Reisetip Hamburg: Whisky, Cocktails und gebrochene Herzen




Whisky-Messen werden in Deutschland immer beliebter.  Die Frankfurter Interwhisky ist gerade zu Ende,  und die Hamburger Hansespirit im Januar 2014 wirft bereits ihre Schatten voraus. Viele Whisky-Tastings sind jetzt schon online buchbar. Doch auch vor oder nach der Messe läßt sich in Hamburg so manches Geheimnis entdecken.

Natürlich ist die Hansespirit schon alleine wert, dass man in den Norden fährt. Doch wer Zeit hat, sollte auch einen Tag einplanen für die vielen Möglichkeiten, die Hamburg außer Whisky und Reeperbahn noch zu bieten hat. Wie beispielsweise  Le Lion Bar de Paris in der Rathausstraße 3, die vor kurzem zur besten Bar Deutschlands gekürt wurde.


Der Engang versteckt sich hinter einer schwarzen Tür, die nur von einem glänzenden Löwen verziert wird. Wer rein will muss klingeln, wer reserviert hat, ist klar im Vorteil. Es gibt nur 35 Sitzplätze, aber der Weg dorthin lohnt sich. Das Interieur ist eine moderne Interpretation der Eleganz der Zwanziger Jahre und man möchte ein bißchen auch an die berühmten New Yorker Speakeasy-Bars der Prohibitions-Zeit erinnern. Der Service ist erstklassig, die Cocktails sind es auch, und der Prince of Wales wird standesgerecht im Silberbecher serviert.

 

Eine andere Lieblingsadresse von mir ist das Jenisch-Haus im Jenisch-Park. Direkt am Elbufer gelegen und von einer malerischen Gartenlandschaft umgeben, gehört das Jenisch-Haus zu den schönsten und vornehmsten historischen Gebäuden in Hamburg. Über das aufregende Liebesleben seiner Bewohner war jedoch lange Zeit nichts bekannt.

Erbaut wurde die prachtvolle Villa 1834 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel für den damaligen Hamburger Senator Martin Johan von Jenisch. Natürlich benötigt ein solches Anwesen auch eine Gartenanlage, und Jenisch beauftragte damit unter anderem den Landschaftsarchitekten und Schriftsteller Herman Fürst von Pückler-Muskau, den die meisten Deutschen wahrscheinlich für eine Eissorte halten.

Als vor einigen Jahren im Ausland Briefe aus der Korrespondenz von Pückler mit der Jenisch-Gattin Fanny Henriette auftauchten, war das Hamburger Gartenbauamt hoch erfreut, erhoffte man sich doch Auskunft über den Originalzustand des ursprünglichen Landschaftsgartens zu erhalten, und man kaufte kurzerhand die gesamte Korrespondenz auf.

Wie erstaunt müssen die Herren und Damen vom Gartenbauamt gewesen sein, als sich bei näherer Einsichtnahme herausstellte, dass es sich keinesfalls um Gartenpläne handelte. Die Briefe zwischen den beiden sind vielmehr höchst privat und sehr intim, und sie enthüllen eine unglaublich heftige und leidenschaftliche Liebes-Beziehung zwischen Fanny Henriette und Fürst Pückler.

 http://www.museejenisch.ch/img/modules/Fanny_Jenisch.jpg

Letztendlich zeigen sie aber auch eine sehr unglückliche Frau Senatorin. Ob die damals 31jährige Fanny ihr Glück bei dem Frauenheld Pückler gefunden hätte, ist schwer zu sagen. Lange Zeit hat sie eine Trennung von ihrem Mann ernsthaft in Erwägung gezogen, aber der Druck der Familie war zu groß. Gesellschaftliche Stellung, Reputation und Wohlstand standen auf dem Spiel.

Wie einsam und traurig Fanny nach dem erzwungenen Ende dieser Liaison in ihrer wunderschönen Villa gewesen sein muss, kann man nur ahnen. Von den Gemächern ihres Mannes führte eine geheime Treppe direkt in den Dienstbotentrakt. Fanny blieb kinderlos, einen Großteil ihres Vermögens vermachte sie 1881 dem schweizer Ort Vevey zur Gründung einer Museums-Stiftung. Das nach ihr benannte Musée Jenisch am Genfer See besteht bis heute und wurde 2012 von Grund auf renoviert und modernisiert.

Die Führungen im Jenisch-Haus, das heute ebenfalls ein Museum ist, beschränken sich noch immer auf die alten Möbel und Teppiche. Wer etwas über Fanny erfahren will, muss fragen.

Hier geht's zur Hansespirit 2014:  http://www.hanse-spirit.de/home.html


http://www.hanse-spirit.de/fileadmin/hs_basics/Logo_Hanse_Spirit_grau.jpg 


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