A Lady of Taste. Lady of the Glen.
Auch der 21jährige Littlemill von Lady of the Glen ist offiziell nicht mehr erhältlich.
Um gegen die Fülle der längst etablierten Abfüller bestehen zu können, bedarf es schon eines besonderen Konzeptes und das nötige Startkapital braucht man auch. Gregor Hannah hat beides gehabt.
Statt die Flaschen in einen einfachen Papp-Karton zu stecken, umhüllt Hannah sie mit einem schicken, samtigen Stoffetui, und auch der romantische Name ist einfach und doch auch einprägsam zugleich. Beides sorgt dafür, dass die Flaschen im Regal aus der Menge herausragen.
Doch nicht nur die Verpackung ist bemerkenswert. Auch der Inhalt ist attraktiv. Alte Whiskys aus geschlossenen oder seltenen Brennereien will Hannah in seinem Portfolio anbieten. Auf einen 24 Jahre alten Invergordon folgten in diesem Jahr ein 14 Jahre alter Benrinnes, ein 19 Jahre alter Caperdonich und ein 21 Jahre alter Littlemill. Die jüngste Abfüllung fällt vor allem durch ihr Alter auf: es ist ein 26 Jahre alter Bunnahabhain.
Sein Geschäftskonzept von seltenen Whiskys in Einzelfassabfüllungen, ungefiltert und in Fassstärke, hat auch einen Kapitalgeber überzeugt. Unterstützung erhielt Hannah vom Prince's Trust, einer Stiftung von Prince Charles, deren Ziel es ist, junge Menschen bei einer Geschäftsgründung zur Seite zu stehen.
Diese Lady interessiert mich schon eine ganze Weile. Von einem guten Freund habe ich jetzt eine Probe des Littlemill erhalten. Hier sind meine Verkostungsnotizen:
Littlemill, 21 years, Lady of the Glen, Einzelfass-Abfüllung, Flaschen-Nr. 285 von 320, 53.6%, ex-Bourbon-Fass,
Aroma: die starke Fruchtigkeit eines Ex-Bourbon-Fasses zeigt sich sehr schnell. Honig, Malz und viel Obst sind sofort präsent, es riecht nach reifen Früchten aus Urlaubsregionen, nach Kumquat, Papaya und Ananassaft aus der Dose, und nach Heu. Durch die Zugabe von Wasser wird er frischer, Limetten sind jetzt dominant, er riecht so erfrischend sommerlich wie ein edles Eau Essence. Nach einer Weile kommen auch die Karamell-Noten und Vanille, insgesamt ist er sehr seidig, elegant, sommerlich und komplex.
Geschmack: Hoppla, welche Überraschung. Dieser Littlemill ist ein Janus-Gesicht. Hat er mich beim Aroma noch mit seinem Sommerlächeln verführt, so zeigt er mir jetzt seine Blitz-und-Donner-Seite. Scharf und pfeffrig kommt er auf der Zunge an, da hilft auch kein verdünnen. Die Obst- und Karamell-Noten klingen kaum noch durch, er bleibt scharf und bitter.
Fazit: Die Brennerei Littlemill gibt es schon längst nicht mehr, und alte Abfüllungen aus dieser Lowland-Destille werden bei Sammlern zunehmend beliebter. Aber auch zum Genießen laden sie ein. Wer sich an diese Lady wagt, sollte Mut mitbringen. Ihr Duft ist betörend. Aber sie kann auch beißen.
8 Punkte (von 10)
Vielen Dank, Peter, für das Sample:-)
'Janus' ist eine sehr gute Beschreibung für diesen Dram. Allerdings ging er bei mir wegen des Pfeffers nur als 'Colamischung' durch. Damit konnte ich echt nix anfangen.
AntwortenLöschenDu solltest aber mal den Bunna probieren, den du in deinem Post auch erwähnst. Das war für mich bisher der Beste von Lady Of The Glen. Liest du hier: http://www.whisky-journal.de/bunnahabhain-26yo-lady-glen/
Danke für den Tip!
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