Whisky-Blogs: Fluch oder Segen?

In jüngster Zeit ist die Anzahl der whisky-bezogenen Blogs und Vlogs sprunghaft angestiegen. Doch warum? Welche Motivation steckt dahinter? Sind wir Blogger tatsächlich die authentischen Influencer, für die wir uns selbst gerne halten? Oder sind auch wir die Marionetten der Industrie? Eure Meinung interessiert mich - also bitte fleißig kommentieren. 


Vor ein paar Tagen bin ich über diese Anzeige gestoßen, die mich doch sehr nachdenklich gemacht hat:

"Unsere Influencer und Markenbotschafter verbreiten ihren Content authentisch im Netz".

Kein Zweifel, die meisten Marketing-Abteilungen haben die Welt der Blogger entdeckt. Doch auch die umgekehrte Richtung gilt, viele Blogger haben inzwischen die Marketing-Abteilungen entdeckt. Mode, PC-Spiele, Kosmetik und Tourismus sind die Bereiche, die enorm auf die Werbekraft der Blogger setzen - und die eine enorme Leserschaft erreichen. Aber auch die Zahl der Whisky-Blogs ist in den vergangenen ein bis zwei Jahren drastisch gestiegen, auch international.

Viele der besten Blogs werden von Personen geschrieben, die in der Whisky-Branche arbeiten und über ein hohes Insider-Wissen verfügen. Andere finanzieren sich über Werbung oder haben Sponsoren. Viele betreiben ihre Blogs vollkommen ohne finanzielle Zuwendungen. Ich kenne viele der deutschen Whisky-Blogger persönlich, und ich  muss hier eine Lanze für uns brechen: die meisten von uns betreiben ihre Blogs und Vlogs mit unglaublich viel Herzblut und Engagement, und ohne Gewinnabsicht.

Doch was bedeutet eigentlich "authentisch"? Welche Eigenschaften muss ein Blog haben, damit ihr ihn gerne lest? Sind die vielen Blogs tatsächlich eine Bereicherung, die es euch leichter macht, sich in der enormen Vielfalt des Angebots besser zurecht zu finden?

Eure Meinung interessiert mich.

Kommentare

  1. Am Ende des Tages ist jeder Eintrag im Internet eine persönliche Meinungsäußerung und sollte auch so verstanden werden. Nicht jedem Blog-Eintrag liegt eine finanzielle Zuwendung zu Grunde, desweiteren ändern und vor allem erweitern sich Geschmäcker. Mit zunehmender Erfahrung und Kenntnis würde man rückblickend hier und da sicherlich anders bewerten.

    Für die Authentizität entscheidend finde ich vor allem eine gewisse Bandbreite des Bloggers, nicht nur die Kooperationen. Und sind wir ehrlich, der Deutsche neigt ja zum meckern - kein Geheimnis - so erfreut es mich umso mehr, wenn in meinem geliebten Whisky Genre mehr gelobt als getadelt wird ;)

    Unwahre Aussagen sind vom o.g. selbstverständlich ausgenommen, d.h. angelogen werden will neimand! Schmeckt der Brand wie eingeschlafene Füße, darf man dies auch sagen, am Tresen, beim Fachhändler und auch im Blog!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Da kann ich dir aus ganzem Herzen zustimmen, Herr Lutz. Dennoch sehe ich die Gefahr, dass die Bloggosphäre zunehmend von den Marketing-Abteilungen beherrscht wird. Das versuche ich z.B. dadurch zu vermeiden, dass ich immer wieder bewußt nach Whiskys suche, die abseits der großen Konzerne liegen. Vor allem die unabhängigen, kleinen Abfüller in Deutschland haben oft schöne Sachen im Angebot, aber wenig Geld für Marketing.

      Löschen
    2. Selbstverständlich sollte man stets ein offenes Auge für die kleinen Raritäten haben! Starke Vertriebe schützen nun mal einfach nicht vor Fehlkäufen, wobei auch einiger Schrott von kleinen "Goldgräbern" in die Flaschen wandert... Auch die Sache mit den Fass-Anteilen finde ich für den Konsumenten -wie sage ich das am besten- "nicht ideal". Theoretisch könnte der gleiche Whisky mit diversen unterschiedlichen Labeln und Namen ins Regal gelangen.

      Aber solche kleinen Stolperfallen hat es eigentlich in jedem Segment, nicht nur beim Luxus-Hobby Whisky. Somit wird sicherlich mal wieder eine Abfüllung hoch gelobt und am Ende schmeckt sie dann doch nur gewöhnlich oder ein unabhängiger hat sich verschätzt und die Suppe muss nun raus - sowas kann passieren. Ist der Preis noch im Rahmen und fern des Hypes, ist die gewonnene Erfahrung wohl mehr wert man hat zumindest eine Story für das nächste Aufeinandertreffen ;)

      Löschen
    3. Ja, von solchen Stolperfallen können wir wohl alle ein Liedchen singen ;-)

      Löschen
    4. Bei vielen Whisky-Youtubern fällt mir auf, dass sie das jeweils verkostete Produkt kostenlos von jemandem zugeschickt bekommen haben. Einige stellen ihre Videos auch genau zu dem Zeitpunkt ins Netz, an dem das Produkt gerade beginnt den Markt zu erobern. Außerdem sagt kaum einer mal deutlich, dass ihm der eine oder andere Whisky nicht schmeckt.
      Da kann man schon auf den Gedanken kommen, dass diese Leute sich für eine zugeschickte Flasche Whisky billig hergeben und uns damit etwas vormachen.

      Löschen
    5. Heute habe ich mir eins dieser sonntäglichen Verkostungsvideos angesehen. Gegen Ende des Videos fordert der Herr unverblümt auf, aktiv zu werden. Es handle sich zwar um eine limitierte Flasche, aber wir sollten mal nachsehen - es sei bestimmt noch was da ....

      Das klingt schon ein bischen nach Marionette der Industrie.

      Löschen
    6. Ich möchte mich für meine vorangegangenen Kommentare zu diesem Thema entschuldigen.
      Gerechnet hatte ich mit einer lebhaften Diskussion, bei der viele unterschiedliche Meinungen formuliert werden und wir dann auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Das hat sich so nicht entwickelt. Jetzt stehen meine Sätze ziemlich frei und ohne Gegenrede im Netz.
      Das war nicht meine Absicht. Danke an alle Whiskyverkoster, die ihre Eindrücke in Film oder Text zum Ausdruck bringen.

      Löschen
    7. Lieber Anonym,
      Diskussionen laufen heutzutage ja auf vielfältigen Ebenen, und innerhalb einer Facebookgruppe wurde das Thema sehr ausführlich diskutiert, und zwar überwiegend von Bloggern. Ich teile aber deinen Eindruck, dass Diskussionen zum Thema Whisky immer seltener geführt werden - frei nach dem Motto: drink and be happy.
      Vielleicht liegt es daran, dass das Feld in den vergangenen Jahren sehr vielfältig und damit auch unübersichtlich geworden ist. Dadurch wird es natürlich immer schwieriger, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
      Mir ist vor allem der Trend aufgefallen, dass die Mehrzahl der Blogleser sich am meisten für Sonderausgaben interessieren, die eine kleine oder große Rendite versprechen.
      Darüber hinaus habe ich aber auch den Eindruck, dass die Konsumenten sich mehr und mehr daran gewöhnt haben, dass sich die Grenzen zwischen Marketing und Information zunehmend verwischen. Es scheint tatsächlich kaum noch jemanden wirklich zu stören - man sucht sich halt einfach den Blog, der einem am besten gefällt.
      Es verhält sich mit den Blogs wohl genau so wie mit den Abfüllungen heutzutage: da ist so viel auf dem Markt, dass für jeden irgendwo das passende dabei ist.

      Löschen
    8. Liebe margaretemarie,

      ich greife einmal Deinen Satz auf: „Es scheint tatsächlich kaum noch jemanden wirklich zu stören - man sucht sich halt einfach den Blog, der einem am besten gefällt.“

      Ich denke nicht, dass sich Konsumenten daran gewöhnt haben. Es stört sie schon. Aber sie haben keine Chance sich dagegen zu wehren. Diese Einschätzung möchte ich gar nicht auf das Whiskygeschäft begrenzen.

      Ich selbst habe Marketing studiert und weiß so ungefähr wie das läuft. Aber auf diese Whiskyblogger bin ich tatsächlich hereingefallen und habe viel Geld in den Sand gesetzt.

      Sie sitzen so freundlich da, in Ihren Kellern und Wohnzimmern und man hat den Eindruck gleiche Interessen zu haben – ein gemeinsames Hobby. Ich habe dann viele Flaschen gekauft, von denen es hieß, die sollte man unbedingt einmal probiert haben. Sicher ist vieles Geschmackssache, aber da waren Sachen dabei....

      Nach und nach habe ich dann gelernt, was hinter diesen Empfehlungen vermutlich steckt. Ich begann mich zu fragen, woher haben diese Leute alle diese Flaschen? Warum sagen sie, ich soll das kaufen?

      Ich finde es gemein, so zu tun, als wären wir alle eine große Familie und dann nur den eigenen Vorteil sowie meinen Nachteil im Auge zu haben.

      Es gibt ein Video, da sitzen zwei der wohl bekanntesten Whiskyverkoster vor dem Speyside-Büro eines großen Whiskyherstellers. Was haben die da gemacht? Sich über Farbstoff im Whisky beschwert? Oder arbeiten die für diesem Hersteller?

      Vielleicht kann man das Whiskymarketing in zwei Kategorien unterteilen: Blended Whiskys bringen die große Kohle und werden beispielsweise im Fernsehen und bei großen Sportveranstaltungen beworben. Werbung für Singel Malt läuft dagegen über die Blogger. Richtig?

      Doch nun zu Deiner Frage was "authentisch" eigentlich bedeutet. Da hilft der Duden: es muss echt sein und den Tatsachen entsprechen.

      Löschen
    9. Kaum ein Blogger hat gestern vergessen, Diageos Pressemitteilung bezüglich Port Ellen und Brora an seine Leser zu geben. Diageo wird es freuen.

      Löschen
    10. Hallo Anonym,

      das Feld der Whisky-Blogger ist so vielfältig wie die Anzahl der Abfüllungen. Die meisten sind in der Branche tätig. Und natürlich wollen die verkaufen. Und an dieser Stelle widerspreche ich dir: der größte deutsche Whiskyverkoster ist ein Retail-Händler. Der bloggt nicht aus Langeweile, sondern weil er das Zeug verkauft. Die Leute wissen das alle, und sie schauen seine Whiskys mit Begeisterung! Influencer Marketing funktioniert deshalb, weil die Mehrzahl der Menschen bereitwillig einer anderen Meinung folgt.

      Das Feld der Whisky-Blogger ist breit gestreut. Manche verdienen Geld mit ihren Blogs. Das kann man verwerflich finden, ich kann aber auch die Gegenfrage stellen: warum sollten sie ihre Informationen kostenfrei liefern?

      Am anderen Ende der Skala hast du jene Blogger, die voller Begeisterung sind, aber ahnungslos.

      Wir alle haben eines gemeinsam: wir haben eine Doppelfunktion. Wir informieren. Und gleichzeitig ist jede Information auch Werbung. Es gibt keine Trennlinie mehr.

      Damit wäre ich beim nächsten Punkt: Wenn du dir einen Whisky kaufen möchtest - wo informierst du dich? Beim Wein kaufe ich auf gut Glück. Wenn er nicht schmeckt, kommt er in die Soße. Beim Whisky verliere ich mehr Geld bei einem Fehlkauf. Ich finde es bedauerlich, dass du aufgrund von Empfehlungen einen Whisky gekauft hast, der dir nicht schmeckt. Ist mir auch schon passiert. Aber welche Alternativen gibt es denn? Deinen Händler fragen und den Bock zum Gärtner machen?

      Whisky-Blogger haben meiner Meinung nach ein ganz anderes Problem generiert: sie haben in den vergangenen 10 bis 15 Jahre mitgeholfen, ein immer größer werdendes Publikum über Single Malt zu informieren. Dadurch haben sie die Nachfrage stärker angekurbelt, als das vorhersehbar war. Die Probleme sind bekannt...

      Löschen
    11. Liebe margaretemarie,

      ich freue mich, dass hier nun doch diskutiert wird. Was Du schreibst kann ich gut nachvollziehen. Aber wir sind noch nicht bei Kern angekommen.

      Als Du deine Frage ins Netz gestellt hast, war Dir die Aussage wichtig, dass die meisten Blogger ohne Gewinnabsicht tätig sind. Was Du aber nun schreibst, kommt bei mir wie das Gegenteil an. Lass uns den Begriff Gewinn nicht zu eng auslegen – es geht hier nicht um Steuern.

      Wer eine Information für mich hat, darf dafür auch etwas belommen. Aber die wenigsten Whisky-Blogger haben eine Information die etwas wert wäre. Fast alle verbreiten das, was andere auch schon verbreitet haben. Aber das führt uns hier nun nicht weiter.

      Klar, der berühmteste deutsche Blogger verkauft den Whisky. Vermutlich hat er erkannt, dass er ein erklärungsbedürftiges Produkt verkauft und deshalb erklärt er es – sehr gut sogar. Der Punkt ist für mich, dass er seine Absicht deutlich kenntlich macht. Wenn der mir eine Flasche vorschlägt, weiß ich, dass er die verkaufen will und ich reagiere ähnlich vorsichtig, wie ich auch auf andere Werbung reagiere.

      Mich ärgern die anderen Blogger, die sich geben, als würden sie mit mir ein Hobby teilen und gerne darüber berichten. Mich ärgert das, weil sie mir etwas empfehlen und dabei so tun, als meinten sie es gut mit mir. Es ärgert mich, dass diese Leute eben nicht deutlich dazu schreiben oder sagen: Achtung: meine Empfehlung mache ich nur, weil ich dafür etwas bekomme – kostenlosen Whisky, kostenlose Reisen nach Schottland oder Geld.

      Ein Beispiel aus dem Fernsehen. Da gibt es Sendungen, die den Schriftzug „Dauerwerbesendung“ im Bild haben. Wenn ich das lese, weiß ich Bescheid und filtere die mir gegeben Informationen sorgfältig, bevor ich überlege, etwas zu kaufen.

      Was einige Whiskyblogger tun ist etwas ganz anders: Sie geben sich wie die freundlichsten Menschen der Welt. Vieles kommt sehr schlicht rüber. Manchmal möchte man ihnen geradezu helfen. Aber es sind wohl manche eher gerissene Zeitgenossen, die mit dieser Art meine Aufmerksamkeit und meine Klicks bekommen.

      Es hat für mich etwas Linkes, Hinterlistiges, Gemeines.

      Du kennst viel Blogger persönlich. Hilf mir doch mal, mich zu orientieren. Was denkst Du:

      Wie viele der Whisky-Blogger interessieren sich tatsächlich leidenschaftlich für dieses wunderbare Getränk und wie viele sehen das alles eher sehr geschäftlich?

      Was bringe ich einem Whisky-Blogger ein, wenn ich beispielsweise fünfmal täglich auf seine Seite klicke?

      Ist es für das Geschäftsmodell Whisky-Blogger geradezu existenziell, eben nicht authentisch zu sein? Oder anders: Wer klickt mich noch an, wenn wirklich alle wissen, dass ich daran verdiene, wenn ich 3 Flaschen ins Netz stelle und verschämt frage: Ich kann mich nicht entscheiden?

      Mit Hilfe Deiner Antworten kommen wir dann der Lösung auf Deine Frage näher: Whisky-Blogs: Fluch oder Segen?

      Löschen
    12. Hallo Anonym,

      du stellst da viele Fragen auf einmal. Und letztendlich kann ich ja nur für mich selber sprechen. Fangen wir mal bei den Samples an. Ich bekomme die aus den unterschiedlichsten Quellen.In den letzten Jahren bin ich meist auf Messen gefahren, weil da die Auswahl am größten ist. Kostet mich Benzingeld, eventuell auch Hotelübernachtung, Verpflegung und meistens Eintrittsgeld. Die Kosten variieren zwischen 40 und 300 Euro, je nach Länge und Entfernung. Manchmal habe ich Glück, und jemand steht am Stand, den ich kenne. Dann kriege ich auch schon mal einen Whisky spendiert. Einem Nicht-Blogger gegenüber bin ich also im Vorteil. Ich habe an so einem Wochenende dann ein paar Euro weniger ausgegeben, für die Whiskys, die ich umsonst probieren durfte. Da habe ich dann im Schnitt etwa 5 bis 20 Euro gespart. Wenn mir ein Whisky gefallen hat, schreibe ich auch drüber. Manchmal bekomme ich auch Samples geschickt. Auch hier gilt: wenn mir der Whisky gefällt, schreibe ich drüber, wenn er mir nicht gefällt, schreibe ich nicht - weil es mir keinen Spaß macht, über Sachen zu schreiben, die mir nicht gefallen. Was viele übersehen: bloggen ist mein Hobby. Da investiere ich meine Freizeit. Warum soll ich in meiner Freizeit Dinge tun, auf die ich keine Lust habe? Deshalb wirst du bei mir viel über Ardbeg lesen, und selten über Glenlivet. Ich trinke keinen Whisky, auf den ich keine Lust habe. Manchmal beteilige ich mich auch an Flaschenteilungen. Ist deutlich billiger als auf Messen zu fahren, hat aber den Nachteil, dass ich keine Informationen erhalte. Ich hatte neulich das riesen Glück, eine ganz tolle Frau interviewen zu können, die jetzt in Irland als unabhängige Abfüllerin eine Firma gegründet hat. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft von ihr viele richtig schöne Whiskys kriegen werden. Sie hat auch schon einen Blended Whisky auf den Markt gebracht, den ich für sehr gelungen halte. Ich habe ein Abendessen spendiert bekommen und durfte den Whisky umsonst probieren. Ich bin aber nicht dahin gefahren, damit ich mal umsonst essen darf. Sondern weil mich das interessiert, was sie macht. Und weil ich toll finde, was sie macht. Es gibt aber viele Leute, die neidisch sind. Ist halt so, kann ich nicht ändern.

      Anders sieht es aus bei meiner Tätigkeit als Autorin. Da werde ich für jeden Artikel bezahlt, der von mir veröffentlicht wird. Ist so üblich bei Journalisten. Ich bin auch schon auf Pressereisen eingeladen worden. Das hat einen Riesenvorteil: ich bekomme Informationen, die andere nicht so ohne weiteres bekommen. Damit meine ich jetzt keine Geheimnisse. Sondern einfach Informationen, die ich als Journalist dann weiter gebe. Dafür ist ein Journalist ja da. Als Blogger versuche ich das auch: Informationen weiter zu geben. Ich lese mit Begeisterung andere Blogs. Ein paar meiner persönlichen Favoriten sind zum Beispiel Petra Milde, die oft ganz tolle Reiseberichte drin hat. Oder Markus Weber, der geschmacklich ziemlich auf meiner eigenen Wellenlänge liegt. Oder Udo Kaypinger, der viel Zeit und Geld investiert, um Flaschenteilungen von alten Whiskys zu organisieren, und noch ein paar andere... Manche Blogger finde ich nicht so toll, aber die nenne ich jetzt nicht, weil das meine persönliche Meinung ist. Habe ich jetzt Werbung für Markus, Petra und Udo gemacht? Das ist die Krux an der Sache. Als Blogger teile ich meine persönliche Meinung öffentlich mit. Damit wird meine Meinung automatisch zum Werbeträger. Gleichzeitig habe ich aber auch informiert. Wie willst du das trennen? ...... Fortsetzung weiter unten....

      (... Fortsetzung im zweiten Teil, da ich eine automatische Längenbegrenzung in der Kommentarfunktion habe..)

      Löschen
    13. (.... Fortsetzung...) Drehen wir den Spieß jetzt mal um. Warum liest man Blogs? Wer liest? Und was wird gelesen? Ich bin ja mehr so die Plaudertante, die alles mögliche macht. Einziges Kriterium ist für mich: es muss mich interessieren, und die Informationen, die ich weiter gebe, müssen korrekt sein. Wenn ich Zweifel habe oder es nicht genau weiß, bin ich lieber ruhig. Im Sommer habe ich wochenlang in alten Online-Archiven über die Frühgeschichte der Whisky-Brennerei in Schottland recherchiert. Ist ne irre spannende Story geworden, hat mich extrem viel Zeit gekostet, und wurde kaum angeklickt. Interessiert nur eine kleine Schar von Freaks. Eine Pressemeldung über eine Sonderauflage von Bowmore für den Travel Retail hat hingegen Klicks ohne Ende gebracht. Für mich sind Klick-Zahlen wichtig. Nicht, weil ich damit Geld verdiene. Tue ich nämlich nicht. Sondern weil es für mich eine sehr effiziente Methode ist, um heraus zu finden, was meine Leser eigentlich interessiert. Meine Erkenntnis: Die Mehrzahl der Blogleser kauft einen Whisky, um Geld damit zu verdienen. Die sind vor allem auf der Suche nach Abfüllungen, die man mit Gewinn weiter verkaufen kann und die eine schnelle Rendite versprechen. Wenn ein deutscher Importeur drei richtige tolle Abfüllungen auf einmal auf den Markt bringt, melde ich das gerne. Interessiert aber nur die wenigsten, weil sich Abfüllungen von UA's kaum weiter verkaufen lassen.

      Kehren wir also wieder zur Ausgangsfrage zurück: warum blogge ich? Weil etwa zehn Prozent meiner Leser zu den Freaks gehört, die sich für Whisky begeistern können. Die einen gut gemachten Whisky auch dann zu schätzen wissen, wenn man damit nicht bei seinen Freunden prahlen kann. Weil es die beste Möglichkeit ist, gleichgesinnte zu finden. Und weil ich gerne über Dinge schreibe, die ich toll finde.

      Löschen
    14. Liebe margaretemarie,

      Deinen Kommentar vom 17. Oktober 17 habe ich jetzt mehrmals gelesen. Die Mehrzahl der Blogleser kauft wirklich einen Whisky, um Geld damit zu verdienen?

      Ich bin beim Lesen aber auch an folgender Stelle nachdenklich geworden:“Als Blogger teile ich meine persönliche Meinung öffentlich mit. Damit wird meine Meinung automatisch zum Werbeträger.“

      Ist das so? Brauchte es für diesen Mechanismus früher nicht berühmte Persönlichkeiten, wie Pop-Stars oder Bundestrainer? Wenn das jetzt auch mit normalen Bloggern (bitte nicht falsch verstehen) klappt, welche Verantwortung trägt dann jede Bloggerin?

      Verlassen wir einmal dieses Feld. Ich reiche Dir einmal ein paar Antworten auf Deine Fragen an:

      In jüngster Zeit ist die Anzahl der whisky-bezogenen Blogs und Vlogs sprunghaft angestiegen. Doch warum? Welche Motivation steckt dahinter?
      Nun, ich vermute eine Mischung aus dem Wunsch nach Aufmerksamkeit für die eigene Person und/oder die Aussicht auf materielle Vorteile.

      Sind wir Blogger tatsächlich die authentischen Influencer, für die wir uns selbst gerne halten? Oder sind auch wir die Marionetten der Industrie?
      Schon die Angst des Bloggers, irgendwo nicht mehr eingeladen zu werden oder ein Sample nicht mehr zugeschickt zu bekommen, macht womöglich schon gefügig.

      Doch was bedeutet eigentlich "authentisch"?
      Nun, der Inhalt und die Aussagen müssen wahr sein - den Tatsachen entsprechen. Wenn die Aussagen beeinflusst wurden, etwa durch Bezahlung, Einladung, Geschenke etc. sollte das deutlich gekennzeichnet sein.

      Welche Eigenschaften muss ein Blog haben, damit ihr ihn gerne lest?
      Er muss mir eine neue Information liefern, strukturiert sein und in meiner Sprache erscheinen. Schreibt jemand über einen Brennereibesuch, kann er voraus setzen, dass ich die Anzahl der Brennblasen, der Gärbottiche etc. schon aus dem Jahrbuch kenne. Ich möchte über den Besuch in einer Brennerei wissen, welcher Eindruck vor Ort entstanden ist. Wie hat es da gerochen? War es da sauber? Reift der Whisky wirklich vor Ort oder sind die Lagerhäuser fast leer? ... Befasst sich der Blog mit einer Whiskyverkostung, ist mir klar, dass der Whisky malzig, süß, etc. schmeckt. Aber was macht ihn besonders? Wo steht er im Vergleich mit anderen Whiskys?

      Sind die vielen Blogs tatsächlich eine Bereicherung, die es euch leichter macht, sich in der enormen Vielfalt des Angebots besser zurecht zu finden?
      Nein.

      Löschen
    15. Hallo Anonym,

      danke für deine Ausführungen, du sprichst da viele wichtige Dinge an. Ich blogge jetzt schon eine ganze Weile, und die Blogger-Szene hat sich in dieser Zeit sehr verändert. Es gibt wohl die unterschiedlichsten Gründe, warum jemand bloggt.Und es gibt auch die unterschiedlichsten Gründe, warum jemand einen Blog liest.
      Als ich damit angefangen habe, wurde viel über Whisky diskutiert; ob jetzt der Lagavulin 16 besser ist als die Distillers Edition, welcher Talisker am besten schmeckt und warum usw. Das hat sich heute geändert. Über Whisky wird immer seltener diskutiert, dafür aber um so häufiger geschimpft. Auch wir Blogger geraten zunehmend in die Kritik. Am einfachsten haben es die kommerziellen, die mit ihren Blogs so viel Geld verdienen, dass sie davon leben können. Die haben keine Definitionsprobleme, und sie haben auch die meisten Leser.
      Für private Blogger wie ich es bin, ist die Situation viel komplizierter geworden. Mich beauftragt ja niemand. Andererseits bekomme ich als Whisky-Blogger auch Interview-Termine und Einladungen. Das kann man nun aus zweierlei Perspektive sehen. Die einen freuen sich, dass ich dadurch Informationen aus erster Hand liefern kann. Die anderen rümpfen die Nase, weil das ja alles nur "Marketing" ist.
      Andererseits sollte man den Einfluss von Bloggern auch nicht überschätzen. Auch in Facebook-Gruppen und Whisky-Foren wird fleißig diskutiert und informiert.
      Ich denke, dass es gerade für uns kleine, "private" Blogger in Zukunft immer schwieriger werden wird. Aber vielleicht wird sich der Markt von selbst bereinigen. Wenn wir keine Leser mehr haben, verlieren wir unsere Daseinsfunktion.

      Löschen
  2. Da komme ich wohl ein wenig spät für den ersten Teil der Diskussion ;-)
    Und mittlerweile sind auch etliche zusätzliche Fragen aufgetaucht... egal, ich schreib trotzdem das, was ich dazu sagen möchte.

    Hoppla, und schon sind wir in medias res: "Ich schreibe trotzdem das, was ich dazu sagen möchte", das ist genau das, was ich mache. Mein Blog ist mein Blog. Den schreibe ich für mich. Klingt vielleicht komisch, ist aber so. Natürlich freue ich mich über jeden Kommentar, jede Anregung, jede Rückmeldung von Lesern. Clicks, Keywords und Absprungraten sind mir aber schnuppe. In erster Linie habe ich den Blog für mich. Mit vielen Notes, meinen Notes. Und mit Artikeln über Whisky-Themen, die mich auch interessieren (auch wenn ich nicht viel schreibe...).

    Natürlich könnte ich mit meinem Blog Geld verdienen, weit mehr als ich für meinen lausigen Provider ausgebe. Aber das will ich nicht. Ich will auch keine Aufmerksamkeit erregen (selbst wenn mir das schon vehement unterstellt wurde). Ich möchte unabhängig schreiben, ehrlich schreiben (authentisch?). Damit ich in paar Jahren noch nachlesen kann, ob und wie mir ein Whisky geschmeckt hat. Darum ist es mir recht schnuppe, wie viele Leser der Blog hat. Ein paar schauen immer wieder rein, das reicht mir zu wissen. Beliebtester Post: Die Top-10 der teuersten Whiskys. Soweit dazu.

    Ich habe in den mittlerweile 6 Jahren Bloggerei eine Menge Anfragen für Gast- und Werbeposts, Banner usw. abgelehnt. 2 oder 3 Samples von Brennereien oder Abfüllern habe ich auch ungefragt bekommen, mit der Bitte Notes dazu zu schreiben. Habe ich auch. Wenn mir der Whisky nicht gefallen hat, habe ich fairerweise nachgefragt, ob ich die Notes veröffentlichen soll. Mit Kennzeichnung natürlich. Die Antwort war zwar positiv, aber Samples kamen nie wieder ;-) Wenn mir selbst gekaufte Whiskys nicht schmecken, schreibe ich das natürlich auch.

    Tja, was sage ich zu anderen Bloggern/Vloggern? Youtuber sind mir generell suspekt. Ich kann in einem 10-minütigen Video (mit einleitenden 5 Minuten Blabla über den Dram oder die Brennerei) nach dem spontanen Öffnen einer Flasche keine Aussagen zu Aromen erwarten, die mich interessieren würden. Das ist Kappes für Novizen. Zumal ich auch in etwa weiß, wie viel Geld man bei Youtube machen kann... wenn man es richtig macht. Darum lese ich gerne Meinungen von alteingesessenen Bloggern. Von Leuten, deren Aromenbeschreibungen ich verstehe und übersetzen kann. Der Rest kann gerne Geld verdienen, wie er will.

    Darum weiß ich auch nicht, ob ich mit deiner letzten Aussage einverstanden sein kann, MM. Der Markt wird sich selbst nicht bereinigen, aber er wird sich sortieren. Wir werden immer noch Leser haben, nur das schöne daran ist, dass wir Leser haben, die sich für Whisky interessieren und Spaß daran haben. Darum schreibe ich. Freaks würde ich sie allerdings nicht nennen... jaja, verstehe schon, wie du das gemeint hast :-)

    Alle anderen dürfen gerne für diejenigen tippen und filmen, die Whisky bevorzugen, der preiswert ist und Renditepotential verspricht. Und sich zuweilen von Marketingabteilungen finanzieren lassen. Was ist das schlimmste, was passieren kann? Dass Whisky (= Single Malt) populärer wird? Ja, gerne doch.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hach Stefan, ganz lieben Dank für deinen Kommentar, der tut richtig gut. Und ich gebe dir recht, der Markt wird sich sortieren, frei nach dem Motto: jedem das sein. Und ich hoffe, dass du noch ganz lange weiterbloggst auf www.whisky-journal.de

      Löschen
    2. Hallo Stefan, vielen Dank für Deinen Kommentar! Demnach betreibst Du also einen Blog mit deiner ehrlichen Meinung und völlig frei von Einflussnahmen durch die Industrie. Prima, dann werde ich mal häufiger bei Dir reinschauen.

      Der Markt wird sich nur sortieren, wenn es Transparenz und Kennzeichnung von Werbung sowie von Schleichwerbung gibt.

      Wir können ja mal hier den Versuch unternehmen, zu sortieren. Vielleicht trägt ich ja der eine oder andere Blogger in eine der beiden Kategorien ein.

      Kategorie 1:
      www.whisky-journal.de bietet laut Stefan ehrliche und absolut unbeeinflusste Information

      Kategorie 2:
      whiskyundfrauen.blogspot.de hofft auf ein paar Annehmlichkeiten für die Verbreitung von bestimmten Informationen

      Löschen
    3. Hallo anonymer Kommentar-Schreiber vom 25. Oktober 2017 um 15:54

      Sprache ist eine mächtige Waffe und ich habe lange überlegt, was du mit deinem Post eigentlich sagen willst und warum du das anonym machst.

      Zunächst freut es mich, dass du Stefans Blog endlich entdeckt hast. Stefan ist in der Blogger-Szene ein "Urgestein", bloggt schon eine gefühlte Ewigkeit und ich kann dir seinen Blog nur empfehlen.

      Zudem entnehme ich deiner Äußerung, dass dir mein Blog nicht gefällt. Das ist ok, jeder darf seine Meinung haben und sie äußern.

      Deine Formulierung, dass ich "auf ein paar Annehmlichkeiten" hoffe, hat mich amüsiert und zeigt mir, dass du weder mich noch meinen Blog wirklich kennst. Ich kann das nachvollziehen, ich lese auch keine Blogs von Leuten, die ich nicht mag.

      Aber kommen wir zu dem Kern deines Posts: Du möchtest Blogs mit "Label" versehen. Die "guten" ins Töpfchen, die "schlechten" ins Kröpfchen. Und das Ganze auch noch anonym. Unter dem Deckmäntelchen der "objektiven Kategorien" versuchst du, hier ein "Naming and Shaming" zu erwirken. Darum geht es in dieser Diskussion aber nicht. Hier geht es um die Frage, ob Blogger tatsächlich immer mehr zu sogenannten Influenzern werden und Einfluß auf das Kaufverhalten der Konsumenten ausüben oder nicht, und was das für uns Blogger bedeutet.

      Wenn du Blogger-Bashing betreiben willst, musst du das woanders machen.


      Löschen
    4. Und ich halte mich aus einer Kategorisierungsdiskussion einfach mal vornehm raus. Ist nicht mein Geschmack.

      MM, du fragst, "ob Blogger tatsächlich immer mehr zu sogenannten Influenzern werden".

      Aber ja doch. Gerade Whisky-Neulinge nutzen das Internet, um Infos zu Abfüllungen, Brennereien usw. zu bekommen. Der Laden des Händlers liegt auf dem Datenhighway direkt neben Google-Junction. Die meisten Infos kommen sicherlich noch von Online-Shops. Blogger oder Vlogger sind dann schon die nächsten, die Google als Suchergebnis präsentiert. Das beeinflusst.

      Und du fragst, ob "Blogger (...) Einfluß auf das Kaufverhalten der Konsumenten ausüben oder nicht".

      Das ist auch mit großer Sicherheit so. Aber nicht für die breite Masse der Whiskys - oder der Trinker. Da geht es eher um speziellere Abfüllungen. Wenn Serge oder Ralphy einen Whisky loben (ja, ok, ist bei Serge noch schlimmer...), dann wird ein Hype draus. Wenn sie ihn nicht mögen, steht er etwas länger in den Regalen der Händler. Standardabfüllungen fallen kaum darunter, weil sie einfach zu günstig und "offline" zu präsent sind. Danach muss man nicht unbedingt googeln, wenn man nicht gerade 20 Cent sparen will. Die nimmt man einfach mit.
      Mein Blog wird aufgrund der doch eher überschaubaren Leserzahl so gar keinen Einfluss auf irgendein Verhalten haben ;-)

      Und zuletzt, "was das für uns Blogger bedeutet".

      Das ist eine gute Frage... für mich nix. Ich mach' so weiter wie bisher. Oder wenigstens so ähnlich. Auf jeden Fall unbezahlt.
      Für andere schließe ich mich der Hoffnung des anonymen Schreibers an und bin gegen Schleichwerbung. Als Blogger darf man gerne kostenlose Angebote (Samples, Tastings, Events...) annehmen, sollte dann aber auch sagen, dass man was geschenkt bekommen hat. Ob das der Glaubwürdigkeit von positiven Aussagen jedoch einen Abbruch tut, möchte ich bezweifeln. Dafür müsste man ja wissen, ob ein Blogger/Vlogger auch Negatives veröffentlicht. Und dafür wiederum müsste der schnelllebige Internetkonsument viel lesen/sehen und einen für ihn glaubwürdigen Favoriten finden. Nur werden bei diesem Punkt Sympathie und Popularität auf lange Sicht mit Sicherheit gegen Kompentenz und Glaubwürdigkeit gewinnen. Schade eigentlich...

      Löschen
    5. Ich sehe eher eine Gefahr darin, dass einige wenige, reichweitenstarke Blogs die Szene so dominieren, dass sie beherrschend werden. Im Bereich der Zeitschriften haben wir das ja schon hinter uns. Der Kunde bildet sich ein, dass wir eine unglaubliche Medienvielfalt haben. Und wenn man dann schaut, wieviele Verlage es in Deutschland tatsächlich im Zeitschriftenbereich gibt, staunt man.

      Ich gehöre zu einer Generation, für die Pluralismus ganz wichtig ist. Ich fände es fatal, wenn es in Deutschland nur noch drei große Whisky-Blogs geben würde, die das "Meinungs- und Informations-Monopol" hätten. Wir brauchen viele "Influencer" im positiven Sinn des Wortes - nämlich Einfluß nehmen auf die öffentliche Diskussion.

      Wir brauchen die kleinen Blogs wie deine, Stefan, und all die anderen, damit wir weiterhin eine Meinungsvielfalt haben. Nur dann machen Blogs für mich einen Sinn.

      Löschen
  3. Liebe Margarete,

    auch wenn der Beitrag jetzt schon ein paar Tage alt ist, melde ich mich auch mal als einer der "Influencer".

    Die ganze Diskussion wird aus meiner Sicht hier sehr polarisierend geführt. Entweder man ist einer von den Guten, und nimmt kein Geld für seine Artikel, oder man ist einer von den Bösen, eine Marionette der Marketingabteilungen der großen Konzerne.

    Was ist aber mit dem Zwischenweg? Kann man nicht Whisky mögen, und trotzdem damit sein Geld verdienen? Natürlich ist die Influencer- und Affiliate-Marketing Industrie genau das, eine Industrie, aber eine Industrie, von der alle Seiten profitieren können, dazu komme ich gleich. Und aus meiner Sicht ist auch das Aufsprießen der vielen Blogs und Vlogs nicht das Problem. Mehr Auswahl ist für mich eine positive Sache, ich habe als Leser und Whiskytrinker doch damit die Auswahl, welcher Blog mir am meisten zusagt. Es beschwert sich ja auch keiner, dass, wenn es in meiner Stadt schon 52 Frisöre gibt, noch ein 53ter aufmacht. Ganz im Gegenteil, mit der großen Auswahl finde ich doch eher den Frisör, der zu mit passt. Und keiner zwingt mich, zum Frisör zu gehen, ich kann mir einfach auch die Haare selbst schneiden (aka eben einfach einen Whisky im Geschäft kaufen).

    Jetzt aber zur Marketing-Seite: Es steht jedem Blogger frei, seinen Blog zu monetarisieren oder nicht. Bloggen bedeutet Arbeit, auch wenn es Spaß macht. Und ob ich mich für meine Arbeit bezahlen lassen möchte, oder es wie gesagt als ein Hobby sehe, steht mir auch frei. Natürlich sollte der Verbraucher darauf aufmerksam gemacht werden (Amazon erlaubt beispielsweise auch garkeine Blogs in seinem Affiliate Programm, die keinen Disclaimer haben) und am allerwichtigsten: Es sollten dem Verbraucher keine Nachteile entstehen. Da sehe (und halte) es natürlich auch so: Ich berichte so, wie ich es für richtig halte. Wenn ein Whisky schlecht ist, dann bekommt er auch eine schlechte Bewertung, ganz einfach.

    Und ich glaube die allermeisten Leser sind auch klug genug, um zu merken, ob auf einem Blog jeder Whisky nur in die Unendlichkeit gefeiert wird, dass man ja auf den Link klickt und auch kauft oder ob sich eben wirklich kritisch mit dem (Thema) Whisky auseinandergesetzt wird.

    AntwortenLöschen
  4. Hallo zusammen,

    ich steige ganz ganz spät in die spannende Diskussion ein. Beim Lesen sind mir viele Gedanken durch den Kopf geschwirrt, vieles davon wurde aber schon in der einen oder anderen Form gesagt. Ich selbst gehöre auch zu den Bloggern und die Diskussion über das generelle Thema „als Blogger Geld verdienen“ ist aktuell voll im Gange – und das in allen Bereichen von Beauty- über Reise- und Food- bis eben hin zu Whisky-Blogs. Viele Aspekte sehe ich aber ehrlich gesagt relativ nüchtern. Ich versuche das mal zusammenzufassen.

    1. Jedem Blogger steht es frei, mit seinem Blog Geld zu verdienen (oder es zumindest zu versuchen). Ich finde, dass sich niemand von außen in diese Grundsatzentscheidung einzumischen hat. Ein „du darfst als echter Blogger kein Geld verdienen“ gibt es nicht und ist Unsinn.

    2. Ich bin fest davon überzeugt, dass man mit seinem Blog Geld verdienen und gleichzeitig gegenüber seinen Lesern ehrlich sein kann – und auch muss. Aber es reicht nicht, Ehrlichkeit einfach nur zu beteuern. Dazu gehört zum einen, stets offenzulegen, dass man zum Beispiel das Sample, über das man berichtet, kostenlos erhalten hat. Kurzum: Keine Schleichwerbung betreiben.

    2a. Dazu gehört es aber auch, zu sagen, was man wirklich denkt. Und ich finde genau mit diesem Punkt – eigene Meinung immer und ehrlich kundtun – machen es sich viele Blogger zu einfach. Oft höre ich das Argument: „Wenn ich etwas nicht gut finde, dann schreibe ich gar nicht darüber.“ Das ist meiner Meinung nach total falsch. Begründete negative Kritik ist für den Inhalt eines Blogs genau so wichtig wie positive Kritik und für die Ehrlichkeit gegenüber dem Leser nochmal wichtiger. Außerdem sorgt es für Vertrauen.

    3. Natürlich beeinflussen Blogger das Kaufverhalten des Lesers, dafür braucht es in einem Nischenmarkt keine Promis. Blogger sollten sich darüber im Klaren sein: Großes ABER: Allzu wichtig sollte die versammelte Bloggerschaft (zumindest der Großteil) sich als Influencer aber auch nicht nehmen. Ist nicht so, dass wir Deutschland erzählen, welchen Schnaps man zu kaufen hat (um es jetzt mal übertrieben zu formulieren ;-))

    Ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt klar machen. Ich finde es wie gesagt nicht problematisch, als Blogger Kooperationen mit Unternehmen und dergleichen einzugehen, wenn man sich dabei an gewisse Regeln hält.

    AntwortenLöschen
  5. Hi Chris,

    Ich stimme dir im Großen und Ganzen zu. Nur die Aussage "Begründete negative Kritik ist für den Inhalt eines Blogs genau so wichtig wie positive Kritik und für die Ehrlichkeit gegenüber dem Leser nochmal wichtiger" ist Grundsatz zwar richtig, für mich aber nicht ganz zu Ende gedacht. Äußerst sich ein Blogger ein paar Mal (konstruktiv) negativ über Drams, die er gratis erhalten hat, muss er sich über Schleichwerbung oder Kennzeichnung von Notes über Gratisdrams keine Gedanken machen. Dann schickt ihm bald keiner mehr was kostenlos zu.

    Und der Einfluss von Bloggern ist für die große Masse der Whiskytrinker mMn ausschließlich abhängig von dessen Fähigkeit, sich bei Google Gehör zu verschaffen. Die Handvoll, die einem bei Google nicht gut gerankten Blog folgt oder diesen regelmäßig liest, ist für den generellen Whiskyumsatz zu vernachlässigen.

    Slainte, Stefan

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

THEMA: Tips für ein gelungenes Whisky-Tasting - die 10 besten Formate und was ihr dabei beachten solltet

TASTING NOTES: Ben Bracken 40 - gefärbt, gefiltert und bieder.

Warum "Blend" ein gefährliches Wort ist und was man darüber wissen sollte - Teil 1.

Hier stinkt was: Die Schattenseiten des Irischen Whiskey-Wunders

Lost Distilleries: Elizabeth Harvie and the Paisley Connection. Schluss

Whisky-Fair Limburg: Exclusive Interview with Whisky-Collector Diego Sandrin, Italy