Tasting Notes: Ardbeg Supernova kehrt zurück
Selbst der britischen BBC war die Rückkehr des Space-Whiskys eine Meldung auf ihrer Website am heutigen Freitag wert. Einen Whisky im Weltall gab es schließlich noch nie. Naja, jedenfalls nicht offiziell. Was die Kosmonauten so heimlich alles an Bord schmuggeln, ist ja wieder eine ganz andere Geschichte...
Die Details sind jedenfalls sehr interessant: Eintausendfünfundvierzig Tage lang hat die speziell für diesen Zweck geschaffene Probe, die mit Eichenholzpartikeln versetzt wurde, auf der Raumstation ISS die Erde umkreist. Eine weitere Whisky-Ampulle, ebenfalls mit Eichenholzpartikeln versetzt, wurde im Warehouse No 3 der Brennerei auf der schottischen Insel Islay gelagert.
Am 12. September werden beide Proben nach Houston, Texas, gebracht. Dort wird in den Labors des Forschungsunternehmen NanoRacks LLC die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Reifeprozess von Whisky untersucht.
Dr. Bill Lumsden, Ardbeg. Foto: MargareteMarie |
"Ardbeg ist bekannt dafür, bei der Entwicklung seiner Whiskys keine Risiken zu scheuen. Folgerichtig ist Ardbeg auch der erste Whisky im All. Wir stehen kurz vor Abschluss der Mission und werden bald einige höchst interessante Fragen zur Whiskyreifung in der Schwerelosigkeit beantworten können. Dies ist zwar ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für die Whiskyforschung. Unser Team hofft, herauszufinden, wie sich die Geschmacksnuancen unter unterschiedlichen Gravitationsbedingungen entwickeln. Die Ergebnisse können den Reifungsprozess für Whisky von Grund auf revolutionieren."
Wer den schottischen Humor kennt, wird an dieser Stelle wohl kaum ein Schmunzeln unterdrücken können. Ob wir in Zukunft tatsächlich mit Whisky rechnen dürfen, der unter Weltraumbedingungen heranreifte, sei mal dahingestellt. Auch wenn die Ergebnisse durchaus spannend sein können, so sollte man bei Ardbeg nie den Spaß aus den Augen verlieren;-)
Damit kein Missverständnis aufkommt: die neue Sonderabfüllung hat den Weltraum nie gesehen, ebenso wenig wie vor drei Jahren der "Galileo", dessen Markteinführung den Beginn des Experimentes markierte.
Es ist bereits das dritte Mal, dass Ardbeg eine extrem rauchige Ausgabe herausbringt. 2009 wurde zum ersten Mal eine "Supernova" abgefüllt, 2010 folgte der Nachfolger mit gleichem Namen. Der Phenolgehalt wurde damals mit über 100 ppm angegeben. Und auch die neue Supernova dürfte sich wieder in diesen hohen Phenol-Bereichen bewegen.
Mit Whisky-Bloggerin Petra von MeinWhisky habe ich gestern parallel bei Facebook die neue Supernova unter ganz irdischen Bedingungen verkostet, und wir haben sehr viel Spaß dabei gehabt. Für all die Leser, die uns bei Facebook nicht folgen können oder wollen, gibt es hier die ausfühlichen Verkostungsnotizen:
Foto: Pressebild |
Farbe:
Sattes Weizengelb.
Aroma:
Frisch, fruchtig, rauchig. Oder auch in umgekehrter Reihenfolge. Der Rauch ist stark, aber er schlägt nicht alles andere tot. Vanille, Zitrus, Minze, wunderbar eingebunden in den Geruch von warmer Asche. Dezente Süße. Allmählich wird er dunkler im Gerucht, kräftiger, malzig, aber immer noch spritzig. Ananas und gelbes Obst aus der Dose. Schließlich treten salzige, erdige Noten hervor.
Die Pressemitteilung spricht von Feuerstein und Granit. Und tatsächlich erinnert er an das Straßenplaster in meinem Heimatort an einem heißen, staubigen Nachmittag und an den frischen Lehm aus dem Töpferkurs vor vielen Jahren.
Bei 55% verträgt er durchaus etwas Zugabe von Wasser, und plötzlich fühlt man sich an die Küste versetzt, eine frische Brise salziger Meeresluft weht einem um die Nase, er wird schärfer.
Geschmack:
Viel Kraft. Typisch Ardbeg. Würzig, pfeffrig, auch bei Wasserzugabe. Die Süße ist sehr dezent, es dominieren Teer, Leder, Tabak, Eiche, nochmal Teer, Rauch und dunkle Schokolade. Nur leicht ölig.
Eleganter und dunkler als der Ardbeg 10, der im Vergleich jünger, ungestümer und rauer wirkt.
Nachklang:
Rauch. Warm. Lang. Länger. Und noch länger....Liegt lange warm auf der Zunge und gleitet dann sanft den Rachen hinunter. Der Rauch wird einen noch den ganzen Abend begleiten.
Foto: MargareteMarie |
MargareteMarie meint:
Ein Ardbeg 17 ist es auch diesmal nicht. Aber ein sehr, sehr rauchiger Ardbeg. Der Phenol-Gehalt wird in der Pressemitteilung nicht angegeben, dürfte aber ähnlich hoch liegen wie beim Supernova 2010. Dabei sind die Rauchtöne sehr angenehm eingebunden. Der warme Rauch ist vor allem auf der Zunge dominant, aber ohne die anderen Aromen zu unterdrücken. Die Supernova beginnt im Glas hell und frisch, wird dann aber immer dunkler und erdiger, kommt ungestüm und kräftig mit einem warmen Ascheregen auf die Zunge, um am Ende in einem traumhaft langen Finish einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.
Angeblich wurden Sherry-Fässer benutzt. Wer starke Sherry-Noten mag, sollte jedoch lieber zum Ardbog greifen. Wer hingegen ein richtig gutes Rauchmonster sucht, wird die Supernova lieben.
8.6 Punkte (von 10)
Interview mit Dr. Bill Lumsden, Ardbeg
Im Portrait: Dr. Bill, Ardbeg und Ardbog
Ardbeg-Day 2014
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