduff (Linkwood 31) 48,2%, UVP 825€
Was für eine tolle Frau! Für mich die zweite Offenbarung an diesem Abend, und am liebsten hätte ich die Dame noch am gleichen Abend mit nach Hause genommen. Aber für die Mitglieder des Fußvolkes wie mich sind die Adligen preislich unerreichbar, ich freue mich, dass ich zumindest ein kleines Schlückchen probieren konnte. Viele Apfelnoten und Samt und Seide, aber auch Kraft und Stärke, mit Sirup und Bittermandel. Ein Traumwhisky!
5. Mentheith (Benriach 31) 53,1%, UVP 825 €
ein großer und kräftiger Kerl, mit vielen Nussaromen, ein bißchen Salz und vielen Gewürzen. Ähnlich wie der Linkwood 31, aber männlicher, mit weniger Apfel und mehr Gewürzen. Gefällt mir sehr gut, ich mag die tänzerische Beweglichkeit eines Benriach, auch ganz ohne Sherry-Hammer. 4 Fässer, Bourbon Barrels, 650 Flaschen,
6. Angus (Glen Garioch) 54,6%, UVP 825 €
Würzig und sehr geradlinig, nach reichlich Luft zum Atmen gewinnt er an Dimension und belohnt mit tollen Orangenaromen. 4 Fässer, first fill Bourbon. So soll ein Glen Garioch sein.
D. Die Mörder - The Murderers
Natürlich dürfen bei Shakespeare die Schurken nicht fehlen, und niemand ist so schurkig wie ein Mörder. Doch welche Brennerei schmeckt nach Schurken?
8. The first murderer (Ledaig 18) 50,5%, UVP 250 €
Insgesamt vier Mörder kommen bei Macbeth vor, und sie werden alle durch einen rauchigen Whisky repräsentiert. Für den ersten Mörder, der Banquo kaltblütig ermordet hat, kam nur ein Ledaig in Frage. Wie uns Oliver an diesem Abend erklärte, hat Ledaig all das, was Whisky-Fans eigentlich nicht besonders mögen: kurze Fermentierungszeiten, schnelle Destillation, ein tiefes Mittelstück - kein Wunder, das Ledaig immer etwas schmutzig schmeckt. "It's the filth in your life", wie Oliver uns erklärte, und niemand hätte ihm an dieser Stelle widersprochen. Ich als alter Ledaig-Hasser schon gar nicht. Zur Ehrenrettung des Ledaig 18 muss ich sagen, dass es wirklich einer der besten Ledaigs ist, die ich kenne. Der hat sogar mir geschmeckt.
E. Die Hexen - The witches
Meine besondere Liebe bei Macbeth hat schon immer den Hexen gegolten. Diese bösen Schwestern, die gerne Unheil stiften, die immer die Wahrheit sagen, und dennoch kein bißchen vertrauenswürdig sind.
9. The first witch (Ardbeg 19) 51,7%, UVP 614€
Die Rolle der ersten Hexe übernimmt ein "dark and evil Ardbeg", und wer könnte besser den Hexenreigen eröffnen als die Kult-Brennerei auf Islay. Insgesamt 1.800 Flaschen. 19 Jahre, inklusive ein zweijähriges Finish im EX-PX-Sherry-Fass. Zum Schluss kam dann bei mir doch noch ein Dämpfer an, das Ardbeg-Finish hat mich nicht wirklich begeistert, und da ich Ardbeg genauso liebe wie die Hexen, bin ich tatsächlich auch besseres gewohnt.
F. Die Führungsriege - the Leads
7. King Duncan (Glen Grand 56) 48,2%, UVP 10.900
Der Höhepunkt des Abends war zweifelsfrei der Glen Grant 56, der im Tasting an 7. Stelle gesetzt war, und niemand hätte den würdevollen alten King Duncan besser vertreten können. Elegant, würzig, und trotz seinem hohen Alter noch überraschend kraftvoll, mit Kaffeenoten und altem Papiergeruch, viel Nuss und Nougat. Insgesamt 100 Flaschen, davon drei für Deutschland. Eine von den dreien wurde für dieses Tasting von Marco geöffnet, ganz lieben Dank dafür! Ich bin gespannt, wo die anderen beiden Flaschen landen werden.
Fazit: Für diese Reihe wurde an KEINER Stelle irgendwas gespart - beim Etikett angefangen, bei den Charakterisierungen der Whiskys weitergemacht bis hin zu den Geruchs- und Geschmacksexplosionen im Glas und auf der Zunge bietet die Macbeth Collection nur das Beste.
Ich bin begeistert.
Über Preise rede ich nie, da muss jeder nach seiner eigenen Kaufkraft und Investitions-Lust schauen, aber auch in den unteren Rängen sind die Whiskys wirklich eine absolute Empfehlung.
Ganz herzlichen Dank an Lexi Livingstone Burgess, Oliver Chilton und Sukhinter Singh (beide Elixier Distillers) , die uns mit ihren Interpretationshilfen Macbeth näher gebracht haben, sowie Marco Bonn vom Brühler Whiskyhaus, der ein fantastischer Gastgeber war und Kirsch Import, der dieses Ereignis überhaupt erst möglich gemacht hat. Der Abend war SPIIIIIITZEEEEE!
Zum Abschluss für euch noch ein paar Foto-Impressionen des Abends.
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