Glenmorangie Taghta: Lehrstück über Demokratie und Marketing
Allein die Dauer der Kampagne ist schon ungewöhnlich, doch das eigentlich bemerkenswerte ist für mich der Versuch, neue und zeitgemäße Formen der Kommunikation zwischen Kunden und Produzenten zu finden.
Bild: margaretemarie |
Das Konzept:
Zunächst konnten die Fans über den Whisky selbst und sein Wood-Finishing abstimmen, wobei sich die Mehrheit für einen Whisky entschied, der mehrere Jahre in spanischen Manzanilla-Fässern nachreifte. Manzanilla-Sherry ist berühmt für seine leicht salzige Note. Über die drei Varianten, die zur Auswahl standen, hatte ich bereits im Sommer berichtet [siehe hier]. Anschließend wurde über den Namen, Design und Etikett abgestimmt. Unterstützung erhielt die Brennerei hierbei von dem Designer Jon Davies, dem Mitbegründer der Londoner Design-Agentur Butterfly.
Mittlerweile befindet sich das Cask Masters Programm in der vorletzten Phase, entschieden werden soll diesmal über die Gestaltung des Werbeplakats. Den Teilnehmern winkt auch diesmal ein attraktiver Preis, es gibt eine Digitalkamera von Nikon zu gewinnen. Bis zum 02.02. können eigene Fotovorschläge auf der Abstimmungsplattform im Internet hochgeladen werden, danach wird abgestimmt. Drei Themenkreise stehen zur Auswahl: "Von Vielen gewählt", "Von Spanien nach Schottland" und "Bahnbrechende Innovationen", womit wesentliche Elemente des Taghta aufgegriffen werden.
http://caskmasters.glenmorangie.com/
In der Schlußphase können die Fans entscheiden, in welcher Stadt der Taghta dann im Herbst diesen Jahres bei einer Premierenfeier der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
Margaretemarie meint:
Das Cask Masters Program von Glenmorangie ist für mich eines der interessantesten Marketing-Konzepte des vergangenen Jahres, und es hat mir Spaß gemacht, daran teilzunehmen. Möglicherweise hat Glenmorangie damit wieder einmal einen neuen Trend gesetzt, denn die Speyside-Brennerei The Glenlivet hat bereits nachgezogen und mit ihrer Kampagne zum Glenlivet Alpha und dem Guardians' Chapter ebenfalls versucht, die Reichweite der virtuellen Kanäle zu testen. Die Kommunikationsplattformen von Web2.0 öffnen neue Türen, und ganz gewiß werden wir in Zukunft ähnliche online-gestützte Projekte auch bei anderen Brennereien sehen.
Für mich als Kunden ergeben sich durch diese Demokratisierungs-Maßnahmen ganz neue Möglichkeiten der Einflussnahme. Wenn meine Stimme rechtzeitig gehört wird, steigt die Chance, dass ich auch das Produkt bekomme, das ich mir wünsche. Die Ressourcen unserer Welt sind heutzutage viel zu kostbar, als dass man es sich noch leisten kann, am Bedarf vorbei zu produzieren. Der Erfolg solcher Maßnahmen wird nicht zuletzt auch von den Instrumenten abhängen, mit denen die Daten erhoben werden.
Doch das Internet ist keine Einbahnstraße, und nur allzu schnell kann die Macht der virtuellen Kommunikation dazu verführen, über die Form den Inhalt zu verdrängen. Der kritische Blick sollte uns deshalb auch in der bunten Welt von Bits, Bytes, Facebook und Co. nicht verloren gehen.
Bild: margaretemarie |
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