I kiss better than I cook




Kochen mit Whisky

In meiner Küche hängt dieses Schild. Was nicht unbedingt bedeutet, dass ich schlecht koche. Aber man wächst ja schließlich mit den Herausforderungen...

Mit Whisky zu kochen war so eine Herausforderung, und es hat lange gedauert, bis ich mich überhaupt an dieses Thema herangewagt hatte.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach – vorausgesetzt, man vermeidet die klassischen Fehler.

Fehler Nr 1: Du sucht dir im Netz ein nettes Whisky-Rezept nach dem Muster „XYZ-Fleisch mit Irgendeinemwhisky“..... Du hast das Rezept noch nicht zu ende gelesen, da kommen dir schon die ersten Bedenken. Welchen Whisky meinen die denn? Jimmy? Jacky? Oder doch den Johnny? Und überhaupt – was trinke ich denn dazu? Bier? Whiskycola? Colabier?
Entweder gibst du jetzt gleich auf oder, wenn dir das Rezept tatsächlich richtig gut gefällt, ersetzt du einfach den Whisky durch einen Cabernet Sauvignon, einen schlichten Cognac oder einen Sherry Fino und trinkst einen guten Wein dazu. Klappt immer und alle finden es lecker.

Fehler Nr 2: Du bist jetzt besser vorbereitet und suchst dir bei deinem zweiten Anlauf im Netz ein ganz tolles Rezept mit der genauen Angabe, welcher Whisky es denn sein soll – beispielsweise „Gedämpfter Zitronenhecht an Meerrettichschaum mit glasierten Prinzess-Böhnchen und Bärlauchmousse“ und dazu einen „sherryfass-gereiften Balblair Vintage 2nd Release 1979, abgefüllt von Gordon and MacPhail“. Du bist hellauf begeistert, aber leider hat dein lokaler Whiskyshop diese Flasche nicht vorrätig und im Internet findest du ihn für schlappe 199,99 Euro. Auch dieses Rezept wird am Ende mit einem Cabernet oder Prosecco angerichtet....

Fehler Nr 3: Du gehst jetzt zu einem ganz tollen Whisky-and-Food-Event, mit 7 Gängen, 9 Whisky-Sorten und schottischer Dudelsack-Musik. Das Essen ist ein Traum, die Whiskys sind es auch, über die Musik sag ich jetzt nix und dir wird klar, dass du so was in deiner eigenen kleinen Küche nie hinkriegen wirst....

Fehler Nr 4: Du gibst jetzt auf, statt die Methode zu ändern.

Denn Kochen mit Whisky ist gar nicht so schwierig. Du musst nur andersherum  anfangen. Nämlich mit dem Whisky. Mit dem Glas. Gieß dir einen Whisky ein, auf den du gerade Lust hast, setz dich hin, und konzentriere dich auf die Aromen. Was ist dominant? Wonach riecht er? Birne? Brot? Pflaumen? Salz? Rauch? Vanille? Dann überlege einfach, welches Fleisch, welche Gemüse, welche Käse dazu passen würden. Mach eine Liste, schreib alles auf, was dir in den Sinn kommt. Erst ganz am Schluss, wenn du weißt, welche Zutaten du haben möchtest, suchst du das passende Rezept dazu.

Ist der Whisky sehr teuer, dann trinkst du ihn nur zum Essen und besorgst dir für die Sauce den dazu passenden Blend. Klappt eigentlich immer. Du musst nur Mut haben! Du hast das Rezept doch schon auf deiner Zunge! Und wenn es wirklich mal nicht so toll wird wie erwartet, dann sagst du einfach: „Sorry Darling -  but I kiss better....“








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