World Whisky - Puni (Italien) Vertical Tasting

Seit 2012 wird im Südtiroler Vinschgau Whisky gebrannt, 2015 kamen die ersten Editionen von Puni Nova und Puni Alba auf den Markt. Im Herbst letzten Jahres kam Puni Nero dazu. Puni ist allein schon durch die äußere Form ein Kuriosum: sie ist nicht nur die einzige Whisky-Brennerei in Italien, auch die ultra-moderne Architektur des Gebäudes verschafft ihr ein Alleinstellungsmerkmal.

Puni Distillery, Vinschgau, Tirol, Italien. Foto: presse


Im Kern ist Puni aber sehr traditionell - im Inneren des würfelförmigen Gebäudes versehen zwei schottische Pot-Still-Brennblasen ihren Dienst. Zudem ist der Whisky von Puni ungefärbt und nicht kühlgefiltert. Die Rahmenbedingungen klingen also vielversprechend.

Der Whisky von Puni ist naturgemäß noch recht jung, drei Abfüllungen sind derzeit erhältlich: Puni Nova, Puni  Alba, der leicht getorft ist, und Puni Nero. Die ersten Editionen kamen noch mit starken 54% in die Flasche, inzwischen wird die Standard-Range nur noch mit 43% abgefüllt. Dafür hat man aber auch den Preis gesenkt.

Puni bezeichnet seinen Whisky auch gerne als "Triple Malt", da drei verschiedene Getreidearten Verwendung finden: Roggen, Weizen und Gerste. Man setzt auf regionale Sorten. Auch bei der Fassauswahl hat die Brennerei vor allem auf heimische Weinfässer gesetzt, was ich zunächst als sehr positiv empfinde.

Der moderne Anspruch, den die Brennerei mit ihrer Architektur erhebt, setzt sich in der auffälligen Flaschenform fort. Für Freunde von klassischen Glasbehältern ist sie wohl eher gewöhnungsbedürftig. Entscheidend ist jedoch das, was am Ende im Glas ankommt. Was hat der Whisky von Puni derzeit zu bieten?

Abfüllungen von Puni. Foto: presse


Puni Nova, 43 %, Batch 002, 3 Jahre



gereift in refill Ex-Bourbon Fässern, Finish (angeblich 4 Wochen) in französischen Barrique-Fässern aus dem Limousin. Preis: UVP 59 €, 0.7 l
 
"Triple Malt": Maische aus Roggen, Weizen und Gerste
 
Aroma: Malz, leicht säuerliche Note, zarter Veilchenduft, leichte Vanille, Banane, saurer Apfel, Lösungsmittel, etwas Honig

Geschmack: schöner Antritt mit viel Holz (Sägemehl), etwas rustikal, Birne, Grapefruit, und noch immer Lösungsmittel

Nachklang: mittellang, leicht trocken

Gesamteindruck: junger und kerniger Whisky mit einer frischen, leicht säuerlichen  Note, die an Weißwein erinnert, etwas eindimensional, aber durchaus eigenwillig und mit Potential. Ein schöner Appetizer, der Lust macht auf eine Brotzeit mit kräftigem Käse.

Puni Alba, 43 %, Batch 002, 3 Jahre


2 Jahre gereift in sizilianischen Marsala-Fässern, danach noch ein weiteres Jahr in einem Islay-Fass gelagert. Preis: UVP 74 €, 0.7 l

Aroma: unglaubliche Süße aus dem Marsala-Fass, die in seltsamem Kontrast zu den Asche-Noten aus dem Islay-Fass steht. Dunkle Früchte, Gewürznelken, Pfeffer, Anis, die fruchtige Säure ist kaum noch unter der Süße zu finden, getrocknete Pflaumen, frische Feigen, etwas Heu.

Geschmack: etwas Asche, recht vollmundig, holzig und sehr trocken, würzig-mild

Nachklang: mittellang, trocken

Gesamteindruck: Die Marsala-Fässer bringen schöne Fruchtnoten und eine Süße, die der natürlichen Säure des Destillats die Spitze nimmt. Die Asche zähmt die überbordende Üppigkeit dieser Süße und steht in einem spannungsgeladenen Kontrast zu ihr.

Puni Nero, 43 %, limited Edition, 3.000 Flaschen


3 Jahre in Blauburgunder-Fässern gereift (Pinot Noir). Preis: UVP 52 €, 0.7 l

Aroma: saure Weingummi-Drops, auch hier wieder die leichte Säure, die diesmal aber mit den süßen Aromen aus dem Weinfass zu einem schönen süß-sauer-Kontrast verbinden. Getrocknete Orangen, Johannisbeeren, und süßer Honig.

Geschmack: schöner Antritt, etwas staubig, holzig, recht würzig, Lösungsmittel und Grapefruit


Nachklang: mittellang, trocken


Gesamteindruck: weniger süß als der Puni Alba, mit einem ausgewogenen Süß-Sauer-Kontrast. Die Komplett-Reifung in Blauburgunder-Fässern hat ihre Spuren hinterlassen, der Whisky ist insgesamt eher auf der trockenen und kantigen Seite.

MargareteMarie meint:


Puni steckt noch in den Kinderschuhen, aber die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Der Ansatz, durch entsprechende Zutaten und Fassauswahl einen regional eigenständigen Whisky zu schaffen, ist deutlich erkennbar. 

Die Weinfässer waren eine gute Wahl, ihre süßeren Aromen bringen einen angenehmen Kontrast zur leichten Säuerlichkeit des Grunddestillats und bieten eine wohltuende Alternative zum Vanille-Wald und Sherry-See vieler schottischer Abfüllungen. 

Noch mangelt es am Fein-Tuning und einer längeren Reifezeit, doch die Richtung stimmt.





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