Alter Whisky: Strathisla 1953, Gordon & Macphail, 43%

Die Welt der Whiskys ist in den letzten Jahren besonders vielfältig, bunt und international geworden. Doch wenn es um alten Whisky geht, ist Schottland noch immer das Maß aller Dinge. Und niemand hat so alte Fässer wie Gordon und Macphail. Den Milton 1949 (aus der Strathisla Distillery) konnte ich leider nicht probieren. Aber in meiner Sample-Kiste habe ich noch einen Strathisla 1953 gefunden. 



Strathisla 1953, Gordon & Macphail, Speyside Collection, destilliert 19.12.1953, abgefüllt 21.11.2012, 43%

Aroma: enorm dicht und konzentriert. Ein übersüßer Duft, fast schon sirupartig, strömt aus dem Glas und erinnert an alte, schwere PX-Sherrys. Dazu dieser typische Geruch von Oma's altem Küchenschrank, der sich im Laufe eines langen Lebens angesammelt hat. In der Obernote leicht ranzig, und muffig, darunter Balsamico-Essig und Blütenhonig. Große, weiche Rosinen, getrockneter Tabak und ein Hauch Eichenholzstaub kommen dazu. Sanfte Gewürze, Zimt, Muskat-Blüten, und Pippali-Pfeffer runden die Mischung ab. Ein Traum.

Geschmack: extrem ölig und cremig. Im ersten Antritt süß, fast überreif. Jetzt zeigt sich auch die lange Zeit im Fass - die tanninigen Noten der Eiche treten hervor. 

Nachklang: lang und warm, aber auch holzig, leicht säuerlich und fast bitter. 

Fazit: das ist kein Whisky für die fröhliche Party. Die Aromen sind üppig und dicht, und zwingen zum Langsam-Machen. Riechen, das Glas absetzen, noch mal riechen. Zuviel auf einmal hält man gar nicht aus. Auch beim Trinken ist dieser Strathisla nicht süffig. Eindringlich rüttelt er an Zunge und Gaumen. Schluck um Schluck leert sich das Glas. Die Zeit dehnt sich, und kulminiert in einem einzigen Augenblick.

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