Neue Flaschen in altem Gewand: die Rückkehr der Moon-Vögel

Ende der 80er Jahre brachte der italienische Abfüller Moon Import unter dem Namen "Birds" eine ganze Serie von aufsehenerregenden Whiskys heraus. Besonderes Kennzeichen waren die traumhaft schönen Label mit historischen Vogelzeichnungen, die der Serie ihren Namen gaben. Noch heute sorgen der Bowmore 1964/1987 oder Ardbeg 1966/1987 für leuchtende Augen bei den Fans. Jetzt sind die Vögel zurück gekehrt. 

Die Rückkehr der "Birds"


Einigen aufmerksamen Beobachtern bei Facebook sind sie schon aufgefallen. Seit ein paar Tagen ist eine neue Abfüllung auf dem Markt erhältlich, die nicht nur unglaublich schön ist, sondern auch Erinnerungen an alte Zeiten weckt: "Birds". Und auch der Inhalt ist alt, alle Whiskys stammen aus dem Jahr 1988, einer sogar von 1975.


Alos


Wer eine solche Serie auflegt, muss selbst ein Whisky-Narr sein. Und so überrascht es mich nicht, dass sich hinter dem Abfüller "Alos" (Antique Lions of Spirits) drei Männer verbergen, die sich seit Jahrzehnten dem Whisky verschrieben haben. Massimo (Max) Righi von der italienischen Firma Whisky Antique, Diego Sandrin von  Lions Whisky und Jens Drewitz von Sansibar Whisky. Was aber tatsächlich eine große Überraschung war, ist die Geschichte dieser Label.

Zu sagen, dass Max Righi ein Whisky-Händler aus Formigine ist, würde den Kern nicht treffen. Man würde sein Geschäft wohl besser als Spirituosen-Museum bezeichnen, wo man die Flaschen auch kaufen kann. Zudem ist er seit 2010 auch Besitzer der Marken Silver Seal und Sestante, unter deren Namen in der Vergangenheit immer wieder hochklassige Abfüllungen auf den Markt kamen. Mit unter 20.000 Flaschen pro Jahr gehört Silver Seal mengenmäßig zwar eher zu den kleinen Abfüllern, qualitätsmäßig aber zu den Top Marken der Branche.
Alte Moon-Abfüllungen aus der Birds-Serie
Diego Sandrin hat bereits 1979 seine ersten Whisky-Flaschen gesammelt. Nachdem er längere Zeit in den USA lebte, kehrte er 2001 in seine italienische Heimat zurück. Heute umfasst seine Whisky-Sammlung mehr als 15.000 Exemplare. Seine Firma Lions Whisky hat sich auf den Verkauf von alten Abfüllungen spezialisiert.

Jens Drewitz ist seit fast zwei Jahrzehnten dem Whisky verfallen und hat sich in jüngerer Vergangenheit mit seiner Firma "Sansibar Whisky" auch als unabhängiger Abfüller einen Namen gemacht. Seine Leidenschaft gilt vor allem alten Abfüllungen und gut trinkbaren Whiskys.

Gemeinsam haben diese drei jetzt die ersten Abfüllungen der neuen Birds-Serie herausgebracht. Jens war vor allem für die Fassauswahl zuständig, Diego für Label und Logo-Gestaltung und Massimo für das Boxendesign.

Ein verschollener Schatz


Keine Frage, die drei haben genug Fachwissen und Beziehungen, um ein solches Projekt auch auf die Beine stellen zu können. Doch manchmal braucht man auch ein bißchen Glück, um solch legendären Label auch in die Hände zu bekommen. Diego Sandrin hatte dieses Glück.


Die original Druckvorlagen aus dem 19. Jahrhundert, die Moon Import damals benutzte, galten lange Zeit als verschollen. Es ist Diego zu verdanken, dass sie jetzt wieder aufgetaucht sind. Bei einem Strandspaziergang hatte ihm zufällig ein befreundeter Antiquitätenhändler von einigen alten Druckplatten vorgeschwärmt, auf die er gestoßen war. Als sich Diego die Platten anschaute, erkannte er schnell, welch unglaublichen Fund er da gemacht hatte. Es waren tatsächlich die verschwundenen  Druckplatten von Moon.

Freuen wir uns also, dass auch Whisky-Händler manchmal am Strand spazieren gehen - wer weiß, vielleicht hätte es andernfalls diese Serie nie gegeben. Und auch nicht die Serien, die noch kommen werden. Denn auch die original Druckplatten zu den Serien "Animals" und "Cars", die Moon damals aufgelegt hatte, und die seit langem als verschollen galten, befanden sich in der Gesamtmasse des Pakets, das Diego im Antiquariat seines Freundes dann entdeckte.

Passend zum Alter der Label stammen alle Abfüllungen der Serie - bis auf eine Ausnahme - aus dem Jahr 1988, also ungefähr aus jener Zeit, als die Birds-Serie von Moon-Import für Furore sorgte. Jens wollte damit "eine Abbildung der hervorragenden Trinkqualität von Whisky aus dem Jahr 1988" geben, wie er mir auf meine Nachfrage hin sagte, und man habe die Serie so zusammengestellt, dass sie gleichermaßen "für Kenner, Sammler und Liebhaber von Life-Stil-Produkten interessant" seien. Zudem wurde mit einem Whisky aus dem Jahre 1975 - einem 41 Jahre alten Speysider aus dem Fino Sherry Butt - noch ein besonderes Highlight hinzugefügt.

Die neuen Alten: Label und Inhalt erinnern an die großen Whiskys der späten Achtziger
In Glasgow wurde die Serie bereits vor kurzem vorgestellt. In Deutschland wird sich auf den Whiskymessen in Limburg und Nürnberg die Möglichkeit bieten, am Stand von Sansibar Whisky die Vögel zu testen.

Wir können die guten, alten Whisky-Zeiten nicht wieder herzaubern. Aber so manches Gute von damals in die Neuzeit hinüber retten. Danke an Jens, dass er mir diese Geschichte erzählt hat.


Derzeit erhältlich sind folgende Abfüllungen:

Mannochmore 28 Jahre, 1988, 47.9%, Ex-Bourbon-Fass, 267 Flaschen

Fettercairn, 28 Jahre, 1988, 50.6%, Ex-Boubon-Fass, 292 Flaschen

Glen Moray 28 Jahre, 1988, 45.1%, Ex-Bourbon-Fass, 216 Flaschen

Tormore 28 Jahre, 1988, 50.4%, Ex-Bourbon-Fass, 254 Flaschen

Blair Athol 28 Jahre, 1988, 51.1%, Ex-Bourbon-Fass, 262 Flaschen

Speyside Region Malt, 41 Jahre, 1975, 46.9%, Fino-Sherry-Butt, 230 Flaschen



Hier noch ein paar links:

www.sansibarwhisky.com

www.whiskyantique.com

www.lionswhisky.com


Mehr zum Thema:


Interview mit Jens Drewitz, Sansibar Whisky

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