Warehouse-Tasting in der St. Kilian Distillery

Werbung wegen Markennennung.

Was gibt es schöneres, als einen guten Single Malt Whisky im Lagerhaus direkt aus dem Fass und unverdünnt probieren zu können? Richtig - fünf gute Single Malt Whiskys direkt aus dem Fass. Genau das kann man nun bei St. Kilian in die Tat umsetzen. Seit kurzem bietet St. Kilian als besonderes Erlebnis die sogenannten Warehouse-Tastings an und lässt fassstarke Whisky-Lagerhaus-Träume wahr werden.



Eine alte Bauernregel besagt: "Ist's zu St. Kilian schön, werden viele gute Tage vergehn."  Gemeint ist damit natürlich der Namenstag des irisch-fränkischen Schutzpatrons. Doch man kann dieses Sprichwort auch auf die St. Kilian Distillery beziehen, die nach dem frühmittelalterlichen  Missionsbischof St. Kilian benannt wurde. Denn schön ist sie, die St. Kilian Distillery, und hier werden gewiss noch ganz viele gute Tage vergehen.

Einen der ganz besonders guten Tage in der Brennerei konnte ich vor kurzem selbst miterleben. Oder besser gesagt, einen ganz besonders guten Abend. Denn ich hatte das große Privileg und Vergnügen, bei einem der neu etablierten Warehouse-Tastings in der Brennerei teilnehmen zu können.


Sonderzone Steuerlager


Warehouse-Tastings werden von Whisky-Brennereien bisher kaum angeboten. Doch warum eigentlich nicht? Die Besichtigung des Lagerhauses gehört zu den Höhepunkten eines jeden Brennerei-Besuches. Hier liegen all die vielen, vielen Fässer, die über Jahre reifen müssen, ehe die Addition von Holz, Alkohol und Zeit ein Getränk von magischer Komplexität hervorbringen kann.

Oder weniger prosaisch ausgedrückt: in den Lagerhäusern liegt ein Vermögen. Allein schon das würde als Grund genügen, warum Whisky-Lagerhäuser immer streng verschlossen sind. Doch auch der Zoll hat ein unmittelbares Interesse an diesen Lagerhäusern, in denen Alkoholerzeugnisse unter Steueraussetzung zwischengelagert werden können.



Bei Whisky in Lagerhäusern handelt es sich um eine unverzollte und unversteuerte Ware, weshalb diese Lager vom Zoll überwacht werden. Und genau das ist der Grund, warum ein Warehouse-Tasting gar nicht so einfach durchzuführen ist.

Ein Blick in die Steuerverordnung offenbart, dass in Deutschland das Bundesamt für Finanzen ermächtigt ist, "bei Gefährdung der Steuerbelange Sicherheit bis zur Höhe des Steuerwerts des tatsächlichen Lagerbestands zu verlangen".

Irgendwie gefällt mir der Gedanke, dass unsere Gruppe an diesem Abend eine "Gefährdung der Steuerbelange" dargestellt hat, und für uns besondere Sicherheitsmaßnahmen nötig waren. Als ich Brennmeister Mario Rudolf auf die nötigen Zollformalitäten anspreche, winkt er nur genervt ab: "Unvorstellbar", ist sein lapidarer Kommentar.

Doch ein "Geht nicht" scheint es für die St. Kilian-Brennerei bisher nicht zu geben. Und für das ganz besondere Erlebnis eines Warehouse-Tastings hat man sogar alle zollbehördlichen Hürden überwunden.


Brennereibesichtigung


Ich war jedenfalls ganz schön gespannt auf das Warehouse-Tasting, als ich meinen Weg nach St. Kilian antrat. Bei der Ankunft wurde unsere Gruppe von Master Distiller Mario Rudolf begrüßt, der uns  persönlich durch die Brennerei führte und alle unsere Fragen beantwortete.



Die Tour führte uns von den Getreidesilos an der Malzmühle vorbei zu den hölzernen Washbacks, dem Maischebottich und den beeindruckenden schottischen Pot Stills, die sich auf der oberen Ebene befinden. Hier bekommt man auch ein eindrucksvolles Gefühl dafür, was es bedeutet, in einer deutschen Verschluss-Brennerei zu sein: anders als in Schottland befindet sich die Spirit Still hinter Glaswänden komplett unter Verschluss. Die Tür wird mit einem riesigen, verplombten Zollschloss gesichert.  Nicht einmal die Brennmeister können diesen verschlossenen Glaskasten betreten.



In Deutschland muss auch der Spirit Safe komplett unter Verschluss sein. Lediglich ein kleiner Zapfhahn führt nach außen und erlaubt dem Brenner, eine Geschmacksprobe zu ziehen, wenn der die Cut-Points im Destillationsvorgang bestimmen will.

Hier oben gab es auch den ersten kleinen Zwischenstopp, um den New Make der Brennerei verkosten zu können. Nach einer anschließenden Besichtigung der Abfüllanlage war es dann endlich so weit. Wir begaben uns ins "Steuerlager für Alkoholerzeugnisse".

Auf ins Lagerhaus


Als wir die Lagerhalle betraten, schlug uns sogleich ein unvergleichlicher Duft entgegen. Die ganze Raumluft in der Lagerhalle ist alkohol-geschwängert, und die Holzfässer tun ein übriges, dass es hier aufregend gut riecht.


Rechts und links entlang der Wände stapeln sich unzählige Fässer in den unterschiedlichsten Größen, in Reihen geordnet und von Holzbohlen und Metallträgern gehalten. Vier Mizunara-Fässer ragen prominent in den Raum hinein. Sie wurden erst vor kurzer Zeit per Luftfracht aus Hokkaido eingeflogen und mit unterschiedlich getorftem New Make befüllt. Es wird also noch eine Weile dauern, ehe wir erfahren können, wie sich japanische Eiche mit deutschem Whisky aus Rüdenau verträgt.


Allein die Mizunara-Fässer sind mit 18.000 Euro Anschaffungskosten zu Buche geschlagen. Wir können nur ahnen, wie hoch der Wert der Fässer ist, die rings um uns herum aufgetürmt sind. Inmitten dieser hölzern-flüssigen Vermögenswerte befanden sich fünf Tischgruppen, an denen wir dann Platz nehmen konnten. 




Inzwischen waren wir alle recht hungrig geworden, und die riesige Wurst- und Käseplatten, die auf den fünf Tischen standen, kamen uns sehr gelegen. Dann begann der eigentliche Höhepunkt des Abends: das Verkosten von fünf fass-starken Abfüllungen. Nein, stopp ---- es waren ja gar keine Abfüllungen. Die Drams kamen tatsächlich direkt aus dem Fass!


Die Drams frisch vom Fass:

Den Anfang machte ein ungetorfter Whisky (61,5%) aus einem 190 Liter großen first-fill Ex-Bourbon-Fass mit der Fass-Nr. 1763, in dem zuvor zwei Jahre lang Old Forester gelagert wurde. Obwohl erst dreieinhalb Jahre jung, hat mich der Whisky bereits mit einer unglaublichen Üppigkeit begeistern können.


Dann folgte ein ungetorfter Whisky aus einem 228 Liter großen Spätburgunder-Fass aus Limousin-Eiche, der mit schönen Würznoten und Aromen von trockenen Früchten gefallen konnte (59,4%, destilliert am 4.5.2016).

Diese Abfüllung wird derzeit auch als Distillery-Only Abfüllung im Shop angeboten. Man sollte sich nicht durch das kleine 30-Liter-Fass täuschen lassen: da das original Fass zu groß wäre, um es im Shop aufzustellen, hat man den Whisky in ein kleineres Fass umgefüllt.


Nummer Drei war mein Lieblings-Dram des Abends: ungetorft und gereift im ehemaligen PX-Sherryfass, 56%. Mit nur zweieinhalb Jahren fehlen dem Fass Nr. 2433 noch ein paar Monate, ehe der Inhalt offiziell als Whisky bezeichnet werden darf. Geplant ist, dass der Whisky ab Mai nächsten Jahres als Distillery-Only-Abfüllung erhältlich sein wird - falls bis dahin noch was übrig ist.


Nummer vier war dann endlich ein getorfter Whisky (60,6%, 54 ppm), der fast drei Jahre in einem Ex-Bourbon-Fass (Old Forester) gereift war. Inzwischen war der Abend reichlich fortgeschritten, und wir begaben uns zum Abschluss noch in das gegenüberliegende Fasslager mit den privat käuflichen Fässern.  Hier gab es dann Dram Nr. 5, gereift in einem 30 Liter großen Ex-Ruby-Port-Fass, heavily peated, 2 Jahre alt, 92 ppm. Ein Träumchen reift da heran.


Zu meiner Freude hatte ich bei diesem Tasting auch wieder einige liebe, bekannte Gesichter getroffen. Neben Blogger-Kollegen Andreas (Andreas Whisky-Vitrine), Tim (Whiskyhelden) und Jürgen (Talking about Whisky) habe ich diesmal auch Rainer und Sabine Münch getroffen, die sich derzeit wieder aufgerafft hatten und aus ihrem schottischen Domizil auf ihrer Wahlheimat, der Insel Islay, nach Deutschland angereist waren. Wer die beiden noch nicht kennt, dem sei hier verraten, dass sie auf Islay ein kleines B&B mit dem Namen St. Mary's Cottage betreiben.


Zum Abschluss ging es dann in den Shop der Brennerei, wo wir die verschiedenen, derzeit erhältlichen Abfüllungen probieren konnten und wo wir natürlich auch Abfüllungen kaufen konnten.

Ganz besonders hatte es mir ein ganz neues entwickeltes Produkt der Brennerei angetan: ein Marzipan-Likör! Der mußte unbedingt mit! Es war schon tief in der Nacht, ehe ich mich dann auf den Rückweg ins nahegelegene Hotel zur Krone gemacht habe. Die Brennerei selbst bietet keine Unterkunftsmöglichkeiten, doch der Taxi-Service zu den Hotels in der Umgebung hat super gut funktioniert.

Herzlichen Dank an das Team von St. Kilian für dieses ganz besondere Whisky-Erlebnis.




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