Naguelann Grand'Pa. Neuer Whisky aus Opas Cidre-Fass

Die bretonische Whisky-Szene ist in diesem Sommer etwas in Wallung geraten. Auf dem Höhepunkt im Streit um die Einführung der Herkunftsbezeichnung "Whisky Breton" kündigte die Brennerei Glann ar Mor vorübergehend sogar an, dass sie schließen werde.  

Während alle Augen und Ohren der Whisky-Blogger auf Glann ar Mor gerichtet waren, blieb ein interessanter Whisky-Neuzugang an Frankreichs nördlicher Küste gänzlich unbeachtet. 

Vor ein paar Tagen hat "Naguelann" den "Cuvèe Grand'Pa" herausgebracht, der in Opas Cidre-Fass reifte. Doch das Fass ist nicht die einzige Besonderheit von Naguelann Grand'Pa.

 
Foto: MargareteMarie



Seit 2006 betreibt Lénaik Lemaître in Panamé/St. Malo ein Restaurant. Zunächst frönte er seiner Whisky-Leidenschaft nur im privaten Kreis, doch 2011 gründete er einen Whisky-Club, der sich seither regelmäßig in seinem Restaurant trifft. Lénaik Lemaître wäre ein schlechter Küchen-Chef, wenn er das Experimentieren und Probieren nicht lieben würde.  Irgendwann wurde es dem Whisky-Sommelier wohl zu langweilig, immer nur die Whiskys von anderen zu trinken. 2014 gründete er die Gesellschaft Naguelann  und kaufte Whisky von verschiedenen bretonischen Brennereien.

Letzte Woche erschien endlich die erste Auflage seines eigenen Whiskys: ein reiner Single Malt. Aus welcher Brennerei das Destillat stammt, soll ein Geheimnis bleiben, doch die Auswahl ist nicht allzu groß. Es gibt derzeit nur vier Brennereien in der Bretagne - Warengham, Des Menhirs, Glann ar Mor und Kaerelis. Da Warenghem auch Bier herstellt, regte uns die stilisierte Hopfendolde auf dem Etikett zunächst zu allerlei Spekulationen an. Auf Nachfragen hat man uns aber versichert, dass sich kein Hopfen im Whisky befindet.

Drei verschiedene Fassarten kamen zum Einsatz: zunächst lagerte der Grand'Pa drei Jahre lang in  Bourbon-Fässern, dann kam er für weitere anderthalb Jahre in sehr alte Cidre-Fässer. Zum Schluss erhielt der Grand'Pa noch ein sechsmonatiges Finish in kleinen Quarter Casks aus Texanischer Eiche, um ihn runder und weicher zu machen. Abgefüllt wird mit natürlichem, reinen Wasser aus einer lokalen Quelle.

Im März kommenden Jahres soll bereits die zweite Edition erscheinen: "Naguelann Mesk" wird ein Blended Whisky sein, der aus Single Malt und Buchweizen-Whisky komponiert werden wird.

Ein Bekannter von mir hatte das große Glück, vor kurzem während seines Bretagne-Urlaubs eine Voredition von Naguelann Grand'Pa zu erhalten. Als er  mir von diesem neuen Whisky erzählte, war ich sofort begeistert, und wir haben uns kurzfristig zu einem kleinen "Whisky-Breton-Tasting" verabredet. Um es spannend zu machen, haben wir diesen bretonischen Frischling dann gegen ein paar gestandene Klassiker getestet.

Hier ist unser Ergebnis:

Foto: MargareteMarie

1. Naguelann Grand'Pa, Single Malt, 41%

Ein schöner Absacker-Whisky, mit einem runden Aroma und angenehmen Zitrus-Fruchtnoten, die sich bei Zugabe von ein paar Tropfen Wasser noch mehr öffnen und unglaublich frisch werden. Sehr mild und leicht würzig, und ein wunderbar ausbalanciertes Fassaroma. Die Holznoten erinnern an Omas alten Küchenschrank und bleiben dezent im Hintergrund, die Vanille-Töne der Bourbon-Fässer harmonieren bestens mit den Calvados-Noten des Cidre-Fasses. Genau das richtige, um abends auf der Gartenbank zu sitzen und mit einem netten Nachbarn zu genießen - am besten unter einem Apfelbaum. Wer Mut hat, trinkt ihn im Sommer auf Eis und wird staunen, wie erfrischend der Whisky aus Großopas Cidre-Fass sein kann.

Foto: MargareteMarie

2. Glann ar Mor, 46%.

Der Glann ar Mor Single Malt fängt süß und sanft an, hat auch leicht florale Noten und eine gute Portion Vanille-Pudding. Doch auf der Zunge wird er frech und bissig, die süße Nettigkeit ist verschwunden, er wirkt fast salzig und lässt uns an Hafenbecken und Meeresluft denken. Doch im Laufe des Abends wird er immer besser, er verliert die Schärfe, wird runder und weicher. Für einen Quicky eher ungeeignet, dieser Whisky braucht Zeit.

Foto: MargareteMarie

3. Armorik, Warenghem, 46%

Sehr weich und rund, getrocknete Früchte, Nüsse, Gewürze. Ein Gaumenschmeichler und Everybody's Darling. Rund und ausgewogen, mit sehr schönem Nachklang. Ein Whisky, der vielen gefällt. Auf Dauer fehlt ihm vielleicht die ein oder andere Kante.

Foto: MargareteMarie

4. Celtic Connextion, destilliert am 8.11.96, abgefüllt am 13.01.2015, Highland, Flaschen-Nr. 252.

Ein Whisky, der Schottland und die Bretagne verbindet.  Mit seinen 18 Jahren sehr reif und erwachsen, mit wunderbar vollen Aromen von Vanille, Karamell, und Nuss. Weinig und würzige Röstnoten. Auf der Zunge dann die schweren Aromen von Wachs, Tabak und Herrenschokolade. Sehr trocken. Für mich das Highlight des Abends.
Foto: MargareteMarie

 5. Kornog, 46%.

Die rauchige Version aus der Brennerei Glann ar Mor. Mit Wasser kommen die Asche-Noten noch stärker heraus, er wird weicher und milder. Insgesamt sehr kräftig, torfig, salzig  und erdig. Ein schöner Whisky für Liebhaber von rauchigem Whisky. So beruhigend wie ein Regenschirm an Schlecht-Wetter-Tagen.

Foto: MargareteMarie

MargareteMarie meint: 

Gegen ausgewachsene Kraftprotze wie dem Kornog oder der Celtic Connexion zieht der Jungspund aus dem Cidre-Fass den Kürzeren. Für sich alleine genommen ist er ein willkommener Abend-Trunk und eine interessante Bereicherung der bretonischen Whisky-Szene. Wer einen Whisky abseits von altbekannten Standards sucht, wird mit ihm so manches nette Stündchen verbringen können. 

Und hier unsere Kurzwertung:

Celtic Connection: die Belohnung nach einem harten, aber erfolgreichen Abschluss
Kornog: der Ohrensessel an Schiet-Wetter-Tagen
Armorik: ein guter Begleiter. Der geht immer.
Glann ar Mor: ein Whisky, der Zeit braucht. Oder einen Whisky-Dekanter.
Naguelann Grand'Pa: Das Betthupferl am Ende des Tages. Ersetzt das Ferrero Rocher auf dem Kopfkisssen.



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