Whisky, Zigarren und Abschied nehmen von lieben Menschen

Sommerzeit ist immer auch Reisezeit. Meist beschränkt sich die Reise auf einen kurzen Zeitraum. Solche Reisen stimmen uns fröhlich. Manchmal dauern Reisen auch länger. Dann heißt es Abschied nehmen. Was bleibt, ist die Erinnerung an gemeinsame Tage.
 



Die vergangenen Wochen waren sehr bewegend für mich. Ich habe alte Freundschaften vertieft, neue geschlossen und  mein Herz verloren.  Ich habe aber auch Abschied nehmen müssen von lieben Menschen, mit denen mich viel verband, die ich gut kannte und sehr schätzte. Zweimal war es ein schmerzhafter Abschied für immer.

Heute hat sich erneut ein guter Freund für lange Zeit verabschiedet, doch ich hoffe, ihn irgendwann wieder zu sehen. Ich wünsche mir, ich hätte mehr Zeit für ihn gehabt. Im Alltagsgeschäft von Pflichten, Terminen und Geld verdienen kommt die Zeit für gute Freunde allzu oft zu kurz. Um so wertvoller sind die Erinnerungen an schöne Momente. An stundenlange Gespräche. Wenn wir bei Salvadore saßen. Als wir Zaungäste bei Amy Macdonald waren.

In ganz besonderer Erinnerung aber ist mir jener Nachmittag im letzten Sommer, als wir voller Übermut unsere beiden Genuss-Hobbys kombinierten und in einem ausgiebigen Whisky-und- Zigarren-Event nach der bestmöglichen Kombination suchten.

Whisky und Zigarren lassen sich ja hervorragend kombinieren. Doch die Auswahl ist bei beiden schier unerschöpflich, und die eigentliche Herausforderung liegt darin, den richtigen Whisky zur richtigen Zigarre zu finden.

Die schottische Highland-Brennerei "The Dalmore" hat vor geraumer Zeit sogar einen Whisky auf den Markt gebracht, der genau dazu kreiert worden war. The Dalmore Cigar Malt, wie er heißt, weist einen sehr hohen Anteil an Whisky aus, der in Oloroso-Sherry-Fässern reifte und harmoniert angeblich ausgezeichnet mit kubanischen Zigarren wie z.B. Upmann, Hoyo de Monterrey, Romeo y Julieta oder Montecristo.

Wir waren, wie gesagt, an jenem Tag sehr übermütig. Ein rauchig-torfiger Islay-Whisky sollte es sein, mit viel Sherry-Noten, um das ultimative Raucherlebnis zu erfahren. Meine Wahl fiel auf den Ardbeg Uigeadail, und Randolf steuerte die Zigarren bei, die wir dazu testen wollten: Romeo y Julieta, Montecristo und Quintero.

1. Romeo y Julieta (Kuba):

1903 gründete Rodriguez Fernandez seine Firma in Kuba. Heute ist sie eine der berühmtesten Zigarren aus Kuba und gehört zu den meistgekauften Spitzen-Havannas weltweit. In Kombination mit dem Ardbeg gab es  eine Überraschung: die Romeo y Julieta war viel zu stark, sie hatte keine Lust, sich unterzuordnen. Aber auch der Uigeadail war nicht gewillt, sich zu beugen, und wir erlebten einen richtigen Zweikampf auf der Zunge, bei dem sich zwei starke Charaktere gegenseitig neutralisierten, aber nicht ergänzten. Der dominantere Ardbog wäre hier wohl die bessere Wahl gewesen.


 2. Montecristo:

Die Marke Montecristo entstand  in den dreißiger Jahren und gehört zu den besten und bekanntesten Havannas. Sie gilt als mittelstark, pikant und aromatisch, und verdankt ihren Namen dem Grafen von Montecristo, dem Titelhelden aus dem berühmten Roman von Alexandre Dumas.
Die Montecristo war deutlich milder als die Romeo y Julieta und harmonierte wunderbar mit dem Uigeadail, dem sie sich unterordnete. Sie wirkt im Zusammenspiel mit dem Ardbeg Uigeadail fein, fast delikat, und bot uns ein ausgewogenes Raucherlebnis. Absolut empfehlenswert.


3. Quintero:

Auch die Quintero gehört heute zu den beliebtesten Havanna-Zigarren, wird aber für Anfänger nicht unbedingt empfohlen. Nicht alle Quinteros sind handgemacht, wer darauf Wert legt, sollte darauf achten, dass die Kiste den Aufdruck "totalmente al mano" trägt.
Die Quintero ist eine kräftige Zigarre, die sich aber unserem Ardbeg Uigeadail angenehm unterordnete. Allerdings wirkte sie weniger elegant als die Montecristo. Vielleicht würde sie auch gut zu einem Laphroaig 18 passen.


Eigentlich hatte Randolf noch ein paar Zigarren mehr da, aber wir waren nach drei Zigarren so berauscht-beraucht-beschwingt, dass wir den Abend langsam und sinnlich ausklingen ließen. Morgen ist auch noch ein Tag, dachten wir.
Am nächten Tag hat es dann leider geregnet, und wir haben unsere Testreihe nicht mehr fortgesetzt. Doch die Erinnerung an diesen stimmungsvollen Abend wird uns bleiben.




Wir wollten auch die Romeo y Julieta irgendwann noch mit einem Highland Park 25 probieren, und auch das haben wir nicht mehr umgesetzt. Wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja bei einem Wiedersehen. Den Highland Park 25 stelle ich auf jeden Fall schon mal zur Seite.



Lieber Randolf,
ich wünsche dir alles Gute für dein neues Leben. Und wenn du mal wieder auf der Terrasse sitzt und den fernöstlichen Sonnenuntergang genießt, dann denk an mich und poste ein Bild für mich!
MM

 

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