Wie im Mittelalter: Karpfen mit Whisky und Branntwein selber fangen

In der Fachliteratur kann man immer wieder lesen, dass Whisky bzw. Branntwein im Mittelalter vor allem als Medizin benutzt wurde. Mit zunehmender Verbreitung der Destillier-Kenntnisse wurde er aber auch für andere Zwecke eingesetzt. Deshalb möchte ich heute ein bißchen über Whisky, Fische und Angeln plaudern. 


Ein schönes Beispiel für die Verwendung von Branntwein habe ich in einem Haushaltsbuch aus dem Jahre 1665 gefunden.  Gedruckt wurde es in Mainz. Branntwein war zu diesem Zeitpunkt weitläufig bekannt und wurde benutzt, um Karpfen zu fangen. Da der Autor darauf hinweist, dass er dieses Rezept für Angel-Köder aus einem "alten Buch" hat, können wir davon ausgehen, dass die Methode, Fische mit Brandwein zu fangen, deutlich älter  ist als 1665. 

Es klingt gar nicht so kompliziert, wie man denken könnte, und vielleicht haben die Angler unter euch ja Lust, das Rezept einmal auszuprobieren. Ob die Fische dadurch wohl besoffen wurden? Über Berichte, ob das Rezept auch funktioniert, würde ich mich jedenfalls freuen. Hier das Branntwein-Karpfen-Fang-Rezept anno 1665:


Das Mainzer Branntwein-Fischfang-Rezept muss jedenfalls sehr erfolgreich gewesen sein. 200 Jahre später wurden - in einer abgewandelten Form - Fische auch mit Whisky-Bällchen gefangen, wie uns diese Textstelle von 1893 beweist.



Eine andere Möglichkeit, mit Whisky Fische zu fangen, haben die Fischer im schottischen Küstenörtchen Wick praktiziert. Dort wurde der Whisky jedoch nicht von den Fischen, sondern von den Fischern konsumiert. Und wenn man da mal genau drüber nachdenkt, macht das ja auch ziemlich viel Sinn. Wenn die Fischerboote mit ihrem Fang vom Meer zurückkehrten, erhielten die Männer pro Boot eine ganze Flasche Whisky als Belohnung und pro Mann zusätzlich noch mehrere Gläser. Auch den Frauen, die die Fische für die Fischfabriken in Wick ausnahmen, stand 1834 eine tägliche Whisky-Ration von 3 Gläsern zu. Wie groß die Gläser waren, weiß ich allerdings nicht.



Für einen Karpfen, der mit Whisky gefangen wurde, braucht man natürlich auch ein Karpfen-Whisky-Rezept. Ein besonders schönes Rezept ist für Whisky und Fisch ist ein Rezept mit Karpfen und Laphroaig, bei dem Laphroaig Whisky in den Fisch-Fond gegeben wird. Entwickelt wurde es 2020 von Leopold Wrenkh in Zusammenarbeit mit Laphroaig. 


Und hier das Rezept:

Koriander-Karpfen mit Laphroaig-Parfüm nach Leopold Wrenkh

Zutaten

Für 4 Personen
800 g Amur Filet (geht auch mit normalem Karpfen)
600 g Gemischtes Wurzelgemüse (Karotte/Gelbe Rübe, Lauch, etc.)
80 g Koriander Frisch (einige Zweige)
800-1000 ml Gemüsefond oder Wasser
2 cm Ingwer
1 TL Sesamöl
Laphroaig Single Malt Whisky

Zubereitung
Gemüse und Ingwer schälen und putzen, bei Bio Gemüse die Schalen ca. 35 Minuten mit Wasser bedeckt und nicht zu stark auskochen (Fond). Gemüse zu Julienne (Streifen) schneiden. Ingwer und ca. 1 cl Laphroaig Single Malt in den fertigen Fond geben, erneut kurz aufkochen. Gemüse einlegen, Karpfenfilets einlegen, ca. 3-5 min. sieden lassen, mit Salz abschmecken. Vor dem Servieren Korianderzweige einlegen und mit Sesamöl beträufeln.


Eurer Fantasie sind natürlich keine Grenzen gesetzt, euer eigenes Whisky-Karpfen-Rezept zu entwickeln. Wohl bekomm's!


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