Tasting Notes: Ardbeg Grooves Committee Edition

Werbung wegen Markennennung.

Die neue Ardbeg Committee Abfüllung ist unterwegs, und es soll bunt und groovig werden. Ab Mittwoch wird die diesjährige Sonderausgabe Ardbeg Grooves Committee Edition erhältlich sein. Zumindest für einige wenige Minuten lang...


In wenigen Stunden ist es soweit: am Mittwoch, den 14.3.2018, wird die diesjährige limitierte Auflage des Ardbeg Grooves Committee für die Mitglieder des Fan-Clubs von Ardbeg, die sogenannten Committee-Mitglieder, online erhältlich sein.

Erfahrungsgemäß ist das Einkaufsvergnügen jedoch nach wenigen Minuten immer vorbei, die limitierten Committee-Abfüllungen sind in Windeseile ausverkauft und viele Interessenten werden auch diesmal leer ausgehen. Danach beginnt dann das Hauen, Stechen und Heulen in den Sozialen Medien, wie ungerecht doch diese Art der Verteilung sei....

Wem es auf ein paar Euro nicht ankommt, kann dennoch gelassen bleiben: schon bald nach der Verkaufsaktion werden die ersten Flaschen in einschlägigen Online-Auktions-Plattformen zu finden sein. Denn nicht jeder, der eine Flasche erhaschen kann, will sie auch behalten. Mit etwas Geduld, Hartnäckigkeit und ausreichend Cash lässt sich deshalb garantiert irgendwo noch die ein oder andere Flasche auftreiben...



Da ich in einer Region mit einer eher langsamen Internet-Verbindung lebe, gehöre ich zu jener Gruppe von Ardbeg-Fans, die immer mit ansehen müssen, wie andere eine Flasche ergattern. Doch glücklicherweise hat mir die Marketing-Abteilung von Ardbeg auch in diesem Jahr wieder eine kleine Geschmacksprobe zum Verkosten geschickt.

Ein paar Informationen gab es auch noch im beigefügten Schreiben: die diesjährige Committee Abfüllung wurde in ehemaligen Weinfässern gereift, die zuvor besonders behandelt wurden. Die Fässer wurden innen intensiv verkohlt, so dass tiefe Rillen, auf Englisch "Grooves", in der Fassinnenseite entstanden. Das Ergebnis seien "Noten von geräucherten Gewürzen, Lagerfeuer in der Ferne und ein ungewöhnlich pikanter Duft von chili-gewürztem Fleisch"....

Die Pressemitteilung liest sich echt lecker, aber schauen wir doch mal selbst, was der Ardbeg Grooves Committee Release so zu bieten hat  - lohnt es sich, hinter der Committee-Abfüllung herzuhecheln?


Ardbeg Grooves Committee Release, 51.6% ABV, 2018


 
Aroma: gleich zu Beginn ein überbordendes Aroma; pudrige Süße wird abgedämpft durch rauchigen Qualm, erdige Töne und eine eigenartige Trockenheit, die an alte Bücherschränke erinnert. Hinzu kommen frisch polierte  Lederschuhe, ungewaschene Werkstattkittel und Mandarinen aus der Dose, gegrilltes Fleisch, aber auch würzige Noten wie Anis, Muskat und salzige Karamellbonbons. Insgesamt sehr harmonisch und üppig.

Wasser läßt ihn lebhaft werden: Zitrusaromen und Pinienzapfen tauchen auf, die dumpfen Erdtöne verschwinden.

Geschmack: sehr würzig, erdig, teerig, leicht salzig, ölig und vollmundig. Trotz seiner 51.5% recht mild, da beißt nichts.

Nachklang: viel zu kurz. Hier zeigt sich das einzige Manko des Grooves, er wird am Ende sehr trocken und leicht pelzig, und - schwups - ist er verschwunden, noch ehe er so recht in der Kehle angekommen ist.



Fazit: 

Dieser Ardbeg raucht nicht, er qualmt! Während bei anderen Abfüllungen wie etwa Uigeadail oder auch Alligator die Süße klar und deutlich ganz vorne im Glas steht, wird sie hier von rauchigen, verqualmten, erdigen Tönen abgedämpft, und ist dennoch latent jederzeit präsent. Gleichzeitig verbreiten die üppigen Aromen eine Opulenz im Glas, die schon gleich im ersten Moment begeistert.

Ich mag diese üppigen, breiten Aromen total. Mich erinnert er weniger an die verrückten Siebziger, als vielmehr an die Beatschuppen der 60er Jahre, als die Männer die Aschenbecher noch mit Gauloise-Kippen zum Überquellen brachten, die Frauen dicke Kajal-Striche um die Augen trugen und sich der Geruch von bunten, gezuckerten Bonbons mit Körperschweiß und Kaufhaus-Parfum mischte. Dieser Grooves ist die Wollust pur!

Was das Alter anbelangt, schweigt sich Ardbeg ja immer aus. Ein allzu hohes Alter scheint er mir jedoch nicht zu haben, und er stammt schon gar nicht aus den 70er Jahren, wie der ein oder andere Fan im Vorfeld hoffnungsvoll gemutmaßt hatte. Dennoch läßt er alte Zeiten aufleben: der Grooves besticht mit seinen unglaublich vollen, intensiven Aromen, die alt und schummerig riechen, ohne es zu sein.

Bei Zugabe von etwas Wasser veschiebt sich das Aromaprofil deutlich, der Whisky wird heller, fruchtiger und irgendwie auch klarer und blasser. Der Zauber ist plötzlich hinüber, so als hätte jemand auf einer Schmuseparty das Deckenlicht eingeschaltet. Deshalb mein Rat - bloß kein Wasser!

Dass ich den Kelpie letztes Jahr nicht bekommen konnte, hab ich verschmerzen können. Aber dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit den Grooves verpasse, wird mir wehtun... Ein bißchen Wollust tut uns allen doch gut, oder?


Vielen Dank an Tobias von LVHM für das Sample.

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