Whisky-Blogger: Marcus Whiskycuse Weber
Auf meinen Entdeckungsreisen durch die wundersame weite Whiskywelt habe ich viele tolle Whiskys entdeckt. Aber vor allem habe ich viele, viele tolle Menschen kennengelernt, die meine Begeisterung für das schottische Lebenswasser teilen. Ein guter Freund ist mir dabei Marcus geworden, den ich sozusagen seit den Kindertagen meines Blogs kenne. Marcus ist ein echter Malt Maniac. Meine erste Begegnung mit ihm in seiner Berliner Wohnung gehört bis heute zu den Sternstunden in meinem Blogger-Dasein und zu meinen schönsten Erinnerungen. |
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Wenn Marcus über Whisky redet, kann man sich seinem Enthusiasmus kaum entziehen. Denn Marcus kann einen Whisky in den schönsten Farben beschreiben. Und immer so, dass man am Ende genau weiß, ob er schmeckt, wie er schmeckt, und warum er schmeckt.
Ich war vom ersten Augenblick an begeistert von seinem Fachwissen, seiner Präzision, seiner Detail-Genauigkeit und seiner schier unerschöpflichen Freude am Whisky. Und unser erster gemeinsamer Abend ist sehr sehr lang geworden. Seine Frau hat damals wirkliche Größe gezeigt und einen erstaunlichen Langmut bewiesen. Danke, Katja!
Foto: margaretemarie |
Noch heute denke ich mit großem Vergnügen an das unglaubliche Line-up zurück, das Marcus damals aufgebaut hatte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits einiges über Whisky gewusst, und auch schon viele getrunken. Aber mit seinen alten Whiskys, die er bei Auktionen ersteigert, hat Marcus damals eine ganz neue Tür für mich geöffnet. Wenn ich also wichtige Bausteine in meiner Blogger-Karriere nennen sollte, so würde Marcus einen der vordersten Plätze belegen.
Deshalb möchte ich ihn heute in meinem Blog auch vorstellen: Marcus Weber, im Netz bekannt als Whiskycuse.
Name: Marcus Weber
Beruf: Gesundheits- und Krankenpfleger
Whisky-Fan seit: Ende der 90er Jahre
Whisky-Blogger seit: April 2012
Blogname: Whiskycuse
Foto: margaretemarie |
MM: Wie und wann hat deine Leidenschaft für Whisky begonnen?
Marcus: Ich muß gestehen, ich weiß nicht mehr wie ich in den Besitz einer Ausgabe von Dave Brooms “Das Whisk(e)y-Handbuch” kam…aber beim Durchstöbern blieb ich immer wieder auf der Seite hängen, wo die Destillerie Cragganmore besprochen wurde und der 12 yo mehr als gut bewertet wurde.
Ehrlich gesagt gefiel mir das Etikett der Flasche von Anfang an so gut, dass ich mir einfach kurzentschlossen eine davon kaufte. Das war 1999 und die ersten Schlucke mußte ich mir schon ziemlich runterquälen, da ich am Anfang mit der Herbheit und Trockenheit dieses Malts nicht wirklich zurecht kam. Da mir aber wie gesagt das Etikett so gut gefiel, blieb ich dabei und lernte mit der Zeit diesen wirklich einzigartigen Malt zu schätzen.
Ich glaube im Jahr 2001 war ich dann auf einer Whiskymesse, wo ich viele Malts probieren und so einen Einblick in die verschiedensten Stilrichtungen bekommen konnte. Fruchtige, rauchige, nach geräuchertem Schinken riechende, süße, alles war dabei und machte mich neugierig auf mehr. Und wie das so mit der Neugierde ist, die will befriedigt werden, weshalb ich von da ab gezielt nach neuen Whiskys suchte, und sie auch fand.
Marcus: Ich war vor meiner Zeit als Whiskyblogger in einem Kaffee-Forum sehr aktiv. Dort gab es ein Off-Topic Thread zum Thema Whisky. Da war ziemlich viel los, und ich fing an die Whiskys zu beschreiben, die ich zu Hause probiert habe. Irgendwann fragte mich ein Mitschreiber (herzliche Grüße und vielen Dank bei der Gelegenheit an den Yeti), ob ich nicht eine eigene Seite zu dem Thema machen wollte. Und das hab ich dann kurz darauf getan.
MM: Was waren bisher die wichtigsten Bausteine in deiner Blogger-Karriere?
Marcus: Als erstes natürlich der Impuls es überhaupt zu tun, aber dazu hatte ich ja in der Frage davor schon etwas geschrieben. Dann gibt es einen Menschen, der mich meine gesamte Whisky-Karriere schon begleitet und mir auch immer wieder kreatives Feedback zu meinem Blog gegeben hat. Markus Rosanowski, Inhaber des Whisky-Kabinetts in Steglitz, ist ein Whiskyenthusiast, der ein so umfangreiches Wissen und praktische Erfahrung mit Whisky hat, wie kaum ein anderer, den ich bisher kennen gelernt habe.
Von ihm habe ich einen Großteil meines Wissens über Whisky, und bei ihm habe ich auch immer wieder die Möglichkeit bekommen, Abfüllungen aus der alten Zeit zu probieren und sie dann entsprechend im Blog zu beschreiben. Mittlerweile sind wir gute Freunde geworden, und so ist er sicher der größte Baustein in meiner Whiskyblogger-Karriere.
Davon abgesehen erhielt ich aber auch von vielen anderen Whiskyfans immer wieder Samples, die das Anwachsen des Blogs erst möglich gemacht haben. Ohne diesen Baustein wäre ich noch lange nicht soweit.Und zu guter letzt ist es sicher auch meiner eigenen Begeisterungsfähigkeit für das Thema und der Lust am Schreiben geschuldet, dass der Blog so angewachsen ist.
MM: Woher beziehst du für deinen Blog die Informationen?
Marcus: Nun, hauptsächlich aus dem Glas, die Whiskys sprechen für sich. Ansonsten bin ich aber stetig mit sehr erfahrenen Whiskyliebhabern im Kontakt, da lernt man immer etwas. Davon abgesehen lese ich in Büchern und im Internet sehr viel darüber.
MM: Gibt es ein besonderes positives oder negatives Erlebnis, das du mit Bloggen oder Whisky verbindest?
Marcus: Die Kontakte, die im Laufe der Zeit zustande gekommen sind, und natürlich positives Feedback und die Kommentare auf meine Verkostungen sind (neben dem Getränk ansich) das schönste an der ganzen Sache. Das einzig negative Erlebnis, das ich mit Whisky verbinde ist, wenn das Tasting etwas zu lange gedauert hat und mir am nächsten Tag der Schädel brummt. Zum Glück passiert das nicht allzu oft.
MM: Hast du besondere Vorlieben beim Whisky-Trinken? Ein besonderes Glas? Ein besonderer Platz oder eine bestimmte Zeit?
Marcus: Am liebsten genieße ich Whisky in Gesellschaft mit Gleichgesinnten, mit denen man sich dann auch wunderbar austauschen kann. Gemütlich sollte es sein, und ich brauche ein Glas mit Stiel, denn ich kann es absolut nicht ausstehen den Kelch zu berühren. Fingerabdrücke am Kelch, das geht für mich überhaupt nicht. Deshalb mag ich die Glencairn Gläser auch nicht so. Ich benutze die Spiegelau Snifter am liebsten.
MM: Wie viele Whiskys hast du bis heute schätzungsweise verkostet?
Marcus: Im Blog sind es nun über 500, die ich beschrieben habe. Wenn ich die mitzähle, die ich auf Messen und bei Tastings probiert habe, dann werden es schätzungsweise um die 800 Whiskys im Gesamten sein.
Foto: margaretemarie |
MM: Wie bewertest du die rasanten Veränderungen, die wir derzeit in der Whisky-Industrie beobachten können?
Marcus: Es ist etwas schwierig da den Überblick zu behalten, wenn ich sehe, mit wievielen Abfüllungen der Markt zur Zeit überschwemmt wird, weil Whisky heute cool und in ist. Die Mode, aus Whisky ein Marketingspektakel zu machen, finde ich persönlich abstoßend, und es lenkt mich zu sehr vom eigentlich wichtigen ab: dem Inhalt der Flasche.
Dieser ist heutzutage in der Regel zwar von recht hoher Qualität, wie ich finde, und doch fehlt mir immer wieder (besonders bei Standard-Originalabfüllungen) der individuelle Charakter, das unverwechselbare, was einen für den Whisky wirklich schwärmen lässt. Wer nach dem auf der Suche ist, der wird nicht drum herum kommen, sich mit Flaschen aus der alten Zeit (Abfüllungen aus den 1970 und 1980-er Jahren) zu beschäftigen, oder zu aktuellen Einzelfass-Abfüllungen (besonders von unabhängigen Abfüllern) zu wechseln, wo man so etwas noch finden kann.
Das Leben und die Bewegung im Whiskymarkt, die wachsende Szene finde ich ansich ansprechend, doch Whisky sollte getrunken und nicht gesammelt werden, weil sich die Flasche so schön im Regal neben den anderen macht. Dafür sind Gemälde oder Skulpturen da. Ich habe manchmal den Eindruck, dass es für einige wichtiger ist eine vollständige Sammlung von irgendwelchen Gottheiten zu besitzen, als einfach einen sehr guten Whisky.
Dieses "Verkulten", den in diese Richtung explodierten Markt finde ich daher etwas befremdlich, den Hype um besonders gestaltete Flaschen, Verpackungen oder Holzständer etwas am Thema vorbei. Das ist nichts für mich. Ich benötige nur eine Standard Liquor Bottle mit einem guten Whisky darin und ein Glas.
Und brauche ich ein Age Statement auf der Flasche? Nicht unbedingt, der Uigeadail beispielsweise ist für mich einer der besten Standards der heutigen Zeit. Solange der Inhalt stimmt, ist mir das egal. Und alter Whisky ist auch nur dann gut, wenn er seine Zeit in einem guten Fass verbracht hat, und ich weiß nicht, ob es noch genügend davon gibt (das betrifft besonders die Sherryfässer), um den enormen Whiskybedarf unserer Zeit mit charaktervollem Stoff zu decken.
Foto: margaretemarie |
MM: Glaubst du, dass Whisky-Blogger einen nachhaltigen Einfluss auf die Whisky-Branche nehmen können?
Marcus: Mit Sicherheit, je mehr es davon gibt, umso besser. Nur sollte die Qualität des gebloggten ein gewisses Niveau haben, und eine gewisse Unabhängigkeit darf nicht fehlen. Und da hoffe ich, dass die Whiskyindustrie mit verschickten Freisamples oder riesigen Pressetastings nicht zu viel Einfluss auf die Blogger nimmt.
MM: Besitzt du eine Whisky-Sammlung?
Marcus: Nein, lediglich einen kleinen Privatvorrat, der mich hoffentlich auch die nächsten Jahre zuverlässig mit Whisky versorgt. Ich lege mir dabei immer ein bis zwei Flaschen von dem zurück, was mir bei meinen Blogbeschreibungen besonders gut gefallen hat. Dabei ist es mir auch völlig egal, welche Destille es gerade ist, hauptsache der Whisky berührt mich am Gaumen, der Nase und der Seele. Und gerade das letzte wird nicht immer berührt, das schaffen nur wenige. Und diese versuche ich mir dann zurückzulegen.
MM: Wie haben Familie und Freunde auf deine Leidenschaft für Whisky reagiert?
Marcus: Von Begeisterung bis hin zur Angst, ich könnte Alkoholiker werden. Da war von allem etwas dabei.
MM: Was können wir bezüglich Whisky demnächst und in Zukunft noch von dir erwarten?
Marcus: Sofern mir nicht die Samples ausgehen, noch eine Menge Tasting Notes.
Foto: margaretemarie |
MM: Marcus, vielen Dank für dieses Interview. Ich freu mich schon auf die nächsten 500 Tasting Notes von Dir!
Die Verkostungsnotizen zu den abgebildeten Whiskys findet ihr natürlich in seinem Blog: www.whiskycuse.wordpress.com
Hehe, den zweiten Teil des Interviews unterschreibe ich eigentlich sofort :-)
AntwortenLöschenNur beim Einstieg hat es bei mir etwas länger gedauert...
Stefan, dürften wir das etwas genauer erfahren? - Ich schick dir ne Mail;-))
LöschenSolltest du die Antwort auf die Frage, wie ich zum Whisky gekommen bin meinen, da gebe ich zu,dass ich die aus dem Blog kopiert habe. Die sagt eigentlich alles wesentliche, also hab ich sie so gelassen.
AntwortenLöschenGruß Marcus
Very Nice Interview! Congrats to both of you!
AntwortenLöschenCheers!
Jan
Hi Jan, thanks for your positive feedback. What about yourself? Would you like to introduce yourself to the German Whisky Community? It might be interesting for us to get a viewpoint from the other end of the world.-)
LöschenYou're welcome Margaretemarie! Would be fun to write something from my point of view.Just let me know how you would like to organize it. Maybe you can send me a e-mail (janende@uol.com.br) .
AntwortenLöschenCheers!
Jan
I am looking forward to reading an article about you jan. Go ahead :-)
AntwortenLöschenZwei interessanten Menschen treffen aufeinander - das Ergebnis:
AntwortenLöscheneinen großartigen Bericht!
Viele Grüsse,
Carla