Glenmorangie Companta: die Giraffe im Burgunderfass

Seit 2009 bringt die schottische Highland-Brennerei Glenmorangie regelmäßig eine limitierte Sonderedition auf den Markt. 

Im Februar wird bereits die fünfte Ausgabe dieser sogenannten "Private Edition" erscheinen: Glenmorangie Companta. 

Und auch diesmal dreht sich alles um ein ganz besonderes Wood-Finishing.
 
La girafe en France. (Bildquelle: Glenmorangie)

Glenmorangie Companta, der Name klingt eigenwillig, aber die Jungs und Mädels bei Glenmorangie sind Perfektionisten, die nichts dem Zufall überlassen, also schlage ich den Namen lieber mal im gälischen online-Wörterbuch nach. Und stelle fest: Companta  ist tatsächlich ein altes, schottisches Wort, das soviel wie "gesellig", aber auch "gesellige Runde mit netten Freunden" bedeutet. Der Name ist mir sofort sympathisch, denn ich kann ihn auf Anhieb aussprechen und er gibt mir einen guten Grund, den Glenmorangie Companta in netter Gesellschaft  zu verkosten. Geteilte Freud ist ja schließlich - na, ihr wißt schon.

Dirk ist ein lieber Freund und nette Gesellschaft ist er auch, und außerdem hat er viel Ahnung von Whisky und Wein, und wir haben dann in seinem Weinkontor die neue Private Edition in unserem eigenen  Private Tasting gemeinsam probiert.



Wood Finishing - Die Fassauswahl


Glenmorangie ist nicht nur berühmt für seine extrem hohen Brennblasen, die aufgrund ihrer enormen Höhe gerne mit Giraffenhälsen verglichen werden, sondern seit Jahren auch  für seine Wood Finishings, die eine besondere Form der "Nachreifung" darstellen und in der Fachwelt immer große Beachtung finden. Auch für den Companta wurde der Whisky zunächst in Ex-Bourbon-Fässern gelagert. Anschließend erfolgte eine weitere Reifung in französischen Eichefässern aus dem Burgund, die vorher den renomierten Grand Cru Clos de Tart enthielten. Um dem Whisky noch mehr Tiefe und Komplexität zu verleihen, kamen zusätzlich auch ehemalige Süßweinfässer der Côtes du Rhône zum Einsatz, die vorher den bei uns weniger bekannten Vin doux naturel Rasteau enthielten.

Fachleute schätzen heute, dass etwa 60 bis 70% der Geschmacksaromen von Whisky durch das Zusammenspiel von Destillat und Fassholz entstehen. Die Methode des Wood Finishing verleiht dem Whisky folglich eine zusätzliche Aromenfülle und Komplexität. Doch Holz ist nicht gleich Holz, und jede Fassart bedingt ein anderes Geschmacks-Profil. Deshalb kommen in der Private Edition immer wieder andere Fassarten für die Nachreifung zum Einsatz, und der Whisky enthält so sein einzigartiges, besonderes Aroma.

Nach Sonnalta PX (Ex-Sherry-Fass), Finealta (leicht rauchig), Artein (Ex-Sassicaia-Weinfass) und Ealanta (Virgin American Oak) ist der Companta nunmehr die fünfte Abfüllung, die in dieser Sonder-Edition erscheint.

Whisky und Wein


Die  Clos de Tart gehört zu den berühmtesten und begehrtesten Lagen der Côte d'Or im Burgund, und ich hätte zu gerne eine Whisky-und-Wein-Vergleichs-Probe gemacht, um festzustellen, ob sich die gleichen Aromen in Whisky und Wein finden lassen. Aber für den Preis einer Flasche dieses prestige-trächtigen Burgunder-Weines bekomme ich problemlos auch einen Glenmorangie Quarter Century, und ich habe dann doch lieber auf den Wein verzichtet. Man muss schließlich auch Prioritäten setzen, das Whisky-und-Wein-Tasting werde ich mir für eine andere Gelegenheit aufheben.

Typisch für die Pinot-Noir-Weine aus dem Burgund sind fruchtige Beeren- und Kirscharomen, eine leichte Erdigkeit von Waldboden und die Nussigkeit der Pinot-Traube. Werden wir diese Aromen auch im Glenmorangie Companta finden können?




Meine Tasting-Notes:



Farbe:

Passend zum Geschmack. Es bilden sich wunderschöne Schlieren, die unendlich lange brauchen, bis sie laufen, und dann  viele lange und dünne Beinchen bilden.

Aroma:

Er zeigt sofort ein volles Aroma, zarte Karamell-, Vanille- und Nuss-Noten dominieren, dann folgen im Hintergrund auch die mittelschweren Fruchtnoten, vor allem Kirsche und die verhaltene Süße von dunklem Honig. Im Gegensatz zu mir findet Dirk die Waldboden-Aromen sehr schnell, hier zeigt sich wohl die feine Nase eines Wein-Fachmanns. Die Wein-Noten sind unverkennbar, er riecht seidig, elegant, mit einer mild-angenehmen Würzigkeit, zu der sich am Ende noch eine dezente, unterschwellige Rauch- und Holznote gesellt.

Geschmack:

Weich, vollmundig und samtig liegt er auf der Zunge, mit einer leichten, angenehmen  Öligkeit. Dazu kommen vor allem Aromen von Nuss und cremiger Schokolade.


Nachklang:

mittellang, nachhaltig, mild

Mein Tipp:

Glenmorangie gehört zu den tonangebenden Brennereien, wenn es um Wood-Finishing geht, und die Private Edition ist bei Sammlern sehr begehrt.  Rotweinfass-Reifungen gibt es nicht allzu häufig, und sie können mich nicht immer überzeugen. Anders der  Companta. Mit ihm  ist dem Whisky-Creations-Team um Dr. Bill Lumsden  wieder ein toller Wurf gelungen, der einer guten Sherry-Fass-Abfüllung in nichts nachsteht.  Nur zum Sammeln viel zu schade!


Auch für das derzeit noch laufende "Cask Masters Program" von Glenmorangie stand eine Grand Cru Burgundy-Variante zur Auswahl, und zum Abschluss  habe ich den Companta dann noch  mit dem entsprechenden Cask-Masters-Sample verglichen. Die Assemblage mit Fässern des höherprozentigen Rasteau  hat ihm den entscheidenden Kick gegeben, der Companta ist eleganter, komplexer und weniger süß geworden als "Fass A" aus dem Cask-Masters-Programm, ohne dabei die Fruchtigkeit zu verlieren. Beim Companta stechen auch keine Schwefel-Töne hervor, sie sind einer angenehmen Würzigkeit gewichen.

Glenmorangie Companta. (Bildquelle: Glenmorangie)
Leider gibt es in der Presse-Mitteilung keinerlei Hinweise auf die Reifungsdauer: Es ist lediglich von einem "sorgsamen Ausbalancieren" die Rede, was darauf hindeutet, dass das Rezept wohl eher komplexer Natur ist. Der Glenmorangie Companta wird mit 46%vol. nicht kühlgefiltert abgefüllt und ist ab Februar 2014 im Fachhandel erhältlich. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt derzeit bei ca. 80,-- Euro, erfahrungsgemäß werden die Preise aber relativ rasch in die Höhe gehen.

PS: Ein paar Fragen hätte ich ja schon noch zum Companta. Die hab ich einfach mal nach Schottland geschickt. Mal sehen. Vielleicht bekomme ich ja Antwort;-)

Danke Marina, für das Sample, und Danke, Dirk, für dieses very special private tasting im Weinkontor:-)


Ähnliche Artikel:


Dream Dram: Glenmorangie Quarter Century 
Interview: Gillian Macdonald
Glenmorangie Cask Masters
Glenmorangie Taghta
Brennerei-Besichtigung: Hochglanzleistung in Schottlands Norden


Kommentare

  1. Ja, das Presseinfo lässt wie immer viele Fragen offen, ist aber zumindest nicht ganz so widersprüchlich wie beim Ealanta. Mehr zur Fasskombi und zum Alter des Stoffs gibts aber hier: http://blog.thewhiskyexchange.com/2014/01/glenmorangie-companta-private-collection-v/

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank für diesen Hinweis. Zum Launch-Event des Companta waren mehrere britische Blogger eingeladen. Ebenfalls gute Informationen zum Companta findet man bei Miss Whisky und bei Caskstrengthandcarryon, die beide von unabhängigen Bloggern betrieben werden.

      http://misswhisky.com/2014/01/29/glenmorangie-companta/

      http://caskstrength.blogspot.de/2014/01/glenmorangie-companta-perfect-company.html

      PS: Die Anmerkung bei TWE über "Leute... die Übersetzungs-Websites nutzen können" hat mich allerdings schon zum schmunzeln gebracht;-)

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

THEMA: Tips für ein gelungenes Whisky-Tasting - die 10 besten Formate und was ihr dabei beachten solltet

TASTING NOTES: Ben Bracken 40 - gefärbt, gefiltert und bieder.

Warum "Blend" ein gefährliches Wort ist und was man darüber wissen sollte - Teil 1.

Hier stinkt was: Die Schattenseiten des Irischen Whiskey-Wunders

Lost Distilleries: Elizabeth Harvie and the Paisley Connection. Schluss

Whisky-Fair Limburg: Exclusive Interview with Whisky-Collector Diego Sandrin, Italy