Hot, hotter, hottest: Delitzscher Whisky-Sommer 2015
Regentage haben auch ihre guten Seiten. Wenn der Himmel so richtig schön grau ist, schmeckt der Whisky doppelt so gut. Weshalb der Sommer oftmals eine whisky-freie Zeit ist. Doch auch bei strahlendem Sonnenschein muss man auf sein Trinkvergügen nicht verzichten. Beim zweiten Indie-Whisky-Summer-Festival in Delitzsch herrschten in diesem Jahr schweißtreibende Temperaturen. Und ich habe mehr als eine Möglichkeit entdeckt, wie man bei schwül-heißem Wetter seinen Whisky trotzdem genießen kann. |
Schon bei der Abfahrt war klar: die warme Weste würde ich nicht benötigen. Schwül-heißes Wetter war angekündigt, und vorsichtshalber habe ich die Badesachen eingepackt. Was sich bei der Ankunft als kluge Entscheidung erwies, denn das Quecksilber wollte an diesem Tag gar nicht aufhören, nach oben zu klettern: es sollte der heißeste Tag in Deutschland seit 1881 werden.
Wer konnte, hielt sich an diesem Tag im kühlen Wasser auf. Nur wenige Verwegene fanden vormittags den Weg in die Delitzscher Innenstadt zum jährlichen Peter-und-Paul Stadtfest. Und auch das kleine Whisky-Zeltdorf um die namensgebende Peter-und-Paul-Kirche herum war in der Mittagshitze fast wie ausgestorben.
Foto: MargareteMarie |
An diesem Nachmittag haben alle die Entschleunigung gelernt. Möglichst wenig bewegen. Stattdessen sitzen. Schwatzen. Schwitzen. Warten. Es wird schon wieder kühler werden...
Bei Temperaturen über 40 Grad war der Durst dann ganz gewaltig, vor allem Wasser war sehr begehrt. Whisky hingegen macht nur wenig Spaß, wenn die Flaschen langsam aber sicher die Temperatur der Umgebungsluft annehmen.
Doch mit sinkendem Sonnenstand kehrte auch mein Tatendrang zurück. Schließlich gehe ich ja nicht auf ein Whiskyfest, um nur Wasser zu trinken. Heiß war es aber immer noch, und so habe ich mich auf die Suche nach dem Ultimativen Sommer-Whisky gemacht.
Die erste gelungene Überraschung entdeckte ich dann am Stand von Anam na h-Alba, wo Tom, Melanie, Christian und Tanja zu meiner großen Freude alle Whisky-Etikette über Bord geworfen hatten und eisgekühlte Getränke versprachen: Laphroaig mit Sprite, Talisker mit Grapefruit, Whisky-Likör mit Ginger Ale oder auch einen Laphroaig mit Eierlikör. Und alles richtig schön eisgekühlt!
Ein Laphroaig mit Sprite klingt abenteuerlich, aber die große Hitze ließ mich mutig werden - vielleicht auch übermütig. Ich bestellte mir jedenfalls so einen "Sproaig" - und war begeistert.
Einen Whisky mit Sprite zu mischen wäre für Christoph Rafeld wohl zu banal. Der CEO von Novospirt und ehemalige Bartender, der auch einen Guiness Weltrekord im Cocktail-Mixen innehält, war mit Abfüllungen von Duncan Taylor nach Delitzsch gekommen. Dem 40 Jahre alten Blend Black Bull, den er am Stand mit dabei hatte, wäre ich in der unglaublichen Hitze an diesem Wochenende nicht gerecht geworden. Doch es muss ja nicht immer die teuerste Flasche sein. Gerade an solchen Sommertagen ist ein guter Blend vielleicht sogar die bessere Wahl. Wie beispielsweise der rauchige Islay-Malt Big Smoke.
Für die Liebhaber von rauchigen Whiskys unter meinen Lesern hat Christoph mir deshalb sein Longdrink-Rezept für heiße Tage verraten:
Big Smoke Julep (Longdrink)
6 cl Big Smoke (wahlweise 46% oder 60% Alc)
1 cl frischer Limettensaft
5 blätter frische Minze
Sprite zum Auffüllen
gestoßenes Eis
Minze zwischen den Handflächen anklatschen, mit Whisky und Limettensaft in das vorgekühlte Longdrink Glas geben. Ein wenig ziehen lassen und immer wieder umrühren, bzw. die Minze vorsichtig andrücken. Glas mit gestoßenem Eis füllen und so lange umrühren, bis das Glas von außen beschlägt. Mit gestoßenem Eis auffüllen. Zum Schluss mit Sprite auffüllen.
Nicht ganz so kultiviert, aber ebenso kreativ waren die Jungs vom Leipziger Whisky-Kontor. Sie füllten ihre Nosing-Gläser mit Single-Malt und haben diese dann in mit Wasser gefüllte Bierkrüge eingelassen, die wiederum in einer mit Wasser gefüllten Plastikschüssel standen. Das integrierte Kühlsystem erwies sich als ebenso einfach wie wirkungsvoll, der Single Malt blieb wunderbar kühl. Leider hatte bei den Temperaturen auch mein Akku frühzeitig aufgegeben, das Foto dazu muss ich deshalb schuldig bleiben.
Leckere Cocktails gabs am Stand von Thilo und Nadine Fuchs, die bei ihrem Kühlsystem auf moderne Technologie setzten und ihre Säfte im mitgebrachten Kühlschrank verwahrten. Vor allem ihre Delitzscher Spezialität, der "Naumann Bitter", schmeckt als Mixgetränk mit Birnensaft an heißen Tagen besonders gut. Doch gegen die enorme Hitze kamen auch die elektrisch betriebenen Kühlaggregate nur mit Mühe an, und Sonntags hat dann der Kühlschrank seinen Geist aufgegeben.
Dem neuen Whisky-Likör von Thilo, den er an diesem Wochenende offiziell zum ersten Mal präsentierte, hat das wenig geschadet: seine mild-süße Kräutrigkeit schmeckt immer, egal wie heiß.
Sehr willkommen war mir auch der "Sitting Dram" von Andrea Camineci. Bourbon auf Eis ist ein Klassiker, der an heißen Tagen am besten schmeckt. Durch die Kälte erhalten die süßen Aromen einen Dämpfer und der Bourbon wird nicht nur kühl, sondern auch wunderbar herb, ja fast bitter. Bei hohen Temperaturen ein echter Genuss!
Sharing Angel Tanja |
Dem 20 Jahre alten Fettercain mit Cognacfass-Finish, der dieses Jahr von Anam na h-Alba als offizielle Messeabfüllung herausgebracht wurde, wollte ich eine solch profane Behandlung aber nicht zumuten. Ich habe mir stattdessen eine Flasche mit nach Hause genommen und für kühlere Zeiten beiseite gelegt. Und auch die vielen besonderen Raritäten am Stand von Finest Whisky muss man nicht unbedingt in einen Cocktail gießen.
Vollprofis Foto: MargareteMarie |
Natürlich gab es auch in diesem Jahr ein interessantes Tasting-Programm. Meine Entscheidung, den Besuch der Tastings auf Sonntag zu verschieben, sollte ich aber am nächsten Tag (fast) bereuen: Denn auch am zweiten Tag stand die Gluthitze auf dem Platz um die Kirche herum, und die Tastings wurden abgesagt. Wieso ich dann doch noch zu einem Tasting der ganz besonderen Art kam, habe ich ich meinem letzten Post ja schon erzählt.... (wer den Eintrag verpaßt hat: hier geht's lang)
Sharing Angels mit "Barley, Stills, Mash and Tun" Foto: privat |
Dass wir uns ausgerechnet diese Band ausgesucht haben, hat übrigens einen guten Grund: ihre Mitglieder können nicht nur fantastisch Musik machen, sondern haben auch jede Menge Ahnung von Whisky. Denn sie sind die Brand Ambassadors von Glenfiddich (Rob Allanson), Monkey Shoulder (Cat Spencer) und The Balvenie (Sam Simmons), die in diesem Jahr zum ersten Mal in Delitzsch waren. Aber hoffentlich nicht zum letzten Mal.
Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Besuch aus Berlin. Foto: MargareteMarie |
Rob, Sam und Cat. Foto: MargareteMarie |
Foto: MargareteMarie |
Gell Margarete, du hast dich auch ein bissl in Delitzsch verguckt
AntwortenLöschenMein voller Respekt gilt Allen, die als Aussteller, aber auch als Gäste dieses Wochenende mit Leben erfüllt haben.
Gute Stimmung und eine Top-Atmosphäre auch bei den heißesten Temperaturen, die ich in Verbindung mit Whisky je erlebt habe.
Auf den Plätzen standen liebe Menschen mit Wasserschläuchen, unter denen man durchhuschen konnte. Die heißen Straßen wurden immer mal wieder bewässert, um Abkühlung zu bieten. Am Partyturm die Straße runter hatte man die Bewässerungsschläuche für den Garten kurzum durch die Luft gespannt um nun als kühlende Sprühduschen zu dienen undundund ...
Also an Phantasie und Einsatzfreude sind die Delitzscher kaum zu überbieten.
Ein gelungenes Miteinander!