Tasting: Macallan Amber, Macallan Fine Oak 12, Macallan Sherry Oak 12 im Vergleich


Viel Wirbel hat es in den vergangenen Wochen um die neue Vermarktungsstrategie der  schottischen Speyside-Destillerie The Macallan gegeben [siehe hier], doch heute soll es endlich um die Frage gehen, die uns alle am meisten beschäftigt: was ist denn nun drin in den neuen Flaschen? Also – her mit den Gläsern!  



Um dieser Frage gründlichst auf den Grund zu gehen, haben wir uns wieder einmal getroffen, und neue und alte Abfüllungen von The Macallan miteinander verglichen. Auf den Prüfstand kam diesmal der „Macallan Amber“. Seine Testgegner waren der 12jährige Sherry Oak sowie der 12jährige Fine Oak, die durch Amber ersetzt werden sollen. 

Unsere Testgruppe bestand  diesmal aus 6 Personen, 4 Männer und 2 Frauen. Gleich zu Beginn gab es noch einen kleinen Schreck, da ich vergessen hatte, die eigens hierfür entworfenen Testblätter einzustecken:-( Aber das wichtigste, die Whiskys, waren zum Glück alle da;-) und dank des Organisationstalents zweier Teilnehmer hatten wir alle nach wenigen Minuten dann auch unsere Tasting-Unterlagen vor uns liegen!


Zum Auftakt gab es außer Konkurrenz noch einmal einen „Gold“, den wir ja bereits [hier] getestet hatten. Begonnen haben wir dann den eigentlichen Test mit The Macallan Sherry Oak 12 Jahre, der diesmal die Marke setzte. Danach kam zunächst Amber, um den direkten Vergleich zu haben. An Startposition drei war der Fine Oak gesetzt, der auf dieser Position allerdings einige Probleme hatte, sich gegen die anderen zu behaupten. 


Am Ende war das Ergebnis sehr knapp, aber Männer und Frauen waren sich diesmal absolut einig: auch in diesem Test hatte der Neue die Nase vorne. Er konnte vor allem durch sein ausgewogenes Verhältnis von Geschmack und Aroma überzeugen, durch seinen sanften Auftritt und seinen harmonischen Gesamteindruck. 

Ganz dicht dahinter kam dann der 12jährige Sherry Oak. Er hat uns vor allem wegen seines würzig-fruchtigen Aromas gefallen, konnte aber die dadurch geweckten hohen Erwartungen auf der Zunge nicht ganz erfüllen. 

Abgeschlagen auf Position drei landete der Fine Oak, der gegen die Würzigkeit der beiden Vorgänger nicht mehr ankam. Er wäre aufgrund seiner Leichtigkeit wohl in einer Testgruppe mit dem Gold besser aufgehoben, auch wenn die 12 Jahre Alter dies auf Anhieb nicht vermuten lassen. Nur eine der 6 Testpersonen gab dem Fine Oak den Vorzug vor dem Sherry Oak, interessanterweise die gleiche Person, die schon dem 10jährigen Sherry Oak eher wenig abgewinnen konnte. 

Zum krönenden Abschluss gab es dann noch einen Glenfarclas  1978, den einer der Teilnehmer als Bonus mitgebracht hatte. Der spielt natürlich in einer ganz anderen Liga, und hat uns alle dann so richtig in den siebten Malt-Himmel katapultiert. Noch einmal danke an den Spender für diesen wunderbaren Tropfen!

Die Ergebnisse im Detail:
 
 The Macallan Sherry Oak, 12 Jahre: [hier]
 The Macallan Amber: [hier]
 The Macallan Fine Oak, 12 Jahre: [hier]

 Fazit:
Amber hat nicht die Spritzigkeit eines „Gold“, er ist dezenter, zurückhaltender, aber auch weicher und runder. Während „Gold“ eher wie eine kesse Blondine daherkommt, so ist „Amber“ eher die sanfte Brünette mit den rehbraunen Augen. Die Stärke des Amber liegt in der Ausgewogenheit von Geschmack und Aroma. Joy Elliot, Brand Ambassador bei The Macallan, hat für Amber auch zwei bemerkenswerte Cocktails ausgewählt (Rezepte folgen noch). Damit wird klar, welche Rolle Amber zugedacht ist: er ist der ideale Whisky, um einen Abend einzuleiten, als geschmeidiger Aperitif oder zur Begrüßung der Gäste, pur oder als  Cocktail. Darüber hinaus würde ich ihn jederzeit einem Whisky-Einsteiger empfehlen, denn er ist so sanft, aromatisch, rund und harmonisch, dass er vielen gefallen wird. Wer jedoch einen Digestif sucht oder einen Genießer-Whisky mit der vollen Aromafülle des 12jährigen Sherry Oak, der sollte eine Preisklasse höher zum Sienna [hier] greifen. 


Kommentare

  1. Hi margaretmarie,

    ja, es ist echt erstaunlich wie gut der Amber abschneidet.

    Ich habe es die letzten Wochen endlich auch mal geschafft, mir einen Überblick zu verschaffen. Dabei habe ich den Gold und den Amber gegen den 10er und 12er SO blind quer verkostet.

    Hätte eigentlich ein Video werden sollen, aber eine blöde Begebenheit später gab's halt doch wieder nur digitalisierte Zeilen...Egal, andere Geschichte!

    Fazit: Ich kann Eure Eindrücke nur mehr bestätigen. Ich war mehr als skeptisch, aber Herr Dalgarno weiß schon ganz genau, was er da tut ;-))).

    Liebe Grüße,
    Chairwalker

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  2. Hm - ich hab den Amber zwar noch nicht im Vergleich mit dem Fine Oak 12 yo. und dem Sherry Oak 12 yo. getrunken, aber als ich den Amber vor 3 Tagen erstmalig bei meinem Stammwirt testen durfte, war ich ziemlich entsetzt...

    Die traubenzuckerartige Süße des Ambers gefällt mir überhaupt nicht, und ferner rüpelt er am Gaumen und in der Nase mit leichten Akzenten von Gummi, Stahl und Lampenöl rum, was m.E. gnadenlos die in diesem NAS-Whisky enthaltenen, z.T. nur kurz gereiften Fässer offenbart.

    M.E ein ziemlich defizitärer und dissonanter Malt, der allenfalls mit dem Macallan Fine Oak 10 yo. konkurrieren kann. Nicht umsonst empfiehlt Brand Ambassador Joy Elliot wohl, den Amber in Cocktails zu verbraten... ;)

    Wie man/frau dieses Gesöff qualitativ über dem Macallan 12 yo. Sherry Oak einordnen kann, ist mir ein Rätsel. Nicht umsonst betrachten viele den 12-jährigen Sherry Oak als einen der Eckpfeiler und Signature-Malts der schottischen Whisky-Industrie.

    Ich werde dem Amber heute Abend aber auf jeden Fall nochmal eine Chance geben - einmal ist schließlich keinmal...

    VG, Holger D.

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    1. Hallo Holger, wenn dir der Amber nicht schmeckt, dann ist das so. Über Geschmack läßt sich nicht streiten. Laut Whiskybotschafter 3/2013 stammen die Fässer für den Amber von 1998-2003. Demgemäß wäre der Amber 9-14 Jahre alt. Kurz gereift würde ich das nicht nennen. Es handelt sich wohl überwiegend um Refill Sherry Fässer sowohl aus Amerikanischer als auch aus Europäischer Eiche. Das macht ihn feiner als den 12jährigen, weniger kernig, weshalb ich ihn an warmen Sommertagen bevorzuge. Der Sienna hat mehr Wums, vielleicht wäre der eher etwas für dich. Auch der 12jährige wird noch produziert, allerdings wird er offiziell auf dem deutschen Markt derzeit nicht vertrieben. Liebe Grüße, margaretemarie

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  3. Hallo,

    hatte den Amber im Dezember ins Gepäck genommen. war ein Überraschungskauf. Ich muss sagen, dass es ein sehr positiver Kauf war. Er erschien mir wirklich sehr Rund und angenehm.
    Er ist es auf jedenfall wert, in meiner nächsten Tastingrunde vorgestellt zu werden. Für die Bomben kann jemand anderes sorgen. Ich werde , wie du schon geschrieben hast, mit diesem Whisky die Eröffnung einleiten können.

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  4. Hallo Margaretemarie,

    Vielen Dank für diesen Testbericht. :) Ich lese immer wieder gerne im Blog vorbei. Für das Alkoblog habe ich den Macallan Amber letztens auch verkostet: http://www.alkoblog.de/macallan-amber-test/

    Da ich die Macallan Whiskys mit Altersangabe zuvor noch nicht probiert hatte, konnte ich an die Verkostung unbefangen heran gehen. Ein bisschen Skepsis ist bei NAS ja immer dabei. Doch in Geruch und Geschmack hat er mir gut gefallen, auch wenn für meine Begriffe ab und zu etwas Alkoholnoten durchschmecken. Trotzden ein schöner Speyside-Whisky und für den Sommer der jetzt kommt bestens geeignet. :)

    Viele grüße und weiter so.

    Sam

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