Interview: Jason Stubbs, Barr an Uisce Irish Whiskey

Irischer Whiskey erlebt derzeit eine fantastische Renaissance. Der jüngste Neuzugang in diesem Segment heißt Barr an Uisce und wurde in Limburg erstmals einem internationalen Publikum vorgestellt. Jason Stubbs, Mit-Eigentürmer der Marke, war dazu eigens von der grünen Insel angereist und hatte die Sharing Angels zu einem kleinen, privaten Tasting am Stand von Irish-Whiskey geladen. In einem Gespräch hat er mir mehr über die Hintergründe seiner Marke verraten - und am Ende für eine wunderbare Überraschung gesorgt.

Jason Stubbs (links), Barr an Uisce. foto: margaretemarie

MM: Jason,  eure Firma besitzt einen Whiskey, aber keine eigene Brennerei. Habt ihr vor, eine zu bauen?

JS: Das ist eine gute Frage. Wir haben vor, ein Fasslager aufzubauen. Für eine Brennerei braucht man eine beachtliche Kapitalmenge. Wir wollen das nicht ausschließen, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht unsere oberste Priorität.

MM: Dann lass uns über den Whiskey reden, den du neu auf den Markt gebracht hast.


TS: Wir haben zwei Abfüllungen. Das erste ist ein 10 Jahre alter Single Malt, der in ehemaligen Bourbon-Barrels gelagert wurde. Er stammt ursprünglich aus der Cooley Brennerei, aber wir verwenden beim Abfüllen Wasser aus unserer eigenen Quelle in Redcross, County Wicklow. Dadurch unterscheidet er sich von anderen Whiskeys, und das gibt ihm auch einen einmaligen Geschmack.

Die zweite Abfüllung ist ein Blended Whiskey mit einem Mischungsverhältnis von 80/20. Er besteht zu 80% aus einem vier Jahre alten Grain-Whiskey, der zunächst sechs Monate lang ein Finish in Oloroso Sherry-Fässern erhält. Dann wird er mit unserem 10 Jahre alten Single Malt geblended. Dadurch unterscheidet er sich deutlich von anderen Blended Whiskeys, die auf dem Markt sind und die meist nur aus vierjährigem Grain und Malt Whiskey bestehen.

Wir haben sehr viel Zeit in der Brennerei mit dem Verkosten von Whiskey verbracht, und wir haben viel probiert, um unseren eigenen Blend zu entwickeln, und wir denken, dass wir einen ganz besonderen Blend erschaffen haben.

Unser Blend enthält auch Wasser aus unserer eigenen Quelle in Wicklow. Neulich hat mich jemand gefragt, was denn das Besondere an unserem Wasser sei, und da habe ich ihm geantwortet: 'Ich trinke das Wasser schon mein ganzes Leben lang, und ich bin 103 Jahre alt, es muss also etwas besonderes sein! ;-)

Jason Stubbs (links), Barr an Uisce. foto: margaretemarien

MM: Ja, du hast dich sehr gut gehalten;-) Was ist denn außer dem Wasser das Besondere an eurem Whiskey?

TS: Wir wollten einen Whiskey mit einer regionalen Identität haben. Für uns ist sehr wichtig, wo wir herkommen. Wir stammen aus der Region Wicklow, die auch "der Garten Irlands" genannt wird. Die Landschaft in Wicklow ist geprägt von seinen sanften Hügelketten und wunderschönen Bäumen und Bächen. Wir haben all das, was andere Regionen in Irland auch haben, aber bei uns findet man all das zusammen in einer Region. Wir sind von der Natur begünstigt.

Mein Partner Ian stammt aus dem Ort Redcross in Wicklow. Seine Familie kommt von dort, er ist dort zur Schule gegangen und er betreibt dort auch seit 10 Jahren eine Kneipe. Whiskey und Kneipe gehört in Irland zusammen. Schon sein Großvater hat eine Kneipe gehabt und Whiskey verkauft. Wir sind die erste Land-Kneipe in Irland, die ihren eigenen Whiskey herausbringt.

Redcross hat auch eine interessante Geschichte: es war ein beliebter Zwischenstopp für die Pferdefuhrwerke aus dem Süden auf ihrem Weg nach Dublin, und die Fuhrleute kamen in der Kneipe von Redcross zusammen, tauschten den neuesten Klatsch aus, sangen Lieder, hatten Spaß und haben den ein oder anderen Dram getrunken, und manchmal auch den ein oder anderen Dram zuviel. Das wollen wir erhalten. Wir wollen mit unserem Whiskey diese alte Tradition der irischen Dorf- und Land-Kneipen feiern.

Jason Stubbs: Barr an Uisce Tasting mit den Sharing Angels

MM: Habt ihr deshalb euren Whiskey Barr an Uisce genannt?

TS: Ja, der Name hat einen engen Bezug zu unserer Heimat. Während der irischen Rebellion gegen die Engländer wurde die Kirche von Redcross zerstört. 1803 wurde ein paar hundert Meter weiter eine neue Kirche gebaut, und man nannte die Kirche und den dazugehörigen Ort Barraniskey, oder auf gälisch Barr an Uisce, was so viel wie "über dem Wasser" bedeutet und das ist auch der Name unserer Whiskey-Marke. Unser Single Malt heißt "1803", um an das Jahr des Wiederaufbaus zu erinnern, und unser Blend heißt "Wicklow Rare", nach der Region, wo er herkommt. Unser 10 Jahre alter Malt stammt zwar von Cooley, aber wir mischen ihn mit unserem eigenen regionalen Quellwasser.  Mit unserem Whiskey wollen wir unsere Geschichte, unsere Nationalität, und unser Leben in einer ländlichen Gemeinschaft feiern. Darum geht es.

MM: Wer steht hinter eurer Firma?

Nur Ian (Jones) und ich. Ian hat viel Erfahrung im Pub-Business. Und wir haben eine Partnerschaft mit einer anderen Brennerei. Seit ich 12 Jahre alt bin, mache ich Musik, und seit meinem 18. Lebensjahr trete ich auch auf Musikbühnen auf. Mein beruflicher Hintergrund liegt in der IT-Branche, aber ich habe schon immer Musik gemacht, alleine oder in einer Band, und seit über 10 Jahren trete ich auch in Ians Bar auf. So entstand eines Tages der Wunsch nach einem eigenen Whisky. Denn Whiskey, ein traditioneller Pub, und Live-Musik gehören einfach zusammen. Und wenn ich das nächste Mal ein Tasting mache, will ich auch meine Gitarre mitbringen und meine Lieder dazu singen.

MM: Du singst irische Lieder und machst Musik? Jason, ich muss dich nachher unbedingt Paddy Schmidt vorstellen. Er ist der Lead-Sänger einer sehr bekannten Musikband für irischen Folk-Rock. Paddy hat heute auf der Whisky-Fair zwei Auftritte und wir erwarten ihn nachher am Stand von Irish-Whiskey. 

JS: Ja, gerne. Vielleicht können wir zusammen musizieren.

MM: Das wäre toll! Aber erzähle mir zunächst noch etwas von euren Zukunftsplänen. 

JS: Am Jahresende, wenn die Regensaison beginnt, werden wir unser eigenes Fasslager anlegen. Wir planen small-batch Abfüllungen, wir wollen nicht mit unserem Whiskey die Welt erobern, wir wollen kein Massenprodukt herstellen. Wir wollen besondere Whiskeys in kleiner Auflage anbieten.

MM: Euer Nachschub ist gesichert?

JS: Ja, auf jeden Fall. Unser Whiskey stammt ursprünglich von Cooley, aber unser Geschäftspartner ist nicht Cooley, sondern West Cork Distilleries. Sie besitzen große Mengen an Cooley-Whiskey und sind unsere langfristigen Partner.

MM: Wird es auch ältere Abfüllungen geben, 12- oder 15jährige Single Malts?

JS: Ja. Wir werden auch abwarten müssen, wie sich der Markt entwickelt. Wir interessieren uns vor allem für die Entwicklung schöner Blended Whiskeys. Uns gefällt die Idee, unseren eigenen Whiskey hervorzubringen. Wir werden in Zukunft sicherlich noch einige Blends erschaffen. Einige "Sharing Angels" waren vorhin beim Tasting ganz begeistert von unserem Blend, vielleicht werden wir eines Tages mal einen Blend zu Ehren von "Whiskey Women" herausbringen.

MM: Jason, die Idee gefällt mir, aber mach bloß keinen Mädchen-Whiskey! Ich danke dir für dieses Gespräch.

Nachtrag: 

Tja, und als wir dann nach diesem Interview an den Stand von Irish-Whiskey zurückkehrten, stand tatsächlich Paddy Schmidt dort. Paddy und Jason haben sich auf Anhieb gut verstanden, und was dann folgte, war einer dieser wunderbaren Momente, wie man sie nur auf einer Whisky-Messe wie in Limburg erleben kann. Jason hat verdammt recht - Irische Musik und irischer Whiskey gehören einfach zusammen. Überzeugt euch selbst und genießt diesen gemeinsamen Auftritt von Jason Stubbs und Paddy Schmidt auf der Whisky-Fair Limburg. Hier das Video:



Viel Spaß beim zuhören - am besten mit einem Barr an Uisce im Glas;-)





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