Laggan Mill versus Lagavulin Distiller's Edition

Die Brennerei Laggan Mill wird man auf einer Karte vergeblich suchen. Es gibt sie nicht. Wer jedoch die Brennereien auf der Insel Islay kennt, denkt unwillkürlich an Lagavulin. Der Name dieser Kultbrennerei im Besitz von Diageo stammt von der keltischen Bezeichnung "lag a'mhuilin", die Mühle im Tal. Die Ähnlichkeit zwischen beiden Namen ist ein gewollter Zufall, denn hinter dem Namen Laggan Mill verbirgt sich (angeblich) der Whisky von Lagavulin. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit, die diese Abfüllung von The Cooper's Choice bereit hält.




Die vorliegende Abfüllung wirkt auf den ersten Blick nicht unbedingt wie ein Verkaufshit. Er hat kaum Farbe, er trägt keine Altersangabe und Sherry ist auch nicht im Spiel. Wahrscheinlich wäre ich achtlos an dieser Abfüllung vorbeigegangen, hätte ich sie nicht bei Chris und Mario Pepper (Der Whiskykoch) in einem Tasting probiert.


The Cooper's Choice ist ein unabhängiger Abfüller, der immer wieder Single Cask oder Small Batch Abfüllungen unter dem Begriff "Laggan Mill" herausbringt, in den verschiedensten Variationen. Ebenfalls zum Portfolio der Firma (Vintage Malt Whisky) gehören die Marken Finlaggan and The Ileach, die beide Single Malts von Islay beinhalten.



330 Flaschen hat diese Single Cask Abfüllung ergeben. Das Alter wird nicht angegeben. Legt man die übliche Größe von 250 Liter für ein Hogshead und eine Verdungstungsrate von zwei Prozent zugrunde, und bedenkt man weiterhin, dass der Inhalt des Fasses auf angenehme 46% herabgesetzt wurde, so wird schnell klar, dass der Whisky einige Jahre im Fass verbracht haben muss. Dennoch  hat er kaum Farbe angenommen.


Das Fass muss schon oft belegt gewesen sein, so blaß wie der Whisky ist. Wahrscheinlich hat es noch Robert the Bruce persönlich gekannt. Kann ein Whisky aus einem solchermaßen "ausgelutschten" Fass überhaupt schmecken? Oder sollte man besser einen großen Bogen um solche farblosen Wässerchen machen? Da ich ein großer Fan von Lagavulin bin, habe ich ihn mit der Destiller's Edition verglichen.


Hier meine Tasting Notes:

Laggan Mill, Islay, Single Cask, Faß-Nr. 7977, Hogshead, abgefüllt 2015, 46%, 330 Flaschen, ungefärbt


Farbe:

ganz blasses Stroh, fast klar

Aroma:

sehr süß, mit angenehmer Rauchnote, und darunter auch ein paar frische Zitronen. Und dieser wunderbare Geruch nach unverfälschtem Destillat. Die Zugabe von Wasser löst Aromen von Eiche und Weihrauch heraus.

Geschmack: 

mild, rund, harmonisch, mit viel Rauch und Asche.

Nachklang:

mittellang und wärmend


Lagavulin, Distiller's Edition, Special Release, 4/50, distl. 1995, abgef. 2013, 43%, double matured

Farbe:

mahagoni. Vielleicht aber auch ein bißchen Zuckerkulör.

Aroma:

sherrylastig, nussig, rauchig, viel trockenes Obst, Cranberrys, Zuckersyrup und Karamell, Vanille, und darunter auch Apfel, Papaya und Ananas.

Geschmack:

wunderbar vollmundig und komplex. Mit viel Sherry, Rauch, Asche und Tabak.

Nachklang: 

mittellang und wärmend


MargareteMarie meint:

Die beiden Abfüllungen sind sich in ihrer Grundstruktur sehr ähnlich - was eigentlich nicht allzu überraschend ist. Die Distiller's Edition wurde double matured, reifte also zuerst viele Jahre in Ex-Bourbon-Fässern, und erhielt danach ein Finish in Pedro-Ximenes Sherry-Fässern. Das Ergebnis ist ein unglaublich runder, komplexer und trotzdem ausgewogener Whisky.

Der Laggan Mill hingegen ist ein armer Ritter, er hat keine Aromen von seinem Fass mitbekommen. Kein Sherry, kein Karamell, keine Vanille. Dennoch schmeckt er unglaublich gut.

Die Distiller's Edition ist wie eine prunkvoll gekleidete Frau, die unter einer Fülle von Kleiderschichten immer wieder neue, interessante Einblicke bietet. Der Laggan Mill ist bar jeder Hülle. Er steht vollkommen nackt vor uns. Er schmeckt einfach nach sich selbst, und hat doch so viel zu bieten, denn die Zeit hat ihn reif gemacht. 

Was schmeckt besser? Schwer zu sagen. Wer wissen will, was ein guter Master Blender erschaffen kann, sollte zur Distiller's Edition greifen. Wer wissen will, wie Fass schmeckt, muss First-Fill Sherry trinken. Wer wissen will, wie Zeit schmeckt, sollte nach solchen Abfüllungen aus uralten, ausgelutschten Fässern  Ausschau halten. 





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