St. Kilian: Deconstructing the "One"

Werbung wegen Markennennung.

Seit einigen Wochen ist offiziell der erste Whisky von St. Kilian erhältlich. Für das Erstlingswerk "One" kamen fünf verschiedene Fassarten zum Einsatz. Dankenswerter weise habe ich von St. Kilian ein Sample-Set der einzelnen Fässer erhalten. Und natürlich war ich neugierig, welches dieser Fässer mir am besten gefalle würde. Ist das Kastanienfass tatsächlich das beste von allen?



Fünf verschiedene Fassarten kamen beim "One" zum Einsatz, und sie sind auch auf dem Etikett der Flasche aufgelistet:

Ex-Bourbon-Fass: 37%
Ex-Martinique Rum-Fass: 37%
Ex-Sherry-Fass: 18%
Ex-Bourbon Quarter Casks: 3%
Kastanienfass: 5%

Die Mischung klingt spannend, und ich war natürlich gespannt, welchem dieser Fässer ich wohl den Vorzug geben würde. Nehmen wir uns die einzelnen Samples also genauer unter die Lupe: 

1) Ex-Bourbon-Fass:

Farbe: helles Gelb

Aroma: Vanille kann ich kaum entdecken, grasige, und ölige Aromen bestimmen das Bild. Nur zögerlich brechen auch fruchtige Anklänge von Aprikosen und reifen Äpfel durch. Vielleicht auch ein bißchen Nuss. Nach einer Weile wird der Ölgeruch leicht teerig-brackig. Über allem liegt eine zarte, pudrige Süße.

Geschmack: Angenehm mildes Mundgefühl, der grasige, ölige Eindruck, der in der Nase vorherrschte, setzt sich auch auf der Zunge fort.

Nachklang: eine milde Würzigkeit bleibt auf der Zunge zurück, und am Ende kommen auch ein paar Eichennoten durch. Mittellang.

Gesamteindruck: eher unspektakulär, aber eine solide Basis, auf deren grasig-öligen Aromen man wunderbar aufbauen kann. Die brackige Teer-Note hat mich überrascht.


2) Ex-Martinique Rum-Fass:

Farbe: blasses Weiß-Gelb

Aroma: ähnliche Grundstruktur wie Sample Nr 1, doch hier sind die Fruchtnoten etwas ausgeprägter, die Süße ist deutlich markanter. Assoziationen an Aprikosen und in Rum getränkte Rosinen und Feigen werden geweckt. Nach einer Weile leicht staubig. Kein Teer.

Geschmack: Schöne Würze, mit Anklängen von Schokolade und Leder. Die Eichennoten überwiegen, am Ende leicht grasig und trockener, als erwartet.

Nachklang: mittellang

Gesamteindruck: Sehr viel gefälliger als Sample Nr. 1. Der ist schon richtig süffig.


3) Ex-Sherry-Fass: 

Farbe: stroh-gelb

Aroma: jetzt kommen die dunkleren Aromen ins Spiel. Rote Sommerbeeren. Die jungen Triebe von frischen Gartenkräutern. Kerbel und ein Hauch Majoran. Aber auch Mandarinen und Nüsse.

Geschmack: angenehmes, rundes Mundgefühl. Leder und grasige Noten.

Nachklang: mittelllang.

Gesamteindruck: der tut schon richtig gut. Ein Gaumenschmeichler. Und keinesfalls zu viel Holz.


4) Ex-Bourbon Quarter Casks:

Farbe: helles Gelb

Aroma: spritzig und frisch gleich beim ersten Nasen-Kontakt. Süße Aromen von frischem Apfel, Mandarinen, Kumquat, Mandel und Marzipan.

Geschmack: mürbe Äpfel, Leder, grüner Tabak.

Nachklang: mittellang, leicht trocken

Gesamteindruck: Die kleinen Fässer haben dem Whisky gut getan, hier passiert schon richtig was im Glas. Angenehm auf der Zunge, mit einer leicht würzigen Süffigkeit.


5) Kastanienfass:

Farbe: dunkles Sirup-Gold

Aroma: Die frischen Obst- und Wein-Aromen sind völlig verschwunden, hier dominieren trockene, sirup-artige und vor allem nussige Töne.

Geschmack: Hui. Starke Holznoten im Vordergrund. Seltsam süß. Auch Leder und Tabak. Markant.

Nachklang: eher kurz, recht trocken.

Gesamteindruck: Interessant und ungewohnt, mit einer ausgeprägten Würzigkeit, aber auch etwas anstrengend. Ein Glas davon würde mir vollkommen reichen.


Fazit:

Man kann die einzelnen Bestandteile tatsächlich im "One" wiederentdecken. Doch im Zusammenspiel erreichen sie eine Cremigkeit, Komplexität und Fülle, die die einzelnen Fässer in dieser Form gar nicht hatten.

Jedes der hier verkosteten Samples hat seine Stärken, aber auch seine Schwächen. Erst durch die Mischung der verschiedenen Fässer ist ein sehr schöner Single Malt Whisky entstanden, bei dem die Stärken der einzelnen Elemente betont und die Schwächen ausgeglichen werden. Es ist die hohe Kunst des Blending und Vatting, die aus interessanten Einzelfässern eine rundum gelungene Gesamt-Komposition machen.

Man darf von einem drei Jahre alten Whisky keine Wunder erwarten, aber mit dem "One" ist St. Kilian ein sehr schönes Erstlingswerk gelungen, das mir sehr gut gefällt. Ich bin  gespannt auf die weitere Entwicklung und ich bin sicher, wir werden von St. Kilian in den nächsten Jahren noch viele schöne Abfüllungen genießen können.


Vielen Dank an St. Kilian für das Tasting Set.

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