Die Schokoladenseite von Glenmorangie. Der neue Lasanta.
Als ich vor ein paar Tagen ein Päckchen von Glenmorangie mit einem Sample des Lasanta erhielt, staunte ich nicht schlecht. Denn der Lasanta gehört seit Jahren zum Kerngeschäft von Glenmorangie, und ich habe mich schon so sehr an ihn gewöhnt, dass ich mir im ersten Augenblick einen neuen Lasanta gar nicht vorstellen konnte. Veränderungen gibt es sonst doch nur bei den Sonderabfüllungen der Brennerei, die jedes Jahr im Frühling erscheinen, und immer wieder eine neue, interessante Facette von Glenmorangie präsentieren. Aber der Lasanta? Ein Mitglied der Core-Range? Ein Teil vom Herzen der Brennerei?
Ein Mitglied der Core-Range ändert man nicht ohne Not, denn sie legt den Grundstein für den Ruf der ganzen Brennerei. Wenn die Core-Range nicht gefällt, wird das ganze Image leiden. Ich war sehr gespannt, wie stark sich der neue Lasanta vom alten unterscheidet.
Rein äußerlich sind die Veränderungen eher moderat. Man muss schon genau hinschauen, wenn man die alte und die neue Abfüllung nicht verwechseln will, am Design der weinroten Verpackung hat sich wenig geändert. Doch ein Blick auf den Alkoholgehalt schafft Klarheit: während der alte Lasanta noch mit 46%vol. abgefüllt wurde, kommt der neue mit nur 43% in die Flasche.
Auch der Inhalt wurde gründlich überholt: laut Pressemitteilung werden zukünftig neben den bisherigen Oloroso-Sherryfässern, die beim Lasanta für die Nachreifung verwendet werden, auch Pedro Ximémez-Fässer zum Einsatz kommen. Süßer soll er dadurch werden und reichhaltiger.
Geblieben ist die Basis, eine zehnjährige Reifezeit in Ex-Bourbonfässern, an die sich dann wie auch zuvor eine zweijährige Reifezeit in Sherry-Fässern anschließt. Und der Lasanta wird auch in Zukunft eine Altersangabe tragen, er ist wie sein Vorgänger mindestens 12 Jahre alt. In Zeiten zunehmender NAS-Abfüllungen ist das ja mittlerweile schon eine Besonderheit.
Fast scheint es so, als wolle Glenmorangie hier ein bißchen Zuckerbrot und Peitsche verteilen. Denn während die zusätzlichen Pedro Ximénez-Fässer bei vielen Fans auf Zustimmung stoßen werden, wird eine Reduzierung des Alkoholgehalts auch viel Stirnrunzeln bewirken. Als die Brennerei Maker's Mark im vergangenen Jahr den Alkoholgehalt von 45 auf 42% senken wollte, brach ein solcher Sturm der Entrüstung aus, dass die Brennerei ihren bereits angekündigten Entschluß wieder rückgängig machte.
Die Veränderungen am Lasanta sind also beachtlich, und ich war neugierig, ob der Neue den Alten tatsächlich übertreffen kann. Am Wochenende habe ich die beiden gegeneinander getestet. Hier meine Tasting-Notes:
Bild: MargareteMarie |
Glenmorangie Lasanta, alte Abfüllung, 46%vol.
Aroma:
Das erste, was mir in die Nase sticht, sind - ... oh je, Schwefeltöne. Da bin ich empfindlich, ich gehöre zu jenem Personenkreis, denen Schwefelaromen die Freude an Sherry-Fass-Abfüllungen verleiden können, und ich mag schwefelhaltige Whiskys nur in Kombination mit reichhaltigen Speisen.
Dann aber kommt der typische Samt von Glenmorangie. Sherry, viel Eiche, versteckte Süße, Toffee, zarte Vanille, dunkle Schokolade, Trockenfrüchte, rote Beeren, eine ganz schwache Salzigkeit. Es dauert ein ganzes Weilchen, aber dann zeigt sich auch die Basis und Ananas, Orange und Zitrusnoten blitzen immer mal wieder für einen kurzen Augenblick durch. Er braucht Zeit und entwickelt sich allmählich im Glas, verliert aber keinen Augenblick seine Geschmeidigkeit.
Geschmack: würzig, holzig, floral, kräftig, fast kantig,
Nachklang: scharf, lang, trocken
Mein Tipp: Die Zugabe von Wasser ist nicht zu empfehlen, sie betont die Schwefelnote, aber reduziert die Beeren- und Trockenfruchtaromen, er wirkt dadurch insgesamt etwas unausgewogen.
Pressefoto Glenmorangie |
Glenmorangie Lasanta, neue Abfüllung, 2014, 43%vol.
Aroma:
Der Neue gefällt mir auf Anhieb gut! Meine Befürchtungen waren unnötig, er ist überhaupt nicht dünner geworden, sondern weicher, malziger und cremiger als die alte Abfüllung. Und er hat auch keine Schwefeltöne. Die Sherry-Noten sind etwas milder, aber viel Karamell, Honigsüße, Rosinen, Beeren, und viel Orange. Ein bißchen Vanille, viel Eiche, und dazwischen immer wieder Orangen, Rosinen und Mandarinen. Insgesamt sehr subtil und komplex.
Geschmack:
Sehr samtig, sehr cremig, sehr weich, mit einer leichten Süße. Milchschokolade. Floral, weinig, und auch ein bißchen Eiche.
Nachklang:
lang, warm
Bild: MargareteMarie |
Der neue Lasanta ist definitiv keine verwässerte Variante des alten. Bei dem Relaunch ist ein neuer Whisky entstanden, der sich von dem alten merklich unterscheidet. Die Veränderung hat ihm jedoch gut getan, die cremige, mild-würzige Ausprägung des neuen Lasanta gefällt mir sogar besser als die etwas knackig-kantige alte Version. Auch hier ist eine Zugabe von Wasser nicht zu empfehlen. Die Whisky-Blender bei Glenmorangie haben - wie auch schon bei der alten Abfüllung - das Aromenprofil optimal auf den Alkoholgehalt abgestimmt.
Einziger Wermutstropfen ist die Preiserhöhung, die gleich mitgeliefert wird. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei ungefähr 45,- Euro. In Anbetracht von Qualität und Marktentwicklung liegt er damit aber immer noch im Rahmen. Eingefleischte Fans des alten Lasanta sollten sich jedoch rechtzeitig mit der alten Abfüllung eindecken, solange der Preis noch unterhalb der 40-Euro-Marke liegt.
Mein Tipp:
Die Orangen-Note inspirierte mich, den neuen Lasanta mit einer cremigen Schokolade mit Orangenkrokant zu kombinieren. Zur alten Abfüllung passt diese Schokolade überhaupt nicht, die Aromen beißen sich regelrecht. Aber mit dem neuen Lasanta bildet die Schokolade eine traumhafte Kombination. Nachahmen empfohlen!
Bild: MargareteMarie |
Da bin ich mal gespannt, ich darf den "Neuen" Anfang Mai auf einer Verkostung probieren! Deine Tasting Notes klingen auf jeden Fall ganz nach meinem Geschmack.
AntwortenLöschenViele Grüße
Steffen
Du glücklicher! Da gibt es hoffentlich mehr als nur Schokolade zum Kombinieren;-) Ich bin gespannt, wie er dir schmeckt. Und ob du Food-Pairing-Tipps mitbringen kannst... Ich wünsch dir viel Spaß! LG MM
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