Whisky wie früher: ein Blick in alte Archive

In den letzten Tagen wurde viel darüber geredet, ob nach der Wiedereröffnung der Brennereien Rosebank, Brora und Port Ellen der Whisky überhaupt noch so heißen dürfe, und dass er wohl kaum so werden wird wie früher. Doch was heißt eigentlich "Whisky wie früher?" Ein Blick in alte Zeitungsarchive hält so manche Überraschung bereit.




Wenn es um schottischen Whisky geht, wird immer viel über Traditionen geredet. So manche Brennerei kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Vor allem die Brennereien Brora, Port Ellen und Rosebank haben in den letzten Tagen wieder unsere Gemüter erregt. Sie sollen wieder neu eröffnet werden.

Doch kaum war die Nachricht verbreitet, machte sich auch schon Skepsis breit. Der zukünftige Whisky aus diesen Brennereien habe doch kaum etwas mit dem Whisky von früher zu tun, war das meist gehörte Argument.

Doch von welchem "früher" reden wir hier eigentlich? 80er Jahre? 60er Jahre? Oder noch früher? War Whisky "früher" durch alle Zeiten hindurch immer gleich und ist erst in den letzten Jahren schlecht geworden? Oder gab es Zeiten, die mal besser und mal schlechter waren?



Ich habe mal ein bißchen in alten Zeitungsarchiven gewühlt. Das hat mich zwar nicht wirklich schlauer gemacht, aber so manches interessante Detail ans Licht gebracht:

1851 ist guter Whisky im Schnitt zwischen 10 Monaten und zwei Jahren alt, wie uns eine Anzeige im Falkirk Herald verrät. Laphroaig Whisky war schon damals äußerst begehrt, und musste bereits Monate VOR der Produktion reserviert werden. Allzu lange Reife-Zeiten waren wohl nicht zu erwarten.

Ein halbes Jahrhundert später sieht die Situation in Clynelish/Brora ganz anders aus: als George Lawson & Sons die Brennerei 1896 an James Ainslie &Co. verkaufen, liegen in ihren Lagerhallen Whiskyfässer aus den Jahren von 1870 bis 1896. Die Nachfrage ist damals so groß, dass nur private Kunden beliefert wurden, Bestellungen von Händlern wurden abgelehnt. Die produzierte Menge war eher gering: 1899 konnten nur 1080 bushels gemälzte Gerste pro Woche zu Maische verarbeitet werden.

Auch 1971 befindet sich die Brennerei auf Erfolgskurs: man hatte ein neues Mash-House und ein neues Hefe-Haus mit einer neuen, modernen Ausstattung errichtet.Welche Auswirkungen das auf den Geschmack des Whiskys hatte, wird nicht verraten.



Schon 1888 produziert die Rosebank Distillery so hohe Mengen, dass sie in den Sommermonaten wöchentlich ihren Treber verkaufen konnte. 1912 war ein schlechtes Jahr für die Brennerei, die Verkaufszahlen gingen so stark zurück, dass ihre steuerliche Vermögensbewertung drastisch herabgesetzt wurde. In den Kriegsjahren plagen die Brennerei andere Sorgen: die Brennerei produziert 1942 oder vorher auch Grain Whisky, wie eine Klage des damaligen Besitzers Arthur Bell gegen die Eisenbahngesellschaft zutage bringt.

Im August 1967 erfolgte im Zuge eines geplanten Kapazitätsausbau die Rekonstruktion und Erweiterung der Brennereien Ord Distillery in Muir-of-Ord, Clynelish in Brora sowie die Neu-Ausstattung der Port Ellen Distillery auf Islay. Da wurde wohl einiges in den genannten Brennereien verändert.ein Jahr zuvor, am 29. September 1966, waren moderne Drum Maltings in Burghead, Morayshire, eröffnet worden. Zwei weitere Drum Malting Anlagen wurden in der Ord Distillery und der Hillside Distillery errichtet.

 Im gleichen Jahr stiegen die Kosten für eine Flasche Whisky in Großbritannien drastisch an, so dass "eine Flasche Scotch heute jenseits des Geldbeutels von vielen ist, die sich früher an einem guten Schluck erfreuen konnten". Das kommt einem doch nur allzu bekannt vor...




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