And I will luve thee still, my dear, Till a' the seas gang dry (Robert Burns)




Whisky und Freundschaft gehen gut zusammen. Das wusste schon Robert Burns, der über beides oft in seinen Liedern erzählt. Aber was ist mit Whisky und Liebe? Passt das auch? Ich habe Zwei gefragt, die es wissen müssen: Mark Giesler und seine Lebensgefährtin Sabine. Die beiden führen eine nicht alltägliche Beziehung, in der sich (fast) alles um Whisky dreht.


Der 1. Mai 2007 ist ein Tag, den Mark gewiss nie vergessen wird. Sabine auch nicht. Denn an diesem Tag verändert Mark sein Leben von Grund auf. Nach 17 Jahren im Vertrieb und als Weinfachmann gibt er seine Arbeit in Deutschland auf, um einen Job als Brand Heritage Assistant bei der schottischen Brennerei Glenturret anzutreten. Mit Freundin Sabine ist er damals bereits 11 Jahre zusammen.

Andere Männer denken in dieser Lebensphase an Haus bauen und Baum pflanzen. Doch Mark packt die Lebenslust. Er will noch einmal etwas ganz anderes tun und sich einen lang-gehegten Traum erfüllen. Mit einem 6-Monats-Vertrag in der Tasche packt er seine Koffer und siedelt ins schottische Crieff um. Die Brennerei Glenturret sucht Verstärkung für ihr Besucherzentrum, und Mark ist die ideale Besetzung. Sabine bleibt im heimischen Rümmelsheim zurück und stärkt ihm den Rücken.

Doch aus 6 Monaten wird schnell ein Jahr, und an Rückkehr denkt Mark noch nicht. Im September 2008 erfogt der nächste Sprung: Er wechselt zur "Dark Side", zur Produktion, und wird Brenner. Mark fängt noch einmal von vorne an und erlernt die Kunst der Whisky-Alchemie von der Pike auf. Von jetzt an arbeitet er als Mashman, Stillman und Warehouseman, und belegt neben seiner Arbeit  noch Studienkurse am Londonder Institute of Brewing and Distillation. Heute ist er der einzige zertifizierte deutsche Whiskybrenner in Schottland und als "German Grouse" in der Szene so bekannt wie ein buntes Schneehuhn im Winter.

Der Tagesablauf von Mark und Sabine könnte seitdem nicht unterschiedlicher sein. Wenn er Frühschicht hat, klingelt bei Mark der Wecker schon morgens um 5, eine Stunde später muss er die Brennerei aufschließen und die Produktion anfahren. Mit 3 weiteren Kollegen arbeitet er im Schichtwechsel als Mashman an den Maischebecken oder als Stillman an den Brennblasen, 240 Schichten im Jahr, und einmal im Monat auch am Wochenende.

Sabine hingegen beginnt erst um 8, als Zweigstellen-Leiterin einer Bank arbeitet sie viel am PC, führt Mitarbeitergespräche oder hat Kundentermine. Doch wenn Sabine um 18 Uhr nach hause kommt, muss sie – genau wie Mark im fernen Schottland - ihren Feierabend alleine bestreiten. Sie haben ihre Hobbys und Freunde, um die Lücke zu füllen.

Ihre Beziehung findet abseits vom Alltagsleben statt. Nur alle zwei Monate kommt Mark nach Deutschland, und auch dann gibt es nur wenig Zeit für traute Zweisamkeit. Eingepresst zwischen Familienbesuchen, Terminen und Whiskymessen sind sie sehr darauf bedacht, die Nähe zueinander nicht zu verlieren und die wenige Zeit, die sie gemeinsam haben, auch sinnvoll zu nutzen.

Es bedarf schon einer starken Persönlichkeit, um diese Belastungen der langen, räumlichen Trennung zu überstehen. Doch bescheiden wehren sie beide ab, als wäre das gar nichts besonderes. Seit mehr als 17 Jahren sind sie schon zusammen, und noch immer ist ihre Beziehung geprägt von Liebe, Zuneigung und Lust auf den Partner. Natürlich will ich von Sabine wissen, was das Wesen ihrer Beziehung ausmacht. "Den anderen so nehmen, wie er ist. Ihn nicht ändern wollen", sagt sie.

Vielleicht ist auch das ein Stück ihres Erfolgsgeheimnisses, warum  ihnen das gelingt, woran andere Paare längst gescheitert wären: Stark genug sein, den Partner so zu lieben wie er ist. Ego-Streit hat in dieser Beziehung keinen Platz. Vertrauen, Verständnis, Respekt und Anteilnahme am Leben des anderen sind die Fundamente, auf denen sie ihre Beziehung aufgebaut haben.

Mark jedenfalls weiß es zu schätzen, dass die Frau an seiner Seite seinen Traum mitträgt und mitlebt, dass sie jede Möglichkeit nutzt, einzutauchen in die bunte Welt der Whisky-Freunde, und ihn auf Messen begleitet, so oft sie nur kann. Und dort werden wir die beiden  auch in Zukunft  treffen können, wenn sie Arm in Arm gemeinsam von Stand zu Stand schlendern, mit Freunden scherzen und neue Whiskys entdecken.

Für Mark ist seine Reise ins schottische Abenteuer noch lange nicht zuende, er hat seinen Traum verwirklicht, und er hat noch viel vor. Und Sabine wird ihm gewiss auch weiterhin die Stange halten. Hätte Robert Burns die beiden gekannt, er hätte ihnen bestimmt dieses Gedicht gewidmet: 



 O my Luve's like a red, red rose,
That's newly sprung in June:
O my Luve's like the melodie,
That's sweetly play'd in tune.

As fair art thou, my bonie lass,
So deep in luve am I;
And I will luve thee still, my dear,
Till a' the seas gang dry.

Till a' the seas gang dry, my dear,
And the rocks melt wi' the sun;
And I will luve thee still, my dear,
While the sands o' life shall run.

And fare-thee-weel, my only Luve!
And fare-thee-weel, a while!
And I will come again, my Luve,
Tho' 'twere ten thousand mile!

(Robert Burns)



Dem roten Röslein gleicht mein Lieb,
Im Junimond erblüht,
Mein Lieb ist eine Melodei,
Vor der die Seele glüht;

Wie schön du bist, geliebte Maid,
Wie wird das Herz mir schwer,
Und lieben wird's dich immerdar,
Bis trocken Strom und Meer.

Und würden trocken Strom und Meer,
Und schmölzen Fels und Stein,
Ich würde dennoch lebenslang
Dir Herz und Seele weih'n.

Nun, holdes Liebchen, lebe wohl!
Leb' wohl, du süße Maid!
Bald kehr' ich wieder, wär' ich auch
Zehntausend Meilen weit.

Sláinte, und einen Toast auf das Leben, die Liebe und euch beide!

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