„Verkosten wie die Profis“. Neuer Spirituosen-Wettbewerb für Verbraucher


Welcher Whisky-Freund hat noch nicht davon geträumt: einmal an einem Spirituosen-Wettbewerb teilnehmen, unzählige Whiskys verkosten, und am Ende dann die Spreu vom Weizen trennen und die besten der besten finden! Für viele Whisky-Freunde könnte dieser Traum jetzt in Erfüllung gehen.

Im September und Oktober wird erstmalig in Deutschland der C2C SpiritsCup, ein reiner Verbraucher-Wettbewerb stattfinden, bei dem nicht die „Profis“, sondern die Konsumenten aufgefordert sind, den besten Whisky zu finden und zu prämieren.
 
Aus der Taufe gehoben hat diesen neuartigen Wettbewerb Julia Nourney, Spirituosen-Expertin und selbst seit vielen Jahren Jury-Mitglied bei unzähligen Wettbewerben im In- und Ausland. Vor ein paar Tagen habe ich die erfahrende Fachfrau in ihrem Zuhause in Oberursel besucht und mit ihr über dieses neue Projekt gesprochen:

MM: Julia, wie kommt man auf die Idee, einen Verbraucher-Wettbewerb für Spirituosen ins Leben zu rufen?

Julia: Weil ich sehr häufig gemerkt habe, das Spirituosen von Fachleuten und Konsumenten unterschiedlich eingeschätzt werden. Außerdem habe ich festgestellt, dass viele Abfüllungen erst durch den Meinungsaustausch in Foren und Blogs so richtig gehypt werden. Genießer vertrauen also offensichtlich ihren Freunden und Kollegen mehr als manchen prominenten Verkoster-Gruppen altehrwürdiger Wettbewerbe. Was liegt also näher, als genau diese Whisky-Liebhaber jetzt hochoffiziell und öffentlich mit den Ergebnissen eines Verbraucher-Wettbewerbs zu Wort kommen zu lassen? Ich denke genau das ist die Stärke eines echten C2C-, eines consumer to consumer Wettbewerbs.

Julia Nourney. Vorbereitung auf den Wettbewerb.        Foto: margaretemarie


MM: Spirituosen-Wettbewerbe gibt es viele. Wodurch soll sich dieser Wettbewerb von anderen Wettbewerben unterscheiden?

Julia: Einerseits natürlich durch die Auswahl der Juroren, die 100%-ige Konsumenten sein müssen und auch nicht nebenberuflich in der Spirituosen-Branche arbeiten dürfen. Das ist ein absolutes Novum.
Andererseits unterscheidet sich dieser Wettbewerb natürlich auch wegen der großen Transparenz, denn jeder, der mitmacht, kann erleben und somit auch selber nachvollziehen, wie Medaillen entstehen.

MM: Wer darf mitmachen?

Julia: Im Prinzip Jeder, der gern einmal wie ein Profi verkosten möchte und der sich für einen der vier diesjährigen Standorte bei mir angemeldet und mit den Teilnahmebedingungen einverstanden erklärt hat.
Na gut, der Bewerber sollte schon volljährig sein! Sonst gibt es gesetzliche Probleme.

MM: Entstehen Kosten für die Teilnehmer?

Julia: Ja, pro Teilnehmer kostet das € 28,-, die schon vor dem Termin überwiesen werden sollten.

MM: Was erwartet mich, wenn ich als Jury-Mitglied zur Teilnahme am Wettbewerb ausgewählt wurde?

Julia: Zunächst gibt es eine Sensorik-und Verkoster-Schulung als Einweisung, das dauert rund eine Stunde. Danach wird Jeder für sich alleine mehrere Gruppen mit Whisk(e)ys verkosten, insgesamt rund 20 bis 30 Produkte. An dieser Stelle muss ich unbedingt auf die Einhaltung der Teilnahmebedingungen drängen, denn diese Proben dürfen nicht geschluckt werden. Dafür bekommt am Ende jeder Juror als Belohnung für seinen Einsatz bis zu vier Whisk(e)ys eingeschenkt, die ihm während der Verkostung besonders gut geschmeckt haben.

MM: Welche besonderen Vorkenntnisse muss ich haben, wenn ich mich als Jury-Mitglied bewerben möchte? 

Julia: Eigentlich keine! Ich denke, es wird sich eh keiner als Juror bewerben, der Whisky nicht grundsätzlich mag. Aber man braucht keine besondere Erfahrung mit dem Wasser des Lebens und man muss auch nicht nachweisen, wie lange und intensiv man sich schon damit beschäftigt.

MM: Hast du keine Angst, dass am Ende alle Teilnehmer betrunken sind und keine sinnvolle Bewertungen mehr zustande kommen?

Julia: An dieser Stelle muss ich nochmal auf die Einhaltung der Teilnahme-Bedingungen hinweisen. Wenn ich während der Verkostung feststelle, dass jemand seinen Spittoon nicht benutzt und die Proben runterschluckt, muss ich ihn leider von der restlichen Verkostung ausschließen. Es geht nicht, dass die ersten Proben ernsthaft bewertet werden und spätere Proben einer alkoholisierten Verzückung „zum Opfer“ fallen. 

MM: Handelt es sich beim C2C Spirits Cup um eine einmalige Aktion?

Nein, dieser Wettbewerb soll ein jährlich wiederkehrendes Event im Spritituosen-Kalender mit einer kontinuierlichen Entwicklung werden. Dieses Jahr "übe" ich noch, deshalb gibt es auch nur vier Verkostungen in Deutschland, nächstes Jahr möchte ich das auf mindestens 10 Standorte ausdehnen. Dann möchte ich auch nicht nur Whisk(e)y in der Bewertung anbieten, sondern eventuell noch Rum oder Gin. 

MM: Da hast du dir ja große Ziele gesteckt. Wie sieht es denn mit dem Interesse auf Seiten der Whisky-Firmen aus? Finden die den Spirits Cup gut?

Julia: Über mangelndes Interesse kann ich mich wirklich nicht beklagen. Alle Firmen, Importeure sowie Produzenten, mit denen ich bislang gesprochen habe, finden das Konzept gut. Inzwischen treffen auch schon die ersten Flaschen für die Verkostungen bei mir ein und ich denke, die Juroren können sich auf interessante Vergleiche freuen.

MM: Warum glaubst du, dass Verbraucher eine Spirituose anders bewerten als Profis?

Julia: Verbraucher gehen völlig unvoreingenommen an Spirituosen heran. Sie machen sich keinen Kopf um bestimmte Aromen, bei denen sich ein Profi oft viel zu viele Gedanken über die Ursache macht. Ein Verbraucher sieht das rein vom Genuss-Standpunkt und von seinen persönlichen Vorlieben.
Mit Julia Nourney am heimischen Küchentisch.           Foto: margaretemarie

MM: Dürfen auch Männer an diesem Wettbewerb teilnehmen?

Julia: Aber selbstverständlich! Ich vermute sogar, dass wieder viel mehr Männer unter den Juroren sein werden als Frauen. So wie das eben auch bei vielen anderen Spirituosen-Veranstaltungen ist.

MM: Wie und wo kann ich mich bewerben, wenn ich Jury-Mitglied bei diesem Spirituosen-Wettbewerb sein möchte?

Julia: Am einfachsten ist es, mir eine E-Mail an info@spirits-cup.org zu schicken und sich für einen der vier Standorte in Deutschland zu bewerben.
Da ich aus organisatorischen Gründen nur rund 25 Teilnehmer je Standort zulassen kann, sollte man bei Interesse nicht zu lange mit der Anmeldung zögern.

MM: Wann ist Bewerbungs-Schluss?

Julia: Sofern noch Plätze frei sind, bis eine Woche vor der jeweiligen Veranstaltung. 

MM: Ich wünsche Dir und den zukünftigen Juroren viel Erfolg und vor allem viel Spass!  


Wer jetzt Lust bekommen hat, einmal Whisky zu verkosten wie die Profis, sollte sich die folgenden Termine merken und sich möglichst bald bewerben:

C2C Spirits Cup


21.9.2014: Frankfurt

28.9.2014: Kressbronn/Bodensee

3.10.2014: Hamburg

12.10.2014: Essen

Die Prämierung und Bekanntgabe der Sieger-Whiskys wird dann am 18.10.2014 auf der Aquavitae in Mülheim a.d.R. stattfinden.
A true Whisky Whisky Woman.      Foto: margaretemarie

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