Smoke on the water: Laphroaig
Die Brennerei Laphroaig auf der Hebriden-Insel Islay ist
eine der wenigen schottischen Brennereien, die ihr Gerstenmalz noch selbst
herstellt. Und dabei nach althergebrachter Tradition Torfrauch einsetzt. Es ist
dieser Torfrauch, der dem Single Malt von Laphroaig seine unverwechselbaren
Aromen von Aschenregen und Lagerfeuer verleiht. Hinzu gesellen sich noch die
Geschmacksnuancen von Seetang, Salz, modrige Erde, Hufteer und
Intensiv-Station.
Klingt schräg, nicht wahr?
Immer wieder werde ich gefragt, warum zum Kuckuck man etwas trinken soll, das nach Mullbinden, Asphaltblasen, Brackwasser und Aschentonne schmeckt. Und bis heute fällt mir nichts besseres ein außer: „Wieso, schmeckt doch lecker!“
Immer wieder werde ich gefragt, warum zum Kuckuck man etwas trinken soll, das nach Mullbinden, Asphaltblasen, Brackwasser und Aschentonne schmeckt. Und bis heute fällt mir nichts besseres ein außer: „Wieso, schmeckt doch lecker!“
Das Erfolgsgeheimnis von Laproaig lässt sich nicht in Worte
fassen. Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn!
Doch so seltsam es auch anmuten mag, die Zahl der Liebhaber
von Laphroaig ist groß, etwa eine halbe Million Menschen sind bekennende
„Friends of Laphroaig“, also Mitglieder im Brennerei-eigenen Club und allein
2011 wurden ca. 2,5 Millionen Flaschen Single Malt verkauft. Laphroaig ist
derzeit nicht nur der extremste, sondern auch der meistgekaufte Single Malt der
Insel Islay.
Der berühmteste Fan von Laphroaig ist wohl Prince Charles.
Seit 1996 ist Laphroaig Königlicher Hoflieferant für das schottische Landgut
des britischen Thronerben und darf als einzige Single Malt Brennerei auch das
königliche Wappen von Charles auf dem Etikett führen.
Zum Portfolio von Laphroaig gehören derzeit die klassischen
Abfüllungen 10 Years, 18 years und 25 years sowie die NAS-Abfüllungen Quarter
Cask, Triple Wood, PX Cask und QA Cask.
Eine gute Gelegenheit, die Whiskys von Laphroaig
kennenzulernen, ist der Cöpeniker Whiskyherbst
am kommenden Wochenende (13.09.2013-14.09.2013).
Auch der Manager der Brennerei, John Campbell, wird vor Ort
sein und an beiden Tagen ein Tasting
anbieten. Eine bessere Einführung in
die Whiskys von Laphroaig kann man wohl kaum bekommen als vom Meister selbst.
Und vielleicht weiß John ja auch eine Antwort auf die Frage, wie zum Kuckuck
jemand auf die Idee kommen konnte, einen Whisky zu erschaffen, der nach
Aschenregen, Seetang, Hufteer und Intensiv-Station schmeckt....
Wer jetzt endlich wissen will, wie der Rauch in den Whisky
kommt, aber keine Gelegenheit hat, John persönlich zu fragen, dem sei dieses
Video empfohlen:
Die Standard-Range im Detail:
10 Years:
Die Basis-Abfüllung. Hat mindestens 10 Jahre Reifezeit im
Ex-Bourbon-Fass aus Amerikanischer Weißeiche hinter sich. Mit ein bisschen
Glück findet man ihn auch zum demokratisch günstigen Preis bei Rewe im
Supermarkt. Inklusive königlichem Wappen.
10 Years
Cask Strength:
In Fassstärke. Nicht kühlgefiltert.Unterschiedliche Batches.
18 Years:
Seit 2009 im Portfolio. 48%, nicht kühlgefiltert. Älter und
knapper als der 10jährige, und damit auch deutlich teurer. Aber immer noch ein
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
25 Years:
2007 eingeführt. Unterscheidet sich nicht nur durch das
Alter, sondern auch durch die Fassauswahl vom 18jährigen. Vermählung von
Ex-Bourbon-Fässern mit Ex-Oloroso-Sherry-Fässern aus Europäischer Eiche. In
Fassstärke. Das Sahnestückchen. Auch im Preis.
Quarter Cask:
Seit 2004. Basiert auf der Erkenntnis, dass ein Whisky um so
schneller reift, je mehr Kontakt er mit der Holzfläche eines Fasses hat. Junger
Laphroaig unterschiedlichen Alters, der zunächst in Standard-Fässern gereift
ist, wird zur Nachreife in kleinere Quarter Casks (125 l) umgefüllt und hat somit
deutlich mehr Holzkontakt. Das Prinzip der Altersangabe wird dadurch hinfällig.
Triple Wood:
Wie der Name schon andeutet, nacheinander in drei
verschiedenen Fassarten gereift: zunächst in Standard Ex-Bourbon Fässern aus
Amerikanischer Eiche von Makers’ Mark (200 l), dann für 9 Monate umgefüllt in
Quarter Casks (125 l), zum Schluss eine Nachreifung in
Ex-Oloroso-Sherry-Fässern aus Europäischer Eiche (500 l). Für diese Nachreifung
wird der Whisky erst 9 Monate lang in First-Fill-Sherry Butts gelagert, danach
noch einmal 22-24 Monate in Refill Sherry Butts. Ursprünglich eine
Small-Batch-Abfüllung in 1-Liter-Flaschen für den Travel Retail. Seit 2011 als Teil der Standard-Range
in 0.7-l-Flaschen. Zwischen den einzelnen Batches kann es zu
Geschmacksvariationen kommen. 43 %, nicht kühlgefiltert.
Select Cask:
Wird erst im Mai 2014 auf den Markt kommen. Auswahl von verschiedenen Fasstypen: eine Kombination aus ehemaligen Bourbon-Fässern und neuen Fässern aus amerikanischer Eiche. Die Lagerung in neuen Eichenfässern verleiht dem Malt eine leicht süßliche Geschmacksnote. Ohne Altersangabe, enthält aber vorwiegend ältere Whiskys und vereint Anteile der bekannten Laphroaig Abfüllungen wie 10Jahre, PX Cask, Quarter Cask und Triple Wood.
Select Cask:
Wird erst im Mai 2014 auf den Markt kommen. Auswahl von verschiedenen Fasstypen: eine Kombination aus ehemaligen Bourbon-Fässern und neuen Fässern aus amerikanischer Eiche. Die Lagerung in neuen Eichenfässern verleiht dem Malt eine leicht süßliche Geschmacksnote. Ohne Altersangabe, enthält aber vorwiegend ältere Whiskys und vereint Anteile der bekannten Laphroaig Abfüllungen wie 10Jahre, PX Cask, Quarter Cask und Triple Wood.
Für den Travel Retail Bereich:
PX-Cask:
PX-Cask:
Ähnlich wie der Triple Wood. Doch statt der Oloroso-Fässer
werden für den PX Fässer verwendet, die zuvor Pedro-Ximenez-Sherry enthielten.
Zur Zeit offiziell nur als 1-l-Flasche im Travel Retail erhältlich. 48%. 1-l-Flasche.
QA-Cask:
Seit April diesen Jahres erhältlich. Das QA steht für Quercus Alba, der lateinische Name der Amerikanischen Weißeiche. Die zweite von drei
Abfüllungen, die für den Reisehandel
produziert wird. Bezüglich der Fassauswahl herrscht derzeit etwas Verwirrung im
Internet, die Pressemitteilung zur Markteinführung spricht von einer
Nachreifung in frischen, „uncharred American Oak barrels“, also nicht ausgebrannten Fässern,
während die Homepage von Laphroaig von einer Nachreifung in „charred American White Oak Casks“ spricht. 40 %. 1-l-Flasche.
An Cuan
Mor:
Die dritte Abfüllung für den Travel
Retail wird spätestens ab Oktober 2013 erhältlich sein. Nachreifung in Fässern aus frischer, Französischer Eiche. NAS. 8 bis 12 Jahre alten
Brand, nachgereift in europäischer Eiche (die erste Batch-Abfüllung 16 Monate). Viel Pfeffer, der von der europäischen Eiche herrührt, und auch viele
Fruchtaromen. 48%. 1-l-Flasche.
Daneben gibt es noch mehrere Sonderabfüllungen, wie
beispielsweise Laphroaig Brodir (13 Jahre), der 2012 in einer Auflage von nur
2.000 Flaschen für die Schwedische Fährgesellschaft Viking Line produziert
wurde, oder die jährliche Sonderabfüllung Cairdeas.
Die Abfüllungen für Prince Charles tragen übrigens den Namen des königlichen Landgutes: Sie werden unter dem Begriff "Highgrove" vermarktet.
Die Abfüllungen für Prince Charles tragen übrigens den Namen des königlichen Landgutes: Sie werden unter dem Begriff "Highgrove" vermarktet.
(letztes Update 10.04.2014)
Oh, ein Bericht über meine Lieblingsdestille, wie schön! Für mich ist der Laphroaig (neben seiner regelmäßig hohen Qualität, besonders bei den älteren Originalabfüllungen-Du weißt was ich meine-) immer eine Möglichkeit, die von mir so geliebte See auch in der Stadt zu erleben, wenn ich mal Fernweh bekomme. Denn dann schenke ich mir einen Dram ein (und ich greife da auch immer gerne auf einen jungen, unabhängig abgefüllten Laphi zurück), stecke die Nase ins Glas, schließe die Augen, und schon bin ich am Strand. Herrlich!
AntwortenLöschenUnd neben all dem Rauch und der Asche, hat Laphroaig immer auch eine Süße und eine gewisse Fruchtigkeit, mal mehr, mal weniger, aber stets ist sie da. Das macht ihn für mich so besonders...
Cheers
Ich freu mich schon jetzt auf unseren gemeinsamen nächsten "Strandbummel";-)
LöschenSehr schön. Bei all dem Gedöns um dies und das an Innovation und Neuerungen ist es wichtig immer wieder auf Dinge hinzuweisen, die eine gewisse Kontinuität und eine gewisse Qualitätsstufe aufweisen. Dazu gehört zweifelsohne die Corerange (schlimmes Wort) von Laphroaig.
AntwortenLöschen"die ihr Gerstenmalz noch selbst herstellt" würde ich so allerdings nicht gelten lassen. Ein "zum Teil" wäre angebracht, denn sogar Wikipedia weiß: "Allerdings stammt nicht alles Malz aus der eigenen Produktion, etwa 75 % wird von der Port Ellen-Mälzerei zugekauft, und zwar mit einem Phenol-Gehalt von etwa 40 ppm."
Hallo Skoerper,
Löschendein Einwand ist berechtigt. Ob es tatsächlich Auswirkungen auf den Geschmack hat, vermag ich jedoch nicht zu sagen. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen sind die eigenen Mälzböden wohl sehr unrentabel, aber es geht auch eher darum, eine alte Handwerkstradition zu erhalten, die in Port Ellen so nicht mehr angewandt wird. Und genau deshalb dürfen sie das königliche Wappen tragen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Frage nach der Menge vielleicht doch eher akademischer Natur.
Liebe Grüße,
MargareteMarie
Die Port Ellen Maltings moegen eine "moderne" Fabrik sein, aber die malzen auch nur nach der Spezifikation die Laphroaig vorgibt. Das wird dann mit dem selbst hergestellten vermischt. Auf den Geschmack duerfte das keinen nachweisbaren Einfluss haben.
LöschenHallo Armin,
Löschendanke für den Hinweis!
LG MargareteMarie
Ich war erst vor wenigen Tagen wieder vor Ort und hatte mich genau zu diesem Thema mit der Tourguide unterhalten.
LöschenBei der Eigenproduktion kann es zu deutlichen Schwankungen im Phenolgehalt kommen, da das Trocknen nach einer bestimmten Zeit einfach eingestellz wird. Abhängig vom verwendeten Torf (aus welcher Schicht? Trockener oder feuchter?) entsteht damit eine gewisse Variation.
Nachdem jedoch der eigene Malz immer mit dem von Port Ellen gemischt wird, werden Unterschiede ausgeglichen.
Mir wurde allerdings gesagt, dass nur 10% des Malzbedarfs durch Eigenproduktion gedeckt werden könnten.
Hallo Jürgen,
Löschenvielen Dank für diesen interessanten Hinweis. John Campbell spricht in meinem Interview von ungefähr 15 % Eigenproduktion. 40% stammen vom Festland, nur etwa 45 % kommen aus Port Ellen.
Liebe Grüße, Margaretemarie
Laphroaig - lecker, gehört auch zu meinen Lieblingen und der Quarter Cask ist Standard bei uns im Regal. Als Friend habe ich natürlich auch schon die Schritte gezählt bis zu meinem Square :-)
AntwortenLöschen"Hufteer" ist doch mal eine völlig neue anschauliche Beschreibung des Aromas, da musste ich als Nicht-Reiter erst einmal googlen, was das überhaupt ist...
Hallo Petra,
Löschenich habe leider immer noch kein Fähnchen in meinem Square stecken. Aber ich hoffe, dass ich das irgendwann nachholen kann...
Liebe Grüße,
MargareteMarie
"wie zum Kuckuck jemand auf die Idee kommen konnte, einen Whisky zu erschaffen, der nach Aschenregen, Seetang, Hufteer und Intensiv-Station schmeckt...."
AntwortenLöschenDie Antwort darauf ist im Prinzip bekannt: Das hat sich historisch so ergeben. Zu Anfangszeiten als noch alles selbst gemalzt wurde gab es inbesondere auf Islay nichts anderes als peat zum trocknen. Und der peat hat durch die Kuestenlage natuerlich viel Kuesteneinfluss, anders als was man z.B. in Speyside findet. Das hat man dann beibehalten.