Laphroaig im Feier-Fieber. Interview mit John Campbell, Distillery Manager

Für die Freunde von Laphroaig wird 2015 ein fantastisches Jahr werden. Bereits in diesem Jahr erschienen vier verschiedene Abfüllungen von der berühmten Brennerei auf der schottischen Hebriden-Insel Islay. 

Und nächstes Jahr sollen anlässlich der 200-Jahr-Feier der Brennerei noch einmal sieben verschiedene Editionen dazu kommen. 

Bei seinem Besuch in Deutschland hatte ich Gelegenheit, mich mit dem Manager von Laphroaig, John Campbell, über die Pläne für 2015, die Laphroaig-Lounge in Berlin, den neuen Cairdeas und Tendenzen für die Zukunft zu unterhalten.

 
Foto: MargareteMarie


MM:  John, Sie haben ein sehr arbeitsreiches Jahr hinter sich mit der Markteinführung von gleich drei verschiedenen Abfüllungen: dem Laphroaig Select, An Cuan Mor und Cairdeas.

John: Ja, und Anfang November kam noch eine limitierte Sonderabfüllung dazu - der Vintage 1991, exklusiv für Deutschland.

MM:  Auch für Schweden gab es eine Sonderabfüllung.

John: Ja, wir haben auch einen 12jährigen für Schweden herausgebracht.

Foto: MargareteMarie

MM: Also ein sehr geschäftiges Jahr. Aber nächstes Jahr wird noch betriebsamer werden.


"Wir wollen ihn genau so machen wie beim letzten Mal"


John: Oh ja. Wir werden im kommenden Jahr viel zu tun haben. Wir planen verschiedene Events über das ganze Jahr verteilt. Wir werden also nicht nur eine einzige, riesige Feier veranstalten, sondern werden verschiedene Aktivitäten im Laufe des Jahres veranstalten, die jeweils unterschiedliche Aspekte in den Mittelpunkt rücken werden.

      Natürlich wird jedes Ereignis auch mit der Herausgabe eines neuen Whiskys verbunden sein. Wir planen 7 verschiedene Abfüllungen für 2015. Drei davon werden Wieder-Auflagen sein:  wir werden den Laphroaig 10 Cask Strength wieder bringen, der nur in der Brennerei erhältlich sein wird, sowie eine Neuauflage des Laphroaig 25.

      Und als erste Abfüllung des Jahres werden wir auch wieder einen 15 Jahre alten Laphroaig herausbringen. Wir wollen versuchen, ihn genau so machen  wie beim letzten Mal, und wir werden ihn auch mit 43% Alkohol abfüllen.

      Wir werden natürlich auch 2015 einen Cairdeas sehen, der diesmal einen ganz besonderen Stil haben wird.

Foto: MargareteMarie


MM: Der 15jährige hat viele Freunde in Deutschland.

John: Ja, es ist wirklich bemerkenswert. Deshalb wollen wir ihn auch genau so wie beim letzten Mal machen. Die Leute können dann den alten und den neuen vergleichen. Als wir den Laphroaig 15 und den Laphroaig 18 in der Brennerei nebeneinander hatten, war es sehr interessant, die Ergebnisse zu vergleichen. Ich denke, das ist auch eine emotionale Sache. Wir haben den Laphroaig 15 zum letzten Mal im Jahre 2008 abgefüllt, und alle warten darauf, dass er jetzt wieder kommt.

MM: Aber der 18jährige wird nicht eingestellt werden, oder doch?


"Wir versuchen, den Leuten das zu geben, was sie wollen."


John: Der 18jährige wird wohl in beschränkter Menge verfügbar sein. Ich bin aber nicht hundertprozentig sicher, es wird auch davon abhängen, welche Entscheidungen in der Marketing-Abteilung gefällt werden. 

MM: Wie werden sich der 15jährige und der 18jährige unterscheiden, wenn man einmal vom Alter absieht?

John: Ach, nicht so sehr, glaube ich. Die alte Abfüllung des 15jährigen hatte ja auch einen gewissen Anteil des 18jährigen enthalten. In der neuen Abfüllung wird auch 16jähriger Whisky enthalten sein. Vielleicht wird der neue insgesamt ein bißchen  jünger ausfallen. Aber wir wollen ihn möglichst so machen wie früher. Wir versuchen, den Leuten das zu geben, was sie wollen, das ist uns sehr wichtig.


Foto: MargareteMarie

MM: Auf was können wir uns noch im nächsten Jahr freuen?

John: Es wird einen Laphroaig 21 für den 21sten Geburtstag der Friends of Laphroaig geben, sowie einen 30 Jahre alten Laphroaig in limitierter Auflage und eine 32 Jahre alte Single-Cask-Abfüllung. Sie werden sich neben dem Alter auch durch die Fassart unterscheiden.

MM: Sind auch Aktivitäten in der Laphroaig Lounge geplant, die vor kurzem in Berlin bei „Wein und Whisky“ von Werner Hertwig neu eröffnet wurde?


"Wir müssen diese Lokalitäten jetzt mit Leben füllen"


John: Ja, ich sollte eigentlich schon im September zur Eröffnung der Lounge nach Berlin kommen, aber leider gab es einen Todesfall in der Familie, und ich musste meinen Besuch in Deutschland aufschieben. Das war natürlich sehr schade, aber Vicky Stevens, unsere Visitor Center Managerin war dort und eröffnete die Lounge.

     Und Dienstag diese Woche war ich dann selbst in Berlin und war auch bei Werner in der Laphroaig Lounge sowie in der Laphroaig Suite im Restaurant The Grand. Sowohl die Laphroaig Lounge als auch die Laphroaig Suite sind sehr schön geworden, sie haben mir beide sehr gut gefallen. Wir müssen diese Lokalitäten jetzt mit Leben füllen und den Whisky dorthin bringen.

MM: Wird es also nächstes Jahr auch Events und besondere Tastings in Berlin geben?

John: Ja, das hoffe ich sehr.

MM: Wieviele Laphroaig Lounges gibt es weltweit?

John: Derzeit gibt es nur vier. Die erste war in Stockholm, und jetzt gibt es auch zwei in Berlin. Die Lounge in Berlin ist die erste, die wir innerhalb eines Geschäftes angesiedelt haben. Mir hat sehr gut gefallen, wie Werner das gemacht hat. Ich war sehr beeindruckt. Mir gefällt auch, dass wir in Berlin jetzt die eine Lounge in einem Geschäft haben, und die andere in einer Bar. Vielleicht wird Berlin jetzt auch die Standards setzen für die Laphroaig Lounges in der restlichen Welt.

Foto: MargareteMarie


MM: Welche Entwicklungen werden wir in der Zukunft sehen? Werden NAS-Whiskys wie Laphroaig Select oder An Cuan Mor das Portfolio nur ergänzen oder werden sie irgendwann dominieren? 

"Letzendlich entscheiden die Leute"


John: NAS-Whiskys bieten eine große Variation an verschiedenen Aromen. Um das zu erreichen, braucht man verschiedene Altersstufen und verschiedene Fassarten. Doch es gibt auch Personen, die Abfüllungen mit Altersangabe bevorzugen. Die Menschen wollen verstehen, was Fass-Reifung bewirkt, welchen Einfluss das Alter auf den Whisky hat. Ich denke, es wird in Zukunft beides geben.

     Als wir bei Laphroaig vor 10 Jahren den Quarter Cask herausbrachten, gehörten wir zu den ersten, die in diese Richtung gearbeitet haben. Und die Nachfrage ist unglaublich hoch. Letztendlich entscheiden die Leute mit ihren Einkäufen, was sie haben wollen. Wenn den Kunden ein Produkt nicht gefällt, kaufen sie es nicht.

     Ich persönlich mag lieber jüngere Whiskys, und der perfekte Laphroaig für mich selbst wäre ein acht Jahre alter Laphroaig.

MM: Warum? Ist ein junger Laphroaig zugänglicher als ein alter?

John: Nein, ich mag an den jungen ganz einfach die Balance von Peat, Alkohol und Aroma.

Foto: MargareteMarie


MM: Wird Whisky mit zunehmendem Alter weniger rauchig?

John: Der Geschmack lässt diesen Eindruck entstehen. Aber tatsächlich ist der Peat-Anteil in allen Whiskys von Laphroaig immer gleich hoch. Je älter sie  werden, desto mehr andere Aromen werden jedoch aufgebaut, und diese werden dominanter. Wir nehmen dann die Phenole nicht mehr so stark war.

      Wenn wir über den Phenol-Gehalt reden, dann reden wir über ppm, also Parts Per Million (Millionstel), und das ist ein sehr, sehr kleiner Anteil. Unsere Zunge ist so empfindsam, dass wir den Unterschied zwischen diesen Millionstel Anteilen schmecken können.

      Der Unterschied zwischen einem Bowmore und einem Laphroaig zum Beispiel ist tatsächlich unglaublich gering. Unsere Zunge kann diesen Unterschied ganz deutlich wahrnehmen. Aber je stärker die anderen Aromen, desto schwächer erscheinen uns die Phenole.

"Wir wollen das mit dem neuen Cairdeas auch zeigen"


MM:  Laphroaig stellt einen Teil des Malzes immer noch selbst her und es unterscheidet sich auch von dem Malz, das zugekauft wird.

John: Ja, unser eigenes Malz hat ein anderes Aromen-Profil wie das Malz, das wir kaufen. Einer der Höhepunkte im nächsten Jahr wird sein, dass wir das auch zeigen werden. Der Cairdeas 2015 wurde mit Malz aus unseren eigenen Floor-Maltings gemacht und ist auch in unseren Lagerhäusern direkt am Meer gereift. Es wird ein sehr traditioneller Laphroaig werden, wie er vor hundert Jahren gemacht wurde.

MM: Oh, das klingt wunderbar. Aber es wird dann wohl nur eine sehr kleine Edition werden?

John: Nein. Natürlich ist es eine Sonderauflage, aber wir wollen sie nicht zu klein machen. Wir planen derzeit eine Auflage von etwa 30.000 Flaschen. Ich denke, viele Leute werden die Gelegenheit haben, ihn zu erhalten.

MM: Wenn man bedenkt, dass es 600.000 Friends of Laphroaig weltweit gibt, ist das eigentlich gar nicht so viel. Aber vielleicht ist das ja eine gute Gelegenheit, mal wieder eine Flasche zu teilen.
John: Das ist eine sehr schöne Idee, das gefällt mir. Es ist immer eine gute Sache, wenn man eine Flasche teilt. Das ist ja auch das, was die Leute tun, in Whisky-Clubs oder als Freunde.

Foto: MargareteMarie
 
MM: Jim Murray hat vor kurzem schottischen Whisky in seinem Whisky-Jahrbuch kritisiert. Was halten Sie davon?

John: Hat er das wirklich? Nun ja, das ist seine Meinung.

MM: Und was ist Ihre Meinung?

"Veilleicht mag Jim keine Veränderungen."


John: Schottischer Whisky hat sich in den vergangenen  fünfzehn bis zwanzig Jahren sehr stark verändert. Der Geschmack der Kunden hat sich geändert. Vielleicht mag Jim keine Veränderungen. Vielleicht wird er alt und hasst Veränderungen.

MM: Ist der Wettbewerb härter geworden?

John: Nein. Aber das Wissen der Kunden ist besser geworden. Sie wählen bewusster. Aber ich weiß nicht so  viel über die Whiskys aus anderen Ländern und von anderen Brennereien. Ich kenne meine eigenen Whiskys am besten. Ich bin wohl nicht die ideale Person für diese Fragestellung. Ich bin ein Spezialist für die Whiskys von Laphroaig.

MM: Wie hat sich der Whisky von Laphroaig in den letzten 20 Jahren verändert?

John: Wir versuchen immer, innovativ zu sein. Cairdeas bietet eine gute Möglichkeit für uns, verschiedene Dinge auszuprobieren und herauszufinden, was den Kunden gefällt. Die Leute wollen auch gerne wissen, was Laphroaig alles kann.

    Beim Cairdeas können wir mit verschiedenen Stilen und verschiedenen Altersstufen experimentieren. Und nächstes Jahr werden wir eine regionale Variante des Cairdeas herausbringen. So was mache ich gerne.

     Und gleichzeitig wollen wir natürlich, dass der 10jährige so bleibt, wie er schon immer war. Wir müssen beides bieten.

MM: John, vielen Dank für dieses Gespräch.


Mehr zum Thema:


Interview mit John Campbell 2013 

Extrem-Kochen: Whisky-Dinner mit Laphroaig

Laphroaig Select: A tough boy tamed

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