Irish Renaissance: Wo kommt der ganze Whiskey her?

In Irland ist Whiskey seit Jahrzehnten eine Frage der Marke, und davon gibt es mehr als reichlich auf der grünen Insel. Brennereien hingegen gibt es kaum. Lange Zeit hat sich niemand daran gestört. Die Zunahme der Marken im Zuge der Irischen Whiskey-Renaissance hat die Branche jedoch aus einer Randposition ins Scheinwerferlicht gerückt. Und nicht alles, was dabei zutage trat, verdient unseren Beifall. Firmen mit wohlklingenden Namen von Brennereien, die gar nicht existieren, sind massiv ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Schauen wir also einmal genauer hin: Wer macht was - und wer macht was nicht?



Der irische Whiskey-Markt ist längst nicht so transparent, wie er mitunter erscheinen mag. Und er ist auch längst nicht so vielfältig. Die große Anzahl der vielen Marken suggeriert eine Vielfalt, die es so eigentlich gar nicht gibt. Und so manches schwarze Schaf wirbt mit dem Namen einer Brennerei, die (noch) gar nicht existiert.

Doch das kein neues Phänomen. Seit Jahrzehnten werden in Irland ehemalige  Brennereien nur noch als Name auf einem Etikett am Leben gehalten, der Inhalt der Flasche kommt  aus einer anderen Quelle. Und die Anzahl dieser Quellen ist extrem begrenzt: ganze drei Brennereien haben jahrelang ein komplettes Land versorgt: Midleton, Cooley, und Bushmills.

Bis vor kurzem hat sich niemand an dieser Praxis gestört. Doch mit dem gestiegenen Interesse an Irischem Whiskey sind neue Spieler auf dem Feld erschienen, und unzählige neue Brennereien wurden angekündigt. Die meisten dieser neuen Firmengründer haben sich dabei an der Geschäftsphilosphie der  alten Hasen der Branche orientiert: man gründet in Irland keine Brennerei. Man gründet eine Marke.

Die Zahl der neuen Marken ist in den letzten zwei bis drei Jahren sprunghaft angestiegen. Die Zahl der Brennereien ist hingegen kaum gewachsen. Das mag bei einem Blend noch halbwegs passen. Schließlich ist es der Kern eines Blends, dass er aus verschiedenen Whiskeys gemischt wird, und entsprechend macht es wenig Sinn, die einzelnen Brennereien in den Vordergrund zu schieben. Anders sieht es jedoch mit Single Malt und Single Pot Still Abfüllungen aus. Sie werben meist mit dem Namen ihres Herkunftsortes. Dumm nur, wenn dieser Herkunftsort in Wirklichkeit ein ganz anderer ist, als das Etikett verspricht.

Werfen wir also einen genaueren Blick auf die bunte Vielfalt des Irischen Whiskeys. Wer macht was? Welche Single Malt Marken gibt es, welcher Schein trügt - und aus welcher Brennerei kommt der Whiskey tatsächlich her?



Barr an Uisce:

Die Jungs sind super transparent in dem, was sie machen. Sie sind ein unabhängiger Abfüller, eine Brennerei ist nicht geplant. Dass ihr Whiskey für die Small-Batch-Abfüllungen von Cooley stammt, ist kein Geheimnis. Transparenz ist wichtig, also Daumen hoch!


Bushmill's: 

Die Brennerei existiert tatsächlich und gilt als eine der ältesten  Brennereien in Irland. Der Hinweis auf dem Etikett "the Old Bushmill's Distillery Co, County Antrim" ist korrekt, auch wenn die Brennerei inzwischen modernisiert wurde. Bezüglich der Herkunftsangabe gibt es nichts zu meckern, also Daumen hoch.


Clontarf Single Malt:

Die Marke Clontarf gehört seit 2003 zur Firma Castle Brands, in deren Portfolio sich auch die Marken Gosling's Rum, Sea Wynde Rum, British Royal Navy Imperial Rum, Knappogue Castle Whiskey, Clontarf Irish Whiskey, Boru Vodka, und die Bourbons Jefferson's und Sam Houston befinden. Auf dem Etikett vermeidet man das Wort Distillery. Vermutlich stammt der Single Malt von Bushmills, ihren Grain Whiskey beziehen sie wahrscheinlich von Cooley. Die Website informiert ausführlich darüber, wie der Whiskey fermentiert und destilliert wird. Leider wird versäumt, auf den Herkunftsort hinzuweisen. Dadurch wird der Eindruck erweckt, dass man den Whiskey tatsächlich selbst produziert. Ich fühle mich nur unzureichend informiert. Daumen nach unten. 


C.C. Correy/Chapel Gate

Firmengründerin ist Louise McGuane. Louise ist ein unabhängiger Abfüller, eine Brennerei ist nicht geplant. Auch Louise ist super transparent in dem, was sie macht, und hat in der irischen Whiskeyszene schon für viel Diskussion gesorgt. Ihre erste Abfüllung war ein Blended Whiskey, für den die Fässer aus den Lagerhallen von John Teeling stammen, dem früher die Cooley Distillery gehörte. Warten wir also ab, was sie in Zukunft noch auf den Markt bringen wird. Auf jeden Fall Daumen hoch.


Coleraine Single Malt und Blend:

Die Coleraine Distillery wurde 1820 gegründt und 1978 geschlossen. Seit 1954 produzierte sie Grain Whiskey für die Blends der Bushmill Distillery. Doch bis heute existiert die Coleraine Distillery als eingetragene Marke und als Firma. Ein Blend wurde bis vor kurzem von Bushmills unter dem Namen Coleraine Distillery hergestellt, obwohl es die Brennerei selbst schon lange nicht mehr gab. Eindeutig ein Fall von Täuschung. Daumen nach unten.


Cooley Distillery:

1987 von John Teeling gegründet, der dazu eine ehemalige Kartoffelschnapsbrennerei umbaute. Da die Anlage über keinerlei Lagerhäuser verfügte, erwarb er zusätzlich die Lagerhallen der alten Locke-Brennerei sowie die Markenrechte. Im Dezember 2011 wurde Cooley für 95 Mio. US-$ an Jim Beam verkauft. Einen Whiskey namens Cooley hat es nie gegeben, der Whiskey aus dieser Brennerei wird bis heute unter einer Vielzahl von verschiedenen Marken (und von unterschiedlichen Besitzern) angeboten. Daumen nach unten.

Folgende Abfüllungen stammen aus den Brennblasen der Cooley Distillery:
Barr an Uisce 1803 10 Jahre Single Malt Whiskey, Barr an Uisce Wicklow Rare Blend Whiskey,Connemara Peated,Connemara Turf Mor, Connemara 12 Jahre, Connemara Distillers Edition Sherry, Cooley Mini Collection, Danny Boy Premium Irish Whiskey, Jack Ryan Beggars Bush 12 Jahre, Jean Boyer Conaill Carnagh, Ken Lough Old irish Whiskey, Kilbeggan, Locke's 8 Jahre, Lockes 8 Jahre Single Malt im Keramik Krug, Malony`s Irish Whiskey, O`Kanagan Very Rare, Teeling Hybrid Whiskey, Teeling Single Grain Whiskey, Teeling Whiskey Small Batch, Teeling Whiskey Single Cask 2001, Teeling Whiskey Single Cask 2007, Teeling 21 Jahre Silver Reserve, The Wild Geese Classic Blend, The Wild Geese Rare Irish Whiskey, Tyrconnell, Tyrconnell 10 Jahre Madeira Finish, Tyrconnell 10 Jahre Port Finish, Tyrconnell 10 Jahre Sherry Finish, Tyrconnell 16 Jahre (danke an Irish-Whiskeys.de für die Auflistung)

Dunville's:

Auch Dunville's existiert heute nur noch als Markenname. Dunville & Co. war ein Tee- und Spirituosenhändler, der zunächst nur als Whiskey-Blender tätig war. 1869 errichtete die Firma auch eine eigene Brennerei am Stadtrand von Belfast, die Royal Irish Distilleries. 1936 meldete die Firma Konkurs an. Vor zwei Jahren hat die Echlinville Distillery die Marke wieder belebt. Seit 2013 wird in der Echlingville Distillery Whiseky produziert, aber bis dieser reif genug ist zum Abfüllen, wird noch eine Weile dauern. In der Zwischenzeit füllt die Brennerei unter dem Namen Dunville's zugekauften Whisky ab. Unter dem Namen Echlinville Distillery soll nur das verkauft werden, was man auch selbst produziert hat. Hier herrschen klare Verhältnisse, also Daumen hoch!


The Dublin Liberties Cooper Alley Single Malt

HInter dieser Abfüllung verbirgt sich die Dublin Whiskey Company, die im März 2016 von der  US-amerikanischen Getränkegruppe Quintessentials für 10 Millionen Dollar erworben wurde. Der Bau einer eigenen Brennerei in den Dublin Liberties ist derzeit in weite Ferne gerückt. Auf dem Etikett der Abfüllung taucht das Wort "Distillery" nicht auf, hier heißt es Daumen drücken, dass die geplante Brennerei vielleicht doch noch Wirklichkeit wird.

Glendalough Single Malt:

Glendalough Distillery wurde 2014 eröffnet. Seither wurde vor allem Gin und Poitin auf den Markt gebracht. Auf den Etiketten gibt man sich vorsichtig, das Wort "Distillery" fehlt bisher. Beim 7jährigen Single Malt spricht die Brennerei auf ihrer Website nebulös davon, dass man die Fässer hierfür "ausgewählt" hat. Aus welchem Lagerhaus gewählt wurde, wird nicht verraten. Wahrscheinlich stammt er ebenfalls von Cooley. Die Brennerei ist noch jung, warten wir also ab, ob demnächst tatsächlich Whiskey aus den eigenen Brennblasen auf den Markt kommt. Daumen gedrückt.


Green Spot Single Pot Still:

Die Ansage auf dem Etikett ist ganz klar: "Triple distilled, matured and bottled for Mitchell & Sons, fine Wines and Spirits, Dublin". Nach meinen Informationen wird der Green Spot  - ebenso wie der Yellow Spot - bis heute für den Dubliner Wein- und Spirituosenhändler Mitchell & Sons abgefüllt. Die Firma besteht bereits seit 1806. Früher wurde sie von der Jameson Distillery beliefert, heute stammt der Whiskey aus der Midleton Distillery. Die Informationen auf dem Etikett sind korrekt, deshalb Daumen hoch.


Hyde Single Malt:

Eine der Neugründungen aus jüngster Zeit. Besitzer der Marke sind die Brüder Hyde, die unter dem Firmennamen Hibernia Distillers ihren Whiskey vertreiben. Leider besitzen die Hibernia Distillers keine eigene Brennerei. Der sogenannte Master Distiller P. Harnedy, dessen Name das Etikett ziert, hat dem Whiskey von Hyde bestenfalls aus dem Fass geholfen. Er arbeitet jedoch mit einer anderen Brennerei zusammen: er war an der Entwicklung der Brennblase bei der West Cork Distillery beteiligt. Der Whiskey von Hyde stammt wahrscheinlich aus der Cooley Brennerei. Die Großen der Branche machen es vor, die Kleinen machen es nach. Transparenz sieht anders aus: Daumen nach unten.


Jameson Single Malt:

Bis heute prangt auf den Etiketten die alte Adresse "The Bow Street Distillery, Dublin 7, Ireland". Doch die alte, traditionsreiche Bow Street Distillery ist längst zu einem Museum umgewandelt, sie wurde vor vielen Jahren geschlossen. Jameson ist nur noch eine Marke, der Whiskey kommt aus der Midleton Distillery im Süden des Landes. Derzeitiger Besitzer: Pernod Ricard. Ganz dicker Daumen nach unten!


Knappogue Castle:

Ende der 60er Jahre begann der damalige Besitzer von Knappogue Castle, Fässer aus irischen Brennereien zu erwerben, vor allem aus der Tullamore Distillery. Im Laufe der Zeit wurde der Whiskey für Freunde und Familie nach und nach abgefüllt. Das letzte Fass, erworben 1951, wurde 1987 im Alter von 36 Jahren abgefüllt. Wenige Jahre später begann sein Sohn, Mark Andrews, unter dem Namen Knappogue Castle Vintage-Abfüllungen auf den Markt zu bringen. Die Worte auf dem Etikett sind eindeutig: "selected exclusively for Mark Andrews". Hier wird nichts vorgetäuscht, ganz klar Daumen hoch!


Locke's Single Malt Pure Pot Still: 

Laut Etikett "distilled, matured and bottled in Ireland. John Locke & Co. Kilbeggan". Auf der Umverpackung findet sich sogar noch der alte Name der Brennerei, Brusna Distillery. Leider wurde die Locke-Distillery in Kilbeggan ca. 1954 geschlossen. 1987 erwarb die Cooley Distillery die Markenrechte und die alten Lagerhäuser, die seither als Fasslager für Cooley-Whisky benutzt wurden. Die eigentliche Brennerei wurde von einem örtlichen Förderverein übernommen und als Museum betrieben. Der Verein erwarb auch die Brennlizenz für Kilbeggan und erneuerte diese regelmäßig. Seit 2007 wird in Kilbeggan wieder in geringem Umfang Whiskey gebrannt. Unter dem Namen Locke's wird heute Whiskey aus der Cooley-Brennerei vermarktet. Da fühle ich mich an der Nase herumgeführt. Daumen nach unten.


Midleton Very Rare:

Der einzige Whiskey aus der Midleton Distillery, der auch diesen Namen trägt. Hier ist das drin, was drauf steht. Kein Thema: Daumen hoch!


Power's John Lane, 12 years, Single Pot Still Irish Whiskey

1791 gründete James Power eine kleine Brennerei in der John's Lane in Dublin, die in der Folgezeit sehr erfolgreich wurde. 1966 schlossen sich Power und Jameson mit der Cork Distilleries Company zusammen und es entstand die Irish Distillers Company. 1975 baute man in Midleton eine neue Brennerei, alle alten Brennereien wurden geschlossen. Heute exisitert von Power's John Lane Distillery nur noch der Markenname, produziert wird der Whisky in der neuen Midletown Distillery. Auf dem Etikett steht fett "Power's John's Lane Release", im Kleingedruckten finde ich aber den Zusatz "Midleton Distillery". Ich muss zwar genau hinschauen, doch die Angaben sind korrekt. Midleton ist derzeit die einzige Brennerei, die Single Pot Still Whiskey produziert, also Daumen nach oben.


Redbreast Single Pot Still:

Wie viele andere Händler auch, bezog Weinhändler Gilbey Whiskey von der ehemaligen Jameson Distillery, um ihn als unabhängiger Abfüller unter eigenem Label abzufüllen. 1968 kam in Irland die Tradition der unabhängigen Abfüller mangels Nachschub zum Erliegen. Dennoch wurde Redbreast bis in die 80er Jahre fortgeführt. In den 90er Jahren erwarb Irish Distillers die Marke von Gilbey's und bringt seither unter diesem Namen Pot Still Whiskey aus der Midleton Brennerei auf den Markt. Der Name der Midleton Distillery findet sich - ebenso wie beim Power's Single Pot Still -  im Kleingedruckten auf dem Etikett. Das ist gut so, also Daumen hoch!


Teeling Single Malt 2017

John Teeling ist der ehemalige Besitzer der Cooley Distillery. Seine Söhne haben die Teeling Whiskey Company in Dublin gegründet. Dass sich hinter den Teeeling-Abfüllungen überwiegend Cooley-Whiskey befindet, liegt auf der Hand. Doch eine Garantie hat man nicht, in den Lagerhäusern von Teeling befinden sich auch Fässer aus der Bushmills Distillery. Auf der Flasche  steht: "produced and bottled by the Teeling Whiskey Company, Dublin". Echt jetzt? Die Firma wurde erst am 16. März 2012 gegründet, seit geraumer Zeit produzieren sie auch Whiskey in ihrer neuen Brennerei in Dublin. Das Etikett lässt mich ratlos zurück, deshalb Daumen nach unten!


Tipperary Boutique Selection

Die Firma wurde 2015 gegründet, die Planungsgenehmigung liegt vor, eine Brennerei gibt es derzeit noch nicht. Dennoch befinden sich bereits verschiedene Small-Batch und Single-Cask Abfüllungen der Tipperary Boutique Distillery Company auf dem Markt. Der Whiskey stammt aus einer anderen Brennerei, auf dem Etikett steht folgerichtig "Tipperary Boutique Selection". Der Unterschied ist minimal, aber korrekt, also Daumen drücken, dass die geplante Brennerei auch Wirklichkeit wird.


Tyrconnell Single Malt:

1839 erwarb Andrew A. Watt die Waterside (Watt) Distillery und benannte seinen Whiskey nach seinem Lieblingspferd Tyrconnell. Die Brennerei wurde 1825 geschlossen und später abgerissen. 1988 übernahm John Teeling die Marke Tyrconnell, heute befindet sich die Marke in Besitz von Jim Beam. Der Hinweis "Andrew A. Watt, est. 1762" auf der Abfüllung des 16jährigen Single Malt suggeriert, dass der Whiskey noch immer aus der traditionsreichen Watt-Brennerei stammt. Dass der Whisky in der Cooley-Brennerei gebrannt wird, geht aus dem Etikett nicht hervor. Daumen nach unten.


Tullamore Dew:

Diese Marke war viele Jahrzehnte lang ein übler Illusionist. Der Schriftzug von D.E.Williams ziert auch heute noch die Flasche. Dabei wurde die Brennerei im gleichnamigen Ort bereits 1959 geschlossen, die Marke an John Power & Son  verkauft. In den 70er Jahren wurde die Produktion in die Midleton Distillery verlegt. 2010 wurde die Marke von William Grant & Sons gekauft, die 2014 in Tullamore eine neue Brennerei gleichen Namens errichteten.  Heute befindet sich in der ehemaligen, original Tullamore-Brennerei ein Museum mit angeschlossenem Restaurant und Geschenkeshop. Nach mehr als einem halben Jahrhundert gibt es endlich wieder eine Brennerei, die diesen Namen trägt.  Daumen hoch für die neue Brennerei!


Writer's Tears Red Head:

Die Walsh Whiskey Distillery wurde 2014 durch Bernhard Walsh gegründet. Produktionsbeginn war 2016. Als Teil der Anlage wurde das historische Holloden House aufwändig renoviert. Unter den Markennamen "Writer's Tears" und "The Irishman" bringt Walsh seit Jahren Abfüllungen auf den Markt. Die Abfüllung "Writer's Tears Red Head Single Malt" trägt den  Zusatz: "Distilled, matured and bottled in bond for Walsh Whiskey Distillery". Die Aussage ist korrekt, der Whisky wurde nicht in, sondern für die Walsh Whiskey Distillery produziert. Auch das Kleingedruckte ist wichtig. Also Daumen drücken, dass die Brennerei mit ihrem eigenen Whiskey einen guten Marktstart hinlegt!


West Cork Single Malt, 12 years:

Ursprünglich als Zulieferbetrieb für die weiterverarbeitende Whisky-Industrie geplant, bringt die West Cork Distillery seit kurzem auch Single Malt unter eigenem Label auf den Markt. Aus den eigenen Brennblasen kann der 12 Jahre alte Malt Whiskey jedoch nicht stammen, die Brennerei wurde erst 2008 gegründet. Seit 2003 waren die Besitzer als unabhängiger Abfüller der Marke "Kennedy's" tätig. Auf dem Etikett der Abfüllung fehlt das Wort Distillery, er wird unter dem Namen West Cork Single Malt Irish Whisky angeboten. Nicht die sauberste Lösung, aber zumindest ein nachvollziehbarer Kniff, um zu signalisieren, dass derzeit noch fremder Whisky in der Flasche ist. Warten wir ab, bis der erste eigene Malt in die Flasche kommt. Also mit etwas Wohlwollen Daumen hoch!


The Whistler, Irish Single Malt, 7 and 10 years

Die Boann Distillery wurde 2015 gegründet. Produktionsbeginn war für 2017 geplant, doch bis jetzt sind die schönen Kupferbrennblasen der Brennerei kalt geblieben. Die Brennerei produziert auch ein Bier. Unter dem Namen  "The Whistler" bietet die Boann Distillery einen Whiskey an. Doch der stammt in Wirklichkeit aus einer ganz anderen Brennerei. Auf dem Etikett steht: "crafted by Boann Distillery". Was genau heißt denn jetzt "crafted"? Also ehrlich Leute, das ist Wortklauberei. Hier wird ganz eindeutig versucht, mich mit einem gezielt doppeldeutigen Begriff auf die falsche Fährte zu lenken. Finde ich nicht gut, also ganz klar Daumen nach unten!


Fazit:

Nur ein erschreckend geringer Teil aller Abfüllungen aus Irland geben tatsächlich eine korrekte Herkunftsbezeichnung auf dem Etikett an. Statt des Destillerie-Namens findet sich häufig ein Markenname auf dem Etikett, der dem Käufer suggeriert, dass es sich bei dieser Marke um eine (traditionsreiche oder auch neue)  Brennerei handelt - doch diese Brennereien existieren nicht.

Die irische Whiskey-Industrie wendet diese Methode bereits seit Jahrzehnten an und hat dadurch  verschleiert, dass alle Abfüllungen letztendlich aus nur drei Brennereien stammten: Bushmills, Cooley oder Midleton. Dass möglicherweise ein Zusammenhang besteht zwischen einem undurchsichtigen Gebahren einerseits und einem schlechten Ruf andererseits, werden die Verantwortlichen gewiss nicht gerne hören wollen.

In den kommenden Jahren werden neue Brennereien hinzu kommen, und sie werden von einer breiten Öffentlichkeit mit Neugier beobachtet werden. Einen guten Ruf und Verbrauchervertrauen kann man in Zeiten der gut informierten, globalen Netzwerke nicht mit Phantasie-Brennereien oder bewußt irreführenden Informationen gewinnen. Es wird höchste Zeit, dass die Branche aufwacht.


Mehr zum Thema:

Die neuen Whiskey-Brennereien in Irland

Interview: Jason Stubbs, Barr an Uisce

Interview: Louise McGuane, Chapel Gate

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