Im März, als alles zu gemacht hat, war ganz klar,
dass wir mehr online machen müssen und dort auch präsenter werden müssen. Sehr
schnell sind wir mit Live Streams gestartet und hatten dazu viele irische Gäste
aus den Destillerien. Auch haben wir Online Tastings zu diversen Whiskey- und
Ginthemen veranstaltet und diese wurden gut angenommen. Leider konnten wir
damit aber noch nicht genug Verkostungsmöglichkeiten bieten, daraus ist dann das
Irish Whiskey Wochenende entstanden. Da fast keine Messen stattfinden und auch
bei Weitem nicht so viele Tastings, fehlt einfach die Möglichkeit neue Abfüllungen
zu probieren, das möchten wir am Irish Whiskey Wochenende ermöglichen.
MM: Hat sich das Konsumverhalten deiner Kunden durch
den vergangenen Lockdown eigentlich geändert? Hat man mehr, weniger oder anders
eingekauft?
Mareike: Während des Lockdowns war das Kaufverhalten definitiv
anders als zuvor. In dieser Zeit haben wir sehr viel Poitin verkauft, was sonst
ja nicht so unser Kerngeschäft ist. Zwischendurch kam uns die Vermutung, dass
er wahrscheinlich als Desinfektionsmittel gekauft wird.
MM: Ja, mit Poitin kann man sicherlich innerlich und
äußerlich gut desinfizieren ;-) Lass uns noch etwas detaillierter über das Irish
Whiskey Wochenende reden. Welche technischen Voraussetzungen brauche ich, wenn
ich an einem Tasting während des Irish Whiskey Weekends teilnehmen möchte?
Mareike: Um an dem Irish Whiskey Wochenende teilnehmen zu
können, benötigt man keine besonderen technischen Voraussetzungen. Jeder
Teilnehmer bekommt einen Link geschickt, mit dem er sich zu dem Irish Whiskey
Wochenende anmelden kann. Also ein Computer, Laptop oder Tablet sollte man zu
Hause haben, ansonsten benötigt man nichts. Das Wochenende wird in einem
geschlossenen Online-Raum stattfinden. Nur die Käufer der Tasting Sets können
auch die Streams sehen. In jedem Live-Stream wird der Eigentümer oder Master
Distiller der Destillerie seine Produkte vorstellen und ich selbst werde auch immer
mit online sein. Die Teilnehmer haben die Chance ihre Fragen und Anmerkungen im
Chat zu schreiben oder sich live dazu zu schalten.
MM: Das ist organisatorisch gewiss eine große
Herausforderung für dich. Wie viele Brennereien werden an dem Irish Whiskey
Wochenende teilnehmen und wie hast du das Programm über die beiden Tage
verteilt?
Mareike: Insgesamt wird es elf Live Tastings geben: sieben
Destillerien, drei Whiskey Bonder und ein Tasting mit meinen Sonderabfüllungen.
Am Samstag wird es sechs Tastings geben und am Sonntag fünf. Zur Auflockerung
wird es zwischen den einzelnen Tastings feinste Irish Folk Music geben.
MM: Kannst du uns etwas mehr über die Modalitäten
verraten? Wie lange werden die Tastings dauern, und wie viele Drams sind in
einem Set enthalten?
Mareike: Ein Tasting wird 45 Minuten dauern.
Selbstverständlich haben wir etwas Puffer eingebaut, doch der Plan ist es bei
den 45 Minuten zu bleiben. In jedem Set werden 4 Proben zu je 5 cl enthalten
sein. Dazu gibt es noch ein hochwertiges Tuath Glas. Jedes Set besteht aus 2
Standardabfüllungen, einer Sonderabfüllung und einem New Make.
MM: Den New Make der neuen Brennereien verkosten zu
können ist eine spannende Sache. Aber du hast ja auch Bonder bzw. unabhängige
Abfüller im Programm. Wie wird deren Tasting-Set aussehen?
Mareike: Auch bei den Whiskey Bondern wird es New Make geben.
Two Stacks z. B. arbeitet eng mit Killowen zusammen und erhalten von diesen
einen ganz speziellen New Make, den wir in das Set geben dürfen. Bei Liberator
ist es besonders spannend. Sie arbeiten momentan noch als Whiskey Bonder, aber
sie haben auf ihrem Anwesen ein eigenes Gerstenfeld und diese Gerste durften
sie bereits in einer Destillerie destilieren, somit ist auch von dort der New
Make gesichert. Und J. J. Corry arbeitet seit Kurzem mit der ersten Destillerie
im County Clare zusammen: Glendree. Von der Glendree Distillery wird es einen
Weizen New Make im Set geben. Wie ihr seht, wir wurden kreativ und können
wirklich außergewöhnliche New Makes präsentieren.
MM: Wo kann man sich für das Wochenende anmelden, wenn
man sich dafür interessiert, und wieviel kostet ein Tasting?
Mareike: Es gibt eine eigene Webseite für das Wochenende: www.irish-whiskey-wochenende.de
Unter dem
Reiter Master Classes findet man den Zeitplan und mit einem Klick auf das
gewünschte Tasting wird man im Bestellprozess weitergeleitet. Ein Tasting Set
kostet 36,90 €.
MM: Gibt es auch die Möglichkeit, das komplette Tasting-Set für alle Brennereien
zu buchen?
Mareike: Ja, dafür haben wir ein Super-Paket online gestellt.
Darin enthalten sind alle Tasting Sets und 4 Tuath Gläser. Dieses kostet 369,90
€.
MM: Werden die Sets von Irland oder von Deutschland
aus verschickt?
Mareike: Die Sets werden wir hier in Deutschland abfüllen und dann auch von hier versenden. Der Versand kostet 4,90 € und ab 120 € liefern wir versandkostenfrei.
MM: Kannst du uns noch etwas über die
Sonderabfüllungen erzählen, die du für das Irish Whiskey Wochenende geplant
hast?
Mareike: Ja sehr gerne. Wenn man schon so ein besonderes Event
plant, dann gehört da auch einfach eine Sonderabfüllung dazu. Wir haben uns
hierfür für einen sehr außergewöhnlichen Whiskey entschieden: ein Single Grain
Whiskey, der eineinhalb Jahre im Virgin Oak Fass reifte und danach für 2 Jahre
in ein STA Fass umgefüllt wurde.
MM: Jetzt stelle ich mal eine ganz ketzerische Frage.
Lohnt es sich denn überhaupt, an diesen Tastings teilzunehmen? Viele der neuen
Brennereien in Irland haben noch gar kein eigenes Produkt am Markt, und die
derzeitigen Abfüller ohne eigene Brennerei beziehen ihren Whisky ja auch nur
aus den wenigen und immer gleichen Brennereien, die wir eigentlich schon
ausreichend kennen.
Mareike: Ja es lohnt sich definitiv daran teilzunehmen. Klar
ist es noch immer so, dass viele der Destillerien ihren Whiskey aus den
bekannten Brennereien beziehen, aber dies wird sich ja in den nächsten Jahren
mehr und mehr ändern und wo erhält man schon mal die Möglichkeit so viele
verschieden New Makes zu probieren. Und ich kann versprechen, sie schmecken
alle unterschiedlich und wirklich interessant. Hinzu kommt, dass wir bei den
Sonderabfüllungen bei vielen Sets Abfüllungen dabei haben, die es so in
Deutschland nicht geben wird oder in so kleiner Auflage gemacht wurden, dass
sie gar nicht erst wirklich auf den Markt kommen werden.
MM: Du beobachtest den irischen Whisky-Markt ja seit
einigen Jahren sehr genau, und bei unserem jüngsten gemeinsamen Tasting konnte
ich einige deutliche Veränderungen feststellen. Da waren einige sehr
ungewöhnliche Produkte dabei. Welche Erwartungen hast du, wie sich die
Whisky-Szene in Irland in den kommenden fünf bis zehn Jahren entwickeln wird?
Mareike: Es wird spannend und wir werden sehen, in welche
Richtung sich alles entwickelt. Definitiv wird der Whiskey sich weg entwickeln
von leicht, mild, fruchtig und Vanille. Der ursprüngliche irische Whiskey war
würzig und kräftig und einige der neuen Destillerien gehen zurück zu dieser
Tradition. Klar, wird es auch immer die fruchtigen und leichten Whiskeys aus
Irland geben, was gut ist, aber die Geschmacksvielfalt wird viel größer werden
und der Konsument kann sich für neue Geschmacksrichtungen öffnen.
MM: Besteht nicht auch die Gefahr, dass der irische
Whiskey durch diese Veränderungen an Profil verlieren wird? Oder wird er durch
die neuen Brennereien gewinnen?
Mareike: Der irische Whiskey wird definitiv an Profil
gewinnen.
MM: Glaubst du, dass sich der irische Whisky aus dem
Schatten des schottischen Whiskys lösen wird, und wenn ja, warum?
Mareike: Ich weiß nicht, ob sich der irische Whiskey aus dem
Schatten des schottischen Whiskys unbedingt lösen muss. Die ganze Whiskywelt
wächst und ganz viele andere Länder produzieren Whisky. Ich glaube, dass sich
die ganze Whiskylandschaft verändern wird und die Konsumenten offener werden
sollten für neue Whisk(e)ys.
MM: Wird der Begriff des „Terroirs“ in Irland
zukünftig eine größere Rolle spielen?
Mareike: Ja, ich glaube schon, denn viele der neuen
Destillerien bauen ihre eigene Gerste an. Sie bewerben dies mit einer „Grain to
glass“-Destillerie. Doch gibt es auch Destillerien, die sehr darauf bedacht
sind, lokal zu arbeiten, es aber nicht groß bewerben; z. B. kauft die Connacht
Distillery ihre Gerste auch nur aus einer bestimmten Region im County
Waterford, denn diese Gerste hat die Qualität, die sie für ihren Whiskey haben
wollen.
MM: Waterford steht ja auch für mehr Transparenz.
Gerade da hat es in der Vergangenheit oft gehapert, Transparenz war bisher
etwas, das viele irische Whisky-Produzenten eher vermieden haben. Gibt es
Anzeichen, dass sich diesbezüglich in Zukunft etwas bewegen wird?
Mareike: Im Thema Transparenz bewegt sich seit 2 Jahren in
Irland schon sehr viel und nicht erst seit Waterford. Waterford hat das Thema
Terroirs ins Spiel gebracht, aber Vorreiter von Transparenz ist wohl klar J. J.
Corry. Als Louise ihren ersten Blend heraus brachte, hat sie die genaue
Zusammensetzung und Fassauswahl auf die Flasche geschrieben. Das ist
Transparenz im Whiskey. Leider durfte nicht auf das Etikett schreiben, aus
welchen Destillerien der Whisky stammte, aber in jedem Tasting hat sie diese
erwähnt. Auch viele der neuen Destillerien, die jetzt noch mit zugekauftem
Whiskey arbeiten, sagen inzwischen ganz klar, dass es sich hierbei nicht um
deren eigenen Whiskey handelt.
Leider wird
den Whiskey Bondern im Moment das Leben schwer gemacht. Die Transparenz, wie es
auf den ersten Abfüllungen von Louise zu sehen war, hat ihr viel Ärger eingebracht
und ist nicht mehr erlaubt. Die Irish Whiskey Association hat dies verboten.
Ich vermute als Hintergrund, dass z. B. Midleton bei Jameson nicht darauf
schreiben möchte, wie sich der Whiskey zusammensetzt.
MM: Midleton ist mit Sicherheit ein Machtfaktor. Wie
stark dominiert Midleton – oder besser gesagt Irish Distillers – denn derzeit
den irischen Whisky-Markt? Glaubst du, dass sich das in den kommenden Jahren
ändern wird?
Mareike: Midleton bzw. die Marke Jameson dominieren noch sehr
stark den irischen Whisky-Markt. Jameson ist die führende irische Whiskymarke
und wer an irischen Whiskey denkt, denkt meistens zuerst an Jameson. Diese
Marke hat es sicherlich durch ihren weltweiten Bekanntheitsgrad aber auch den
kleinen Destillerien überhaupt erst ermöglicht, sich einen Platz im irischen
Whiskeymarkt zu sichern. Ich glaube, dass Jameson auch in den nächsten Jahren
noch vorne an sein wird, aber dahinter wird die Vielfalt größer und spannender.
MM: Nicht nur der irische Whisky-Markt, sondern auch
deine eigene Firma hat sich die letzten Jahre sehr stark entwickelt. Welche
Projekte hast du dir für die nahe – und vielleicht auch etwas weiter entfernte
– Zukunft denn vorgenommen?
Mareike: Zuerst möchte ich ein erfolgreiches Irish Whiskey
Wochenende veranstalten ;-) Im nächsten Jahr sind dann aber auf jeden Fall
wieder Einzelfassabfüllungen unter meinen Labels Black Rock und Fairy Cask
geplant. Hier habe ich schon ein paar schöne Fässer in der Pipeline. Außerdem
haben wir einige spannende Projekte mit unseren Distributionsmarken geplant.
MM: Dann
lassen wir uns überraschen, was du uns noch Spannendes nach Deutschland bringen
wirst. Vielen Dank, Mareike, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen
hast.
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