Interview mit Andy MacDonald, Glenmorangie

Vor ein paar Wochen hatte ich auf der Frankfurter Interwhisky die Gelegenheit, mich mit dem Distillery Manager von Glenmorangie, Andy MacDonald, länger zu unterhalten. Das Gespräch war sehr interessant, und ich möchte euch die Informationen keinesfalls vorenthalten. Hier mein Interview: 

Andy MacDonald, Distillery Manager Glenmorangie. Foto: MM

MM: Andy, lass uns mit eurem neuesten Release beginnen, den Glenmorangie Midwinter Night's Dram. Er ist in Deutschland extrem erfolgreich gewesen, und du hast mir vorhin erzählt, dass er bereits ausverkauft ist.


Andy: Ja, ich habe ihn aus dem Tasting herausnehmen müssen, weil wir keine Flaschen mehr haben.

MM: Habt ihr für Deutschland nicht genug davon gemacht?

Andy: Nun, er war ja als Limited Release geplant. Wir haben ihn als schönen Winter-Dram konzipiert, mit dem man am Kaminfeuer sitzen kann, der schöne Gewürznoten im Finish hat. Im vergangenen Jahr gab es ihn zum ersten Mal, und er war eigentlich nur für den britischen Markt gedacht. In diesem Jahr haben wir ihn auch auf Deutschland ausgeweitet, und soweit ich weiß, ist er bereits ausverkauft. Wir werden nächstes Jahr wohl ein paar Flaschen mehr für Deutschland machen müssen.

MM: Wir werden ihn also nächstes Jahr wieder sehen?

Andy: Ja, der Midwinter Night's Dram ist extrem erfolgreich gewesen, denn es ist tatsächlich ein sehr schöner Weihnachts-Dram. Wir werden ihn wahrscheinlich im Oktober oder November 2017 wieder neu auflegen.

MM: Andy, lass uns über dich reden und deine berufliche Karriere.

Andy: Vor 26 Jahren, also 1990, habe ich bei Diageo angefangen, und habe die folgenden 17 Jahre für den Konzern gearbeitet. Ich habe in 15 verschiedenen Malt Distilleries im ganzen Land gearbeitet.

MM: Hast du auch Lieblings-Brennereien?

Andy: Ja, habe ich tatsächlich. Mortlach ist einer meiner Lieblinge, ich habe ein paar Jahre in Dufftown gearbeitet. Dann Talisker, ich war dort vier Jahre als Distillery Manager, und die Brennerei hat noch immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich mochte auch Cragganmore und Dailuaine. 2008 habe ich Diageo dann verlassen, und bin zu Glenmorangie gegangen, und dort bin ich jetzt immer noch.

Bei Glenmorangie ist meine Arbeit vielseitiger, und runder, als bei Diageo. Das fängt an beim Gerstenmalz  bis hin zu dem Punkt, wenn der Whisky in die Flasche kommt. Als Distillery Manager bin ich für alle diese Abläufe verantwortlich. Und auch solche Reisen wie jetzt nach Frankfurt, wo ich mit den Kunden direkt ins Gespräch kommen kann, gehören dazu und machen auch viel Spaß.


Andy MacDonald, Distillery Manager Glenmorangie. Foto: MM


MM: Glenmorangie ist damals ausgebaut worden.

Andy: Als ich 2008 zu Glenmorangie kam, haben wir als erstes die Distillery für 6 Monate geschlossen, und die Produktionskapazität um 50% erweitert. Wir sind von 8 Brennblasen auf 12 Brennblasen hoch gegangen. Das war eine enorme Erweiterung.

MM: Wie hoch ist eure Produktionskapazität derzeit?

Andy: 6,2 Millionen Liter pro Jahr.

MM: Da braucht ihr doch bestimmt jede Menge Fässer und Lagerhäuser für diese enorme Menge.

Andy: Ja, wir brauchen sehr viele Lagerhäuser, denn wir machen ja heute den Whisky, den wir in zehn Jahren brauchen. Wir produzieren heute mehr Whisky als wir verkaufen, damit wir in Zukunft auch für eine wachsende Nachfrage gerüstet sind. Deshalb bauen wir jedes Jahr neue Lagerhäuser.

MM: Wo entstehen diese Lagerhäuser?

Andy: Wir haben ja unsere Lagerhallen auf dem Gelände der Brennerei, und bauen dort derzeit fünf weitere Lagerhallen. Und wir bauen neue Lagerhallen in der näheren Umgebung, in einem Radius von etwa 20 Meilen um die Brennerei herum, an der Küste des Dornoch Firth.

MM: Wie viele leere Fässer benötigt ihr denn pro Jahr?

Andy: Wir brauchen 40.000-45.000 Fässer pro Jahr, überwiegend first-fill und second-fill Fässer aus Amerikanischer Eiche. Sie werden aus den USA direkt in die Brennerei verschickt. Wir füllen unseren New Make überwiegend in Ex-Bourbon Barrels.

MM: Sind die Fässer komplett, wenn sie verschickt werden?

Andy: Jaja, wir kaufen sie ganz, und verschicken sie mit Containern. Sie kommen in der Brennerei in Containern an.

MM: Wie oft bekommt ihr denn einen Container?

Andy: Vier oder fünf mal pro Woche. Das sind pro Ladung etwa 220 Fässer. Wir kaufen außerdem Wein-Fässer in Europa, vor allem Sauternes-Fässer aus Frankreich, und Fässer aus Portugal und Spanien. Wir brauchen diese Fässer für unser Wood-Finish.

MM: Wie oft werden eure Weinfässer benutzt?

Andy: Nur ein Mal, dann werden sie weiter verkauft. Wir benutzen für jedes Finish die Fässer nur ein mal.

MM: Kein Wunder, dass ihr so viele Fässer braucht!

Andy: Es ist nicht einfach, diese Fässer auch zu bekommen. Und es wird immer schwieriger, vor allem bei den Sauternes-Fässern.

MM: Ihr füllt aber nicht in der Brennerei ab?

Andy: Nein, wir haben alle übrigen Produktionsschritte in der Brennerei, aber wir füllen nicht ab. Wir entleeren die Fässer in der Brennerei und mischen den fertigen Whisky in speziellen Mischbehältern, sogenannten Vats, und von den Vats wird der Whisky in Straßen-Tanker gefüllt und nach Livingston gebracht. Dort wird auch Ardbeg abgefüllt.

MM: Sind die Whiskys von Ardbeg und Glenmorangie dort schon mal versehentlich gemischt worden?

In Nachbars Garten...... Foto: MM


Andy: Nein, nein, absolut nein. Obwohl das bestimmt einen interessanter Whisky ergeben würde.

MM: Mit Serendipity ist das aber mal passiert.

Andy: Ja, da war ein Fehler passiert, da wurde Glen Moray und Ardbeg gemischt. Aber jetzt wird das nicht mehr passieren, das kann ich garantieren.

MM: Ihr habt euren Blend leider eingestellt.

Andy: Ja, der BNJ war ein toller Whisky. Aber es ist immer schwieriger geworden, die Malts  zu bekommen, die in diesen Blend hinein gehen. Und wir haben aufgehört, mit Fässern zu handeln. Wir haben BNJ vor zwei Jahren eingestellt, und jetzt produzieren wir nur noch Single Malt.

MM: Auf den Fotos vorhin waren auch blaue Fässer zu sehen. Kannst du uns verraten, was es mit den blauen Fässern auf sich hat?

Andy: Ja, wir haben auch mit "Bio-Whisky" experimentiert, die blauen Fässer enthalten diesen Bio-Whisky. Wir haben aber derzeit nicht vor, ihn abzufüllen. Wir verwenden ihn derzeit auch in unserem 10jährigen Original, aber es gibt keine Pläne, ihn separat abzufüllen. Aber wer weiß, vielleicht wird sich das ja irgendwann ändern. Aber es ist derzeit keine Priorität, weil er nicht einzigartig genug ist, und weil die Nachfrage nicht wirklich besteht.

MM: Welche Pläne gibt es denn derzeit?

Andy: Wir werden bald die Private Edition No 8 herausbringen, aber ich kann noch nichts darüber sagen. Und der 25jährige wird eingestellt und durch alte Vintage-Abfüllungen ersetzt werden. Wir werden jedes Jahr eine neue Vintage herausbringen, in kleinen Mengen.

MM: Und die Preise werden steigen...

Andy: Der Preis wird recht hoch sein, fürchte ich. Es ist ein besonders wertvoller Whisky.

MM: Das ist wirklich schade, ich habe den Quarter Century geliebt.

Andy: Ja, aber du wirst auch die Vintage-Abfüllungen mögen. Sie sind toll.

MM: Danke für dieses Interview, Andy.










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