Old Time Treasure: Royal Lochnagar 30 years

Mit einer Jahreskapazität von nur 550.000 Liter Alkohol ist Royal Lochnagar die kleinste schottische Brennerei im Konzern von Getränkeriese Diageo. 

Seit 2005 gehört Royal Lochnagar zur Serie der "Classic Malts Selection",  die eine Erweiterung der "Classic Malts of Scotland" darstellen. 

Als Single Malt findet man ihn dennoch eher selten, der größte Teil der Produktion wird als sogenannter Signature Malt, als geschmacksprägender Malt, für den Blended Whisky "Windsor Premier" benutzt, der seit seiner Markteinführung 1996  vor allem in Korea beliebt ist.

Doch das ist nicht die einzige Besonderheit dieser königlichen Brennerei in den östlichen Highlands.
 
Bild: MargareteMarie


In unmittelbarer Nachbarschaft der Brennerei liegt Schloss Balmoral, eine Sommerresidenz der britischen - und damit auch der schottischen - Königin. Königin Viktoria und Prinzgemahl Albert haben angeblich die 1845 gegründeten Brennerei des öfteren besucht, und seit 1848 darf sich Lochnagar auch mit offizieller königlicher Erlaubnis "Royal" nennen.

Auch die derzeitige Queen hat sich im Sommer oft mit Mann und Kindern in Balmoral aufgehalten, und His Royal Highness Prince Charles veröffentlichte 1980 sogar ein wunderschönes  Bilder-Buch für große und kleine Kinder über die Gegend um die Brennerei: "The old Man of Lochnagar". Ursprünglich hatte der königliche Prinz, der in Schottland die Titel Earl of  Rothesay und Lord of the Isles trägt, die Geschichte für seinen jüngeren Bruder geschrieben, aber das Buch wurde so populär, dass es bis heute im Buchhandel erhältlich ist.

Ein Besuch des königlichen Schlosses, das etwa eine Autostunde von Aberdeen entfernt liegt, lässt sich gut mit einem Besuch in der Brennerei verbinden, denn Royal Lochnagar gehört zu den ausgewählten Brennereien von Diageo, die auch über ein Besucherzentrum verfügen. 

Bis heute gibt es nur zwei Brennblasen  bei Royal Lochnagar,  eine "Wash still"  mit einer Kapazität von 7,410 Litern und eine "Spirit Still" mit einem Fassungsvermögen von 5.450 Litern. Um ein möglichst leichtes Destillat zu erhalten, werden die Brennblasen jedoch nur mit 6.100 bzw. 4.000 Litern befüllt. Der Mittellauf liegt zwischen 75 und 68%.

Bedingt durch die geringe Menge ist Royal Lochnagar die einzige Brennerei von Diageo, die den Feinbrand nicht mit Tank-Lastwagen in die Abfüll-Hallen bringt, sondern auf dem Gelände der Brennerei direkt in Fässer füllt. Etwa 1.000 Fässer lagern in der Brennerei selbst, der Rest der Produktion kommt größtenteils in die Lagerhäuser von Glenlossie.

Und noch eine weitere Besonderheit gibt es hier: In Royal Lochnagar finden regelmäßig die sogenannten "Malt Advocate Courses" von Diageo statt, eine Art  Fortbildungskurs  für ausgewählte Whisky-Freunde. Meine Blogger-Kollegin "Miss Whisky" hatte neulich die Gelegenheit, an einem solchen Malt Advocate Course teilzunehmen, worum ich sie sehr beneide. Wer mehr über die Brennerei erfahren will, dem sei dieser Link [hier] zum Bericht von  Miss Whisky empfohlen.

Nur wenige Original-Abfüllungen gibt  es von Royal Lochnagar. Zum Standard-Portfolio gehört ein 12jähriger Malt und eine Selected Reserve, deren Alter angeblich zwischen 18 und 20 Jahren variiert. Seit 2008 gibt es eine Distiller's Edition, die eine Nachreifung in einem Moscatel-Fass erhielt, und  2010 erschien eine Einzelfass-Abfüllung in der "Manager's Choice"-Reihe der "Classic Malts of  Scotland", zu denen Royal Lochnagar seit einiger Zeit gehört.

2004 wurde ein 30 Jahre alter Malt in Fass-Stärke im Rahmen der Rare Malts Serie herausgebracht. Die limitierte Abfüllung umfasste 6.000 Flaschen. Eine davon konnte ich jetzt verkosten:

Meine Tasting-Notes:


Bild: MargareteMarie

Royal Lochnagar, 30 Jahre, Rare Malts Selection, dist. 1974, abgef. 2004, limitierte Ausgabe, 6.000 Flaschen, Flasche Nr. 5140, Fassstärke, 56.2%vol.

Farbe: 
sattes Gold-Gelb

Aroma: 
zuerst kräftig malzig, und anfänglich auch etwas grasig-erdig. Doch schon nach kurzer Zeit kommen Blütenduft und dann auch zarte, fruchtige Noten, vor allem Birne und  Banane, aber auch etwas Orange, dazu ein Hauch Vanille, und die markante Süße von Raps-Honig. Voll und satt, aber dennoch nicht aufdringlich, nichts sticht hervor, alle Aromen sind sanft und harmonisch. Mit Wasser wird er milder, fruchtiger, sogar ein paar Himbeeren mischen sich darunter, aber er wird auch leichter und "dünner". Trotz des hohen Alters so gut wie kein Holz.

Geschmack:
Mit ein paar Tropfen Wasser weich und angenehm, allerdings sehr viel weniger fruchtig als erwartet. Jetzt zeigt sich die grasige Seite, aber er ist auch buttrig, sehr ölig, etwas nussig  und sanft würzig. Ohne Wasser ist er mir zu spritig und scharf.

Nachklang:
warm, lang, weich, der geht "runter wie Öl"

Mein Tip:
Alte Whiskys haben nicht nur einen besonderen Geschmack, sondern auch ein besonderes Flair. Als dieser Royal Lochnagar gebrannt wurde, trug ich Plateau-Schuhe in knall-orange und  bunte Pril-Blumen klebten an unseren Küchenkacheln. Die Mode und die Pril-Blumen sind schon lange verschwunden, den Whisky gibt es immer noch. Doch er ist  selten und teuer geworden. Die Qualität ist gut, der hohe Preis läßt sich aber nur durch die Exklusivität des Alters begründen.

Vielen Dank Peter, für dieses ganz besondere Sample!



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