Finch bester deutscher Whisky des Jahres

Laura Assenmacher versteht vom Whisky weitaus mehr als die meisten Männer in Deutschland. Denn die junge Frau ist gelernte Destillateurin und arbeitet seit Sommer 2014 bei der Whiskydestillerie Finch.

An der Entwicklung des offiziell besten Whisky Deutschlands 2014 war sie noch nicht beteiligt. Doch die zukünftigen Whiskys der Brennerei Finch wird sie entscheidend mitprägen können.

Auf der Interwhisky habe ich mich mit ihr über den diesjährigen Sieger der Germany's Best Whisky Awards, über deutschen Whisky und über die zukünftigen Entwicklungen bei Finch unterhalten.




MM: Ich habe jetzt also den Sieger der diesjährigen Germany's Best Whisky-Awards im Glas.

Laura: Ja, das ist unser Single Malt aus dem Hause Finch. Er reift für fünfeinhalb  Jahre in Weißweinfässern, und kommt dann noch mal für ein Jahr in eine Sherry-Pipe. Er bekommt dadurch vor allem in der Nase ein ganz starkes Sherry-Aroma. Er ist trotz seiner  42% eigentlich sehr mild.

MM: Deutscher Whisky leidet ja immer noch unter dem Ruf, dem schottischen Whisky noch nicht so ganz das Wasser reichen zu können. Was ist ihre Meinung dazu?

Laura: Ich finde, man kann die zwei nicht vergleichen. Die Schotten haben eine ganz andere Herangehensweise, wie sie ihren Whisky machen. Ganz klassisch, normale Potstill-Anlage, Swan Neck, keine Verstärkerkolonne, einfach nur die Reinigung über eine große Kupferoberfläche, und mit zweifachem Destillieren.

      Bei uns im Haus haben wir auch eine Potstillanlage, mit einem maximalen Füll-Volumen von 3.000 l - wir haben die größte Whisky-Brennanlage Deutschlands -  aber  wir setzen dann noch eine Verstärkerkolonne mit 8 Böden ein. Dadurch wird unser Destillat dann direkt beim ersten Brennprozess milder und sauberer, wir können von  10% mehr Maische auf 91% springen.


MM: Seit wann produziert ihre Brennerei Whisky?

Laura: Mein Chef hat das erste Mal vor vierzehn Jahren Whisky gemacht, damals noch nach dem Abfindungsrecht. Inzwischen haben wir eine Verschlussbrennerei und machen das jetzt im großen Stil und produzieren im Jahr rund eine Million Liter Whisky.

MM: Wieviel verschiedene Abfüllungen haben Sie im Augenblick auf dem Markt?

Laura: Derzeit sind es vier. Und jetzt vor Weihnachten werden wir den Classic noch einmal neu auflegen und dann noch eine neue Fassstärke herausbringen.

MM: Ich freue mich ja immer, wenn ich Frauen in diesem Metier treffe. Ist man als Frau ein Außenseiter in der Whisky-Szene?

Laura: Eigentlich spielt es keine Rolle mehr. Aber der Anteil der Frauen ist immer noch sehr gering. In meiner Berufschulklasse waren von 15 Auszubildenden nur 3 Frauen dabei. Aber der Frauenanteil wird höher. Man merkt das auch, wenn man hier über die Messe geht.

MM: Was ja eine sehr begrüßenswerte Entwicklung ist.

Laura: Ja, unbedingt. Man weiß ja auch, dass Frauen tatsächlich besser schmecken können als Männer. Das ist bei uns im Beruf natürlich sehr wichtig.


MM: Als Destillateurin haben Sie doch gewiss auch Vorstellungen davon, was Sie in Zukunft entwickeln wollen.

Laura: Ja, ich bin bei uns im Haus mit einer neuen Entwicklung betraut. Wir wollen eine eigene Linie mit Bourbon aufziehen, und sind da im Augenblick am experimentieren. Das ist hochspannend, weil Mais wirklich einen sehr, sehr eigenen Geschmack an das Destillat gibt.

MM: Können Sie uns schon Details verraten?

Laura: Ich möchte noch keine Details preisgeben. Wir spielen verschiedene Rezepturen und
Alkoholgehalt durch, aber wir werden wahrscheinlich auch mit neuen Fässern arbeiten, was bisher noch nicht so der Fall war.

MM: Also Fässer, die direkt aus Amerika kommen?

Laura: Wir lassen die Fässer direkt vom Küfer nach unseren Wünschen bauen und toasten.

MM: In Deutschland?

Laura: In Deutschland und in Amerika.

MM: Wie hoch wird der Anteil des Mais sein?

Laura: 51% muss er haben. Wir werden aber auch versuchen, in die Richtung von Corn-Whiskey nach Amerikanischem Vorbild zu gehen.

MM: Also mit 80% Maisanteil oder mehr. Wann werden wir das Ergebnis testen können?

Laura: Frühestens in drei Jahren. Wir können nach Europäischem Recht einen Whisky erst nach drei Jahren abfüllen, während die Amerikaner das bereits nach zwei Jahren können. Wir lassen uns lieber noch etwas mehr Zeit. Ich kann jetzt noch keinen genauen Zeitpunkt nennen.

MM: Vielen Dank für dieses Gespräch. 


Natürlich habe ich den Sieger-Whisky dann auch probiert:

Tasting Notes: Finch Single Malt, 6 Jahre

Aroma:

Malz, Sherry, zarte Eiche- und Vanille-Noten, süßer Blütenduft, leichte Zitrusnoten.

Geschmack:

angenehm, kernig, schlank, trocken, weniger mild auf der Zunge als erwartet

Nachklang: 

mittellang

Fazit:

Nicht übermäßig komplex, aber harmonisch und rund. Einer der besten deutschen Whiskys, die ich in der Vergangenheit probiert habe.











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