Sternstunde: Billy Walker präsentiert Glenallachie in Wiesbaden
Werbung wegen Markennennung
Billy Walker gehört zu den großen Persönlichkeiten in der schottischen Whisky-Industrie. Einer seiner größten Erfolge war die Umwandlung der Brennereien Benriach und Glendronach von Spielern aus der zweiten Reihe zu Premier-League-Playern. In Wiesbaden hat er jetzt in einem Tasting acht Abfüllungen seines neuesten Projektes präsentiert: Die Whiskys der Glenallachie Distillery.
Für mich war es das absolute Tasting-Highlight des Jahres. Schon vor Wochen hatte ich über FB von diesem Tasting erfahren, und sofort alles daran gesetzt, um auch teilnehmen zu können. Es war das erste Mal, dass ich die Chance hatte, Billy Walker in einem Tasting erleben zu können, und diese Chance wollte ich keinesfalls verpassen.
Nur zwei Tasting-Termine gab es diesmal in Deutschland, in Köln bei Scotia Spirits und in Wiesbaden bei Tom Zemann.
Billy Walker gehört seit langem zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Whisky-Branche, und kann mittlerweile auf über 5 Jahrzehnte Erfahrung in der Whisky-Industrie zurückblicken.
Gleich zu Beginn des Tastings in Wiesbaden gab er einen kurzen Überblick über die Stationen seiner beeindruckenden Karriere, die ich zunächst auch wiedergeben möchte, ehe ich euch von dem eigentlichen Tasting an diesem Abend berichte.
Denn um wirklich zu verstehen, wen man da im Tasting eigentlich vor sich stehen hat, sollte man sich seine Vita in Ruhe ansehen.
Billy Walker: Stationen seiner Karriere
Nach einem erfolgreichen Chemiestudium an der Universität von Glasgow mit Abschluss als B.Sc. (Hons) arbeitete Billy Walker zunächst 4 Jahre als Chemiker im Forschungslabor von Organon Laboratories, ehe er 1967 zu Ballantine's in Dumbarton wechselte. Die folgenden 4 Jahre war er dort für die Malt- und Grain-Produktion sowie die Blending Aktivitäten der Firma zuständig und lernte das Handwerk von der Pike auf.
Nach einem kurzen Intermezzo als Technical Manager der Penecillin-Fermention-Abteilung von Beecham Pharmaceuticals wechselte er 1976 zu Inver House Distillers, wo er 7 Jahre als Master Blender und Technical Manager tätig war. Dort war er auch für die Glenflagler-Brennerei und die Garnheath Grain Distillery in Moffat sowie für die Bladnoch Distillery zuständig.
1983 folgte ein Wechsel zu Burn Stewart Distillers, wo er als Master Blender, Operations Director und Sales Director vor allem für die Blended Whiskys der Firma verantwortlich war. 1988 ergab sich die Möglichkeit, die Firma durch ein Konsortium von bekannten Größen aus der Whisky-Branche zu übernehmen. Einer von ihnen war Billy Walker. In den folgenden Jahren erwarb die Blending Company die Brennereien Deanston (1990), Tobermory (1993) und Bunnahabhain (2003).
2002 wurde Burn Stewart von Billy Walker und seinen Geschäftspartnern an C.L. Finance Company veräußert, ehe sie 2013 von Distell übernommen wurde, in deren Besitz sie sich seither befindet. Billy Walker hingegen erwarb 2004 zusammen mit Geoff Bell und Wayne Kieswetter die Brennerei Benriach. 2008 erwarb man auch die Brennerei Glendronach, die anschließend zu einer Top-Distillery für Sherry-Fass-betonte Abfüllungen ausgebaut wurde. 2013 folge der Erwerb von Glenglassaugh.
2016 trennten sich Billy Walker und seine Geschäftspartner von diesen Brennereien und verkauften die Firma für £281 Millionen an die amerikanische Brown-Forman Corporation.
Doch anstatt an Ruhestand zu denken, machte sich Billy Walker erneut auf die Suche nach einer Brennerei. Vor allem die Brennerei Scapa auf Orkney hätte ihn sehr gereizt. Doch der Besitzer, die französische Pernot Ricard Gruppe, bot ihm stattdessen die Glenallachie-Brennerei an, die bisher nur für die Blended Whiskys der Firma produziert hatte.
Im July 2017 erwarb Billy Walker zusammen mit Trisha Savage (ehemalige Managerin der Benriach-Brennerei) und Graham Stevenson (ehemaliger Direktor bei Inver House Distillers) die Glenallachie-Brennerei.
Und natürlich interessierte uns an diesem Abend vor allem eine Frage brennend: Wo soll die Reise hingehen für die Glenallachie-Brennerei in den kommenden Jahren?
Das Line-up
Das Line-up, das Tom Zemann von Whisky-in-Wiesbaden für diesen Abend im Hotel-Restaurant Wiesengrund in Wiesbaden-Nordenstadt zusammengestellt hatte, konnte sich echt sehen lassen. Insgesamt acht Whiskys wurden zur Verkostung präsentiert:
Glenallachie 12 - 46%
Glenallachie 15 - 46 %
Glenallachie 25 - 46%
Glenallachie 1990/2018 PX #1465 - 53,4%
Glenallachie 1990/2018 50th Anniversary Butt #2517 - 54,6%
Glenallachie 1989/2018 Sherry Butt #100049 - 58,1%
Glenallachie SC 2006/2019 PX #4522 60,8%
Glenallachie SC 2006/2019 Madeira #3772 - 60,9%
Doch bevor es losging, konnten wir alle erst mal an einem leckeren Büffet mit Schweinebraten, Klößen, Rotkraut, Tafelspitz mit Sahnemeerrettichsoße und einem Salatbuffet eine ordentliche Grundlage legen. Und da Whisky bekanntlich Appetit macht, gab es zum Abschluss des Tastings auch noch eine große Käseplatte. Hungrig ist an dem Abend jedenfalls niemand der Teilnehmer ins Bett gegangen.
Schließlich war es dann endlich so weit und das Tasting konnte beginnen. Den Anfang machten zwei Whiskys aus der Standard-Range, der Glenallachie 12 und der neue Glenallachie 15. Hier gab es dann für mich die erste Überraschung; wie uns Billy Walker erklärte, wurde für beide Whiskys die gleiche Rezeptur verwandt:
65% PX-Fässer
25% Oloroso-Fässer
10% Appalachian Virgin Oak
Doch trotz gleicher Rezeptur unterscheiden sich die beiden Whiskys dramatisch. Der Glenallachie 12 ist deutlich eleganter und mit subtileren Noten. Der Sherry-Einfluss ist beim Glenallachie 12 eher verhalten, während der Glenallachie 15 eine sehr vordergründige, fast schon brachiale Sherry-Note aufweist, was ihn derzeit zu einem absoluten Publikums-Liebling innerhalb der Standard-Range macht. Erst nach über einer Stunde Verweilzeit im Glas kommen hier auch andere Aromen wie Vanille oder Karamell zum Vorschein.
Der Unterschied liegt, wie uns Billy Walker erklärte, in der unterschiedlichen Verweildauer des Whiskys in den Sherry-Fässern. Und mir wurde klar, dass uns die Schotten zwar sehr viel verraten, aber noch längst nicht alles.
Die meisten der Fässer bei Glenallachie sind derzeit Ex-Bourbon-Barrels aus amerikanischer Weißeiche. Doch in den kommenden Jahren wird Billy Walker die Brennerei zu einer Sherry-betonten Brennerei transformieren, ähnlich wie er es auch bei Glendronach gemacht hat.
Die nächsten Jahre werden deshalb extrem spannend werden, weil wir beobachten können, wie sich die Abfüllungen Jahr um Jahr verändern werden. Glenallachie befindet sich bereits auf einem guten Weg, doch noch ist das Endziel nicht erreicht, wie uns Billy Walker versicherte.
Der Glenallachie 25 entpuppte sich als einer der großen Favoriten des Abends, ist jedoch leider deutlich teurer als der Glenallachie 15. Mich hat er vor allem an Seide und Samt und helle Marmelade erinnert.
Der Glenallachie 1990/2018 PX (#1465 - 53,4%) hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, ist jedoch deutlich robuster und öliger als der Glenallachie 25, nussige und trockene Aromen bestimmen seinen Charakter.
Auch der Glenallachie 1990/2018 50th Anniversary Sherry Butt (#2517 - 54,6%) hat zu meinen Favoriten gehört. Hier dominierten Rosinen, Bananen, Gewürznelken, Ananas, und dunkle Schokolade.
Der Glenallachie 1989/2018 (#100049 - 58,1%) ist hingegen in der Nase eher von Sultaninen, Mokka, Vanille- und Marmelade geprägt, während er sich auf der Zunge sehr würzig und ölig präsentiert, mit einer leicht schrägen Note, die ihn auf Dauer etwas anstrengend werden lässt.
Glenallachie SC 2006/2019 PX (#4522) reifte zunächst in First-Fill American Barrels und Hogsheads, ehe er in PX-Puncheons umgefüllt wurde. Für mich hatte die Abfüllung zu viel Holz und grüne Bananenschale, aber mein Gegenüber war begeistert. Den sollte man unbedingt erst probieren, ehe man sich zum Kauf entschließt.
Zum Abschluß kam dann noch der Glenallachie SC 2006/2019 Madeira-Fass, (#3772 - 60,9%) der mit Aromen von Orangen, Ananas, Zimt und Minze beeindruckte. Auf der Zunge war er eher trocken und wachsig. Auch diese Einzelfass-Abfüllung kam bei der Mehrheit der Gäste sehr gut an.
Nach dem Tasting gab es dann noch die Möglichkeit, den rauchigen Blended Malt von Billy Walker - MacNair's - probieren zu können. Wie uns Billy verriet, stammt der Rauch von einem peated Allt-a-Bhainne. Wer wollte, konnte seine Flasche auch von Billy Walker signieren lassen.
Sternstunde
Die Teilnehmer hatten enorm viele Fragen an Billy Walker, die der schottische Grandseigneur auch alle beantwortet hat. Ich habe selten ein so fachkundiges Tasting erlebt, und wir wurden alle mit einer Fülle von Informationen belohnt.
Bernhard Rems von Whisky-Experts, der ebenfalls unter den Gästen weilte, hat das ganze Tasting mitgeschnitten, und mit etwas Glück wird es auch auf der Internet-Seite der Whisky-Experts zu finden sein. Wenn ihr euch für die Glenallachie-Brennerei interessiert, solltet ihr unbedingt in das Video hineinschauen, es lohnt sich.
Billy Walker präsentierte sich an diesem Abend in Bestform: "Ich würde nie sagen, dass man zu Whisky kein Wasser und kein Eis zufügen soll. Aber bitte - fügen Sie kein Wasser zu diesen Whiskys dazu". Wer einmal ein Tasting mit Billy Walker erlebt hat, der weiß, wie charmant und gekonnt der Mann die Zuhörer begeistern kann. Wir alle hingen an diesem Abend regelrecht an seinen Lippen.
Und ich glaube, es hat niemand an diesem Abend gewagt, auch nur ein einziges Wassertröpfchen zu seinen Whiskys hinzu zu geben. Naja, fast niemand. Außer unserem Gastgeber Tom Zemann natürlich ;-) ! Aber auch Tom hat Billy dann letztendlich zugestimmt, und laut verkündet, dass wir doch besser kein Wasser zufügen sollen :-)
Trotz der hohen Informationsdichte ging es heiter zu bei dem Tasting, und am Ende waren wir alle absolut beeindruckt. Nicht nur von den Whiskys, sondern auch von Billy Walker. Wir haben fürwahr eine Sternstunde erlebt.
Ein ganz liebes Dankeschön an dieser Stelle nicht nur an Billy Walker, sondern auch an unsere Gastgeber, Tom und Diana, von Whisky-in-Wiesbaden, sowie an die Crew des Hotel-Restaurants zum Wiesengrund und die Firma Kirsch-Whisky, die alle gemeinsam dieses rundum gelungene und fantastische Erlebnis möglich gemacht haben.
Und hier ist der Link zum Mitschnitt des [Billy Walker Tasting Wiesbaden] von Whisky-Experts
Billy Walker gehört zu den großen Persönlichkeiten in der schottischen Whisky-Industrie. Einer seiner größten Erfolge war die Umwandlung der Brennereien Benriach und Glendronach von Spielern aus der zweiten Reihe zu Premier-League-Playern. In Wiesbaden hat er jetzt in einem Tasting acht Abfüllungen seines neuesten Projektes präsentiert: Die Whiskys der Glenallachie Distillery.
Für mich war es das absolute Tasting-Highlight des Jahres. Schon vor Wochen hatte ich über FB von diesem Tasting erfahren, und sofort alles daran gesetzt, um auch teilnehmen zu können. Es war das erste Mal, dass ich die Chance hatte, Billy Walker in einem Tasting erleben zu können, und diese Chance wollte ich keinesfalls verpassen.
Nur zwei Tasting-Termine gab es diesmal in Deutschland, in Köln bei Scotia Spirits und in Wiesbaden bei Tom Zemann.
Billy Walker gehört seit langem zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Whisky-Branche, und kann mittlerweile auf über 5 Jahrzehnte Erfahrung in der Whisky-Industrie zurückblicken.
Gleich zu Beginn des Tastings in Wiesbaden gab er einen kurzen Überblick über die Stationen seiner beeindruckenden Karriere, die ich zunächst auch wiedergeben möchte, ehe ich euch von dem eigentlichen Tasting an diesem Abend berichte.
Denn um wirklich zu verstehen, wen man da im Tasting eigentlich vor sich stehen hat, sollte man sich seine Vita in Ruhe ansehen.
Billy Walker: Stationen seiner Karriere
Nach einem erfolgreichen Chemiestudium an der Universität von Glasgow mit Abschluss als B.Sc. (Hons) arbeitete Billy Walker zunächst 4 Jahre als Chemiker im Forschungslabor von Organon Laboratories, ehe er 1967 zu Ballantine's in Dumbarton wechselte. Die folgenden 4 Jahre war er dort für die Malt- und Grain-Produktion sowie die Blending Aktivitäten der Firma zuständig und lernte das Handwerk von der Pike auf.
Nach einem kurzen Intermezzo als Technical Manager der Penecillin-Fermention-Abteilung von Beecham Pharmaceuticals wechselte er 1976 zu Inver House Distillers, wo er 7 Jahre als Master Blender und Technical Manager tätig war. Dort war er auch für die Glenflagler-Brennerei und die Garnheath Grain Distillery in Moffat sowie für die Bladnoch Distillery zuständig.
1983 folgte ein Wechsel zu Burn Stewart Distillers, wo er als Master Blender, Operations Director und Sales Director vor allem für die Blended Whiskys der Firma verantwortlich war. 1988 ergab sich die Möglichkeit, die Firma durch ein Konsortium von bekannten Größen aus der Whisky-Branche zu übernehmen. Einer von ihnen war Billy Walker. In den folgenden Jahren erwarb die Blending Company die Brennereien Deanston (1990), Tobermory (1993) und Bunnahabhain (2003).
2002 wurde Burn Stewart von Billy Walker und seinen Geschäftspartnern an C.L. Finance Company veräußert, ehe sie 2013 von Distell übernommen wurde, in deren Besitz sie sich seither befindet. Billy Walker hingegen erwarb 2004 zusammen mit Geoff Bell und Wayne Kieswetter die Brennerei Benriach. 2008 erwarb man auch die Brennerei Glendronach, die anschließend zu einer Top-Distillery für Sherry-Fass-betonte Abfüllungen ausgebaut wurde. 2013 folge der Erwerb von Glenglassaugh.
2016 trennten sich Billy Walker und seine Geschäftspartner von diesen Brennereien und verkauften die Firma für £281 Millionen an die amerikanische Brown-Forman Corporation.
Doch anstatt an Ruhestand zu denken, machte sich Billy Walker erneut auf die Suche nach einer Brennerei. Vor allem die Brennerei Scapa auf Orkney hätte ihn sehr gereizt. Doch der Besitzer, die französische Pernot Ricard Gruppe, bot ihm stattdessen die Glenallachie-Brennerei an, die bisher nur für die Blended Whiskys der Firma produziert hatte.
Im July 2017 erwarb Billy Walker zusammen mit Trisha Savage (ehemalige Managerin der Benriach-Brennerei) und Graham Stevenson (ehemaliger Direktor bei Inver House Distillers) die Glenallachie-Brennerei.
Und natürlich interessierte uns an diesem Abend vor allem eine Frage brennend: Wo soll die Reise hingehen für die Glenallachie-Brennerei in den kommenden Jahren?
Das Line-up
Das Line-up, das Tom Zemann von Whisky-in-Wiesbaden für diesen Abend im Hotel-Restaurant Wiesengrund in Wiesbaden-Nordenstadt zusammengestellt hatte, konnte sich echt sehen lassen. Insgesamt acht Whiskys wurden zur Verkostung präsentiert:
Glenallachie 12 - 46%
Glenallachie 15 - 46 %
Glenallachie 25 - 46%
Glenallachie 1990/2018 PX #1465 - 53,4%
Glenallachie 1990/2018 50th Anniversary Butt #2517 - 54,6%
Glenallachie 1989/2018 Sherry Butt #100049 - 58,1%
Glenallachie SC 2006/2019 PX #4522 60,8%
Glenallachie SC 2006/2019 Madeira #3772 - 60,9%
Doch bevor es losging, konnten wir alle erst mal an einem leckeren Büffet mit Schweinebraten, Klößen, Rotkraut, Tafelspitz mit Sahnemeerrettichsoße und einem Salatbuffet eine ordentliche Grundlage legen. Und da Whisky bekanntlich Appetit macht, gab es zum Abschluss des Tastings auch noch eine große Käseplatte. Hungrig ist an dem Abend jedenfalls niemand der Teilnehmer ins Bett gegangen.
Schließlich war es dann endlich so weit und das Tasting konnte beginnen. Den Anfang machten zwei Whiskys aus der Standard-Range, der Glenallachie 12 und der neue Glenallachie 15. Hier gab es dann für mich die erste Überraschung; wie uns Billy Walker erklärte, wurde für beide Whiskys die gleiche Rezeptur verwandt:
65% PX-Fässer
25% Oloroso-Fässer
10% Appalachian Virgin Oak
Doch trotz gleicher Rezeptur unterscheiden sich die beiden Whiskys dramatisch. Der Glenallachie 12 ist deutlich eleganter und mit subtileren Noten. Der Sherry-Einfluss ist beim Glenallachie 12 eher verhalten, während der Glenallachie 15 eine sehr vordergründige, fast schon brachiale Sherry-Note aufweist, was ihn derzeit zu einem absoluten Publikums-Liebling innerhalb der Standard-Range macht. Erst nach über einer Stunde Verweilzeit im Glas kommen hier auch andere Aromen wie Vanille oder Karamell zum Vorschein.
Der Unterschied liegt, wie uns Billy Walker erklärte, in der unterschiedlichen Verweildauer des Whiskys in den Sherry-Fässern. Und mir wurde klar, dass uns die Schotten zwar sehr viel verraten, aber noch längst nicht alles.
Die meisten der Fässer bei Glenallachie sind derzeit Ex-Bourbon-Barrels aus amerikanischer Weißeiche. Doch in den kommenden Jahren wird Billy Walker die Brennerei zu einer Sherry-betonten Brennerei transformieren, ähnlich wie er es auch bei Glendronach gemacht hat.
Die nächsten Jahre werden deshalb extrem spannend werden, weil wir beobachten können, wie sich die Abfüllungen Jahr um Jahr verändern werden. Glenallachie befindet sich bereits auf einem guten Weg, doch noch ist das Endziel nicht erreicht, wie uns Billy Walker versicherte.
Der Glenallachie 25 entpuppte sich als einer der großen Favoriten des Abends, ist jedoch leider deutlich teurer als der Glenallachie 15. Mich hat er vor allem an Seide und Samt und helle Marmelade erinnert.
Der Glenallachie 1990/2018 PX (#1465 - 53,4%) hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, ist jedoch deutlich robuster und öliger als der Glenallachie 25, nussige und trockene Aromen bestimmen seinen Charakter.
Auch der Glenallachie 1990/2018 50th Anniversary Sherry Butt (#2517 - 54,6%) hat zu meinen Favoriten gehört. Hier dominierten Rosinen, Bananen, Gewürznelken, Ananas, und dunkle Schokolade.
Der Glenallachie 1989/2018 (#100049 - 58,1%) ist hingegen in der Nase eher von Sultaninen, Mokka, Vanille- und Marmelade geprägt, während er sich auf der Zunge sehr würzig und ölig präsentiert, mit einer leicht schrägen Note, die ihn auf Dauer etwas anstrengend werden lässt.
Glenallachie SC 2006/2019 PX (#4522) reifte zunächst in First-Fill American Barrels und Hogsheads, ehe er in PX-Puncheons umgefüllt wurde. Für mich hatte die Abfüllung zu viel Holz und grüne Bananenschale, aber mein Gegenüber war begeistert. Den sollte man unbedingt erst probieren, ehe man sich zum Kauf entschließt.
Zum Abschluß kam dann noch der Glenallachie SC 2006/2019 Madeira-Fass, (#3772 - 60,9%) der mit Aromen von Orangen, Ananas, Zimt und Minze beeindruckte. Auf der Zunge war er eher trocken und wachsig. Auch diese Einzelfass-Abfüllung kam bei der Mehrheit der Gäste sehr gut an.
Nach dem Tasting gab es dann noch die Möglichkeit, den rauchigen Blended Malt von Billy Walker - MacNair's - probieren zu können. Wie uns Billy verriet, stammt der Rauch von einem peated Allt-a-Bhainne. Wer wollte, konnte seine Flasche auch von Billy Walker signieren lassen.
Die Teilnehmer hatten enorm viele Fragen an Billy Walker, die der schottische Grandseigneur auch alle beantwortet hat. Ich habe selten ein so fachkundiges Tasting erlebt, und wir wurden alle mit einer Fülle von Informationen belohnt.
Bernhard Rems von Whisky-Experts, der ebenfalls unter den Gästen weilte, hat das ganze Tasting mitgeschnitten, und mit etwas Glück wird es auch auf der Internet-Seite der Whisky-Experts zu finden sein. Wenn ihr euch für die Glenallachie-Brennerei interessiert, solltet ihr unbedingt in das Video hineinschauen, es lohnt sich.
Billy Walker präsentierte sich an diesem Abend in Bestform: "Ich würde nie sagen, dass man zu Whisky kein Wasser und kein Eis zufügen soll. Aber bitte - fügen Sie kein Wasser zu diesen Whiskys dazu". Wer einmal ein Tasting mit Billy Walker erlebt hat, der weiß, wie charmant und gekonnt der Mann die Zuhörer begeistern kann. Wir alle hingen an diesem Abend regelrecht an seinen Lippen.
Und ich glaube, es hat niemand an diesem Abend gewagt, auch nur ein einziges Wassertröpfchen zu seinen Whiskys hinzu zu geben. Naja, fast niemand. Außer unserem Gastgeber Tom Zemann natürlich ;-) ! Aber auch Tom hat Billy dann letztendlich zugestimmt, und laut verkündet, dass wir doch besser kein Wasser zufügen sollen :-)
Trotz der hohen Informationsdichte ging es heiter zu bei dem Tasting, und am Ende waren wir alle absolut beeindruckt. Nicht nur von den Whiskys, sondern auch von Billy Walker. Wir haben fürwahr eine Sternstunde erlebt.
Ein ganz liebes Dankeschön an dieser Stelle nicht nur an Billy Walker, sondern auch an unsere Gastgeber, Tom und Diana, von Whisky-in-Wiesbaden, sowie an die Crew des Hotel-Restaurants zum Wiesengrund und die Firma Kirsch-Whisky, die alle gemeinsam dieses rundum gelungene und fantastische Erlebnis möglich gemacht haben.
Und hier ist der Link zum Mitschnitt des [Billy Walker Tasting Wiesbaden] von Whisky-Experts
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