Meet the Master: John McDougall


John C. McDougall ist ein alte Hase im Whisky-Geschäft, und gehört zu den ganz Großen der Branche.  Stationen seiner Karriere waren Brennereien wie Springbank, Laphroaig und Balvenie. Aber auch mit Kilchoman, Daftmill und Moon Harbour ist er verbunden. In Rüsselsheim konnte ich den umtriebigen Meister des Whiskys persönlich treffen.

Alt-Meister des schottischen Whiskys: John C. McDougal . Foto: MargareteMarie

Als ich John McDougall in Rüsselsheim treffe, merke ich schnell: dieser Mann hat viel zu erzählen. Doch genauso schnell merke ich, dass ein Messestand nicht der beste Ort für eine solche Begegnung ist. John muss schreien, um gegen die Geräuschkulisse um uns herum anzukommen, und eigentlich müsste er sich jetzt um die Kunden kümmern, die sich an seinem Stand drängeln. Ich muss mich also kurz fassen.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Wo fängt man an bei einer Karriere, die 56 Jahre umfasst, und noch immer nicht zu Ende ist? Springen wir also in die Mitte des Geschehens, und beginnen mit den Stationen seiner eindrucksvollen Karriere.

John C. McDougall und seine neuen Golden-Cask-Abfüllungen in Rüsselsheim. Foto: MargareteMarie

Schottland in den 60er Jahren - kennt das überhaupt jemand von euch? 1963 hat John mit seiner Ausbildung zum Distillery Manager bei Aultmore begonnen. Damals gab es dort noch floor maltings, und die Brennblasen wurden noch mit Kohle befeuert - von Hand natürlich. Damals gab es auch noch zwei Mal täglich einen kostenlosen Dram für die Arbeiter, und zur Standardausrüstung der Männer gehörte der "Hund", den man unter der Kleidung versteckte und mit dem man heimlich Whisky aus einem Fass heraus holte. Auch John hat fleißig Kohle geschippt und das Malz mit der Schaufel gewendet, und wenn er von jenen Tagen erzählt, eröffnet sich plötzlich eine ganz neue Welt.

Distilling

Von Aultmore hat ihn seine lange Karriere in den folgenden Jahrzehnten in alle Regionen Schottlands geführt: Knockdhu, Banff, Teaninich, Balmenach, Imperial, Dailhuane, Glenfiddich, Glenurgie, Kinclaith, Ben Nevis, Bruichladdich, Tormore, Ladyburn, Springbank, Laphroaig, Balvenie - die Liste ist enorm. Mehr als 27 Grain- oder Malt-Brennereien sind sein Arbeitsplatz gewesen, und vielen hat er seinen eigenen Stempel aufgedrückt.

Es war John, der in Springbank die Floor Maltings in den 90er Jahren vor dem Untergang gerettet hatte, indem er biologisch angebaute Gerste in der Brennerei einsetzte und eine eigene Abfüllung "Organic Malt Whisky" schuf.

Blending

Und er ist einer der wenigen Distillery Manager, die auch als Master Blender gearbeitet haben. Viele Jahre lang war er Direktor des Long John International Warehousing, Blending, Bottling and Distribution Complex in Glasgow. Dort befand sich in den frühen 80er Jahren eine der größten Anlagen zur Produktion von Blended Whisky.

John C. McDougall (rechts) und sein deutscher Importeur, Michael Reckhard ("Mr. Whisky", links). Foto: MargareteMarie

Consulting

Und es ist kein Ende abzusehen. John ist noch immer unglaublich aktiv und berät Brennereien weltweit. Box Distillery in Schweden, Bladnoch in den Lowlands, Kilchoman in Schottland, Daftmill Distillery in Fife, Radiant Distillery in Indien und die Dingle Distillery in Irland gehören zu seinen Kunden.

Sein neuestes Projekt ist die Beratung der Moon Harbour Brennerei in Bordeaux, Frankreich. Und ich bin sicher, auch von dieser Brennerei werden wir in Zukunft noch ganz viel hören.

Bottling

Und auch als Unabhängiger Abfüller ist er seit vielen Jahren erfolgreich tätig. Denn John hat schon früh angefangen, sich umfangreiche Bestände aufzubauen. Genau das ist für ihn auch der Grundstein, um dauerhaft als Abfüller tätig sein zu können: "I have assets", sagt er stolz. Unter dem Namen "Golden Cask" bringt er zusammen mit Jane MccDuff seine Fässer auf den Markt, und da ist so manches Goldstückchen dabei. Deutscher Importeur ist übrigens Michael Reckhard, den wir auch unter dem Namen "Mr. Whisky" kennen.

Ich hoffe sehr, dass John bei seinem nächsten Besuch in Deutschland ein bißchen zusätzliche Zeit für mich einplanen kann, abseits vom Messerummel. Denn wenn dieser Altmeister des schottischen Whiskys zu erzählen beginnt, könnte ich stundenlang zuhören. Und ich habe noch unglaublich viele Fragen....

John hat vor ein paar Jahren auch ein Buch über seine Erlebnisse in den schottischen Brennereien geschrieben. Wenn ihr euch für die Entwicklung der schottischen Whisky-Industrie interessiert, kann ich euch sein Buch nur empfehlen:

"Wort, Worms and Washbacks. Memoirs from the Stillhouse, by John McDougall and Gavin D. Smith"


Kommentare

  1. Jeps, das Buch ist wirklich gut... und mit noch besseren Geschichten.
    Ich freue mich auf dein Interview mit John, MM!

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