Neues und Altes von Highland Park

Highland Park ist schon seit Jahren eine der angesehensten Brennereien in Schottland. Vielleicht liegt es an dem tollen Whisky, vielleicht an der Faszination der Orkney Inseln, dass Highland Park bei den Genießern so begehrt ist. Auf der Aquavitae hatte ich Gelegenheit, Neues und Altes von Highland Park zu probieren. 


 


Das Kern-Sortiment von Highland Park wird seit diesem Herbst um eine neue Abfüllung erweitert: Zukünftig wird es neben dem 12-, 15- und 18jährigen auch einen 10jährigen Highland Park geben. Auffallend ist die kleine Flasche, die nur 0,35 l enthält. Der Vorteil bei der Sache: wenn nur halb so viel drin ist, ist der Preis auch niedriger. Damit ist eigentlich klar, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Als Probierflasche bietet der 10jährige einen idealen Einstieg in die Welt von Highland Park.
 

Highland Park 10:

Zwei Jahre jünger als der große Bruder und auch etwas blasser, sowohl in der Farbe als auch im Aroma. Eindeutig ein Mitglied der Familie, die Süße, die Heide, die leichte Fruchtigkeit und der zarte Rauch sind zwar verhaltener, aber klar erkennbar. Auch die Sherry-Note ist beim Kleinen weniger stark ausgeprägt. Richtig schön süffig, passt zu vielen Gelegenheiten. Warum die Sparflasche offiziell nur in Holland und Deutschland vertrieben wird, erschließt sich mir nicht wirklich. Hat sich unsere Geiz-ist-Geil-Mentalität auch in der Whisky-Welt schon herumgesprochen? 

Großes Vergnügen hat der Vortrag von Markenbotschafter Martin Markvardsen gemacht, der uns mit souveränem Charme und viel Humor durch das Tasting führte und die Teilnehmer mit vielen nützlichen Informationen versorgte.Hier im Bild mit Fan Sabine
Fassreifung:

Ein beachtlicher Teil von 3- bis 12-jährigem Highland Park Malt wird für den Blend „Famous Grouse" benötigt. Doch für die Single-Malt-Abfüllungen werden ausschließlich Ex-Sherry-Fässer benutzt. Die Fassreifung dürfte in ganz erheblichem Maße zu dem besonderen Aroma von Highland Park beitragen, denn auf den Orkney Inseln herrschen dank des Golf-Stroms besondere Klimabedingungen: die Sommer sind kühl, die Winter mild, extreme Temperaturschwankungen kennen die Fässer, die hier lagern, nicht. 19 traditionelle (Dunnage) und 4 moderne (Racked) Lagerhallen gehören zur Brennerei. Der Alkoholverlust durch Verdunstung, der sogenannte Angels' Share, ist auf Orkney mit 0,5% deutlich geringer als auf dem Festland, wo die Winter kälter und die Sommer heißer sind. Mit einem Grinsen im Gesicht weist Markenbotschafter Martin Markvardsen während seiner Präsentation darauf hin, dass das Steuergesetz einen Verlust von 2% erlaubt - ein Schelm, wer jetzt hier böses denkt...

Highland Park 12:

Die Benchmark. 20% first-fill-Sherry-Fass. Heidehonig, frisches, helles Obst, und zarter Rauch. Irgendwann auch Eiche und Anis. Die Sherry-Noten sind im Vergleich dominanter als bei den anderen. Wie alle anderen Highland Parks ist auch dieses prominente Familienmitglied elegant, süffig und rund. Der geht immer. Prima Preis-Leistungsverhältnis.



Torf:
Besonders stolz ist die Brennerei darauf, dass sie bis heute einen Teil ihrer Gerste selbst mälzt und so zu dem charakteristischen Geschmack von Highland Park mit beiträgt. Denn der Torf, der im Brennerei-eigenen Hobbister-Moor gestochen und bei der Malzproduktion in den Trocken-Öfen verbrannt wird, setzt sich auf Orkney aus anderen pflanzlichen Überresten zusammen als auf den übrigen Inseln oder gar dem Festland, und produziert folglich auch ein etwas anderes Geschmacksprofil. Typisch für die obersten Torfschichten ist das Fehlen von Baumbestandteilen, denn Bäume sind auf Orkney eher selten. Etwa 20% des Bedarfs an Gerstenmalz wird noch in den traditionellen Malting Floors mit einem Phenol-Gehalt von 20-40 ppm in Handarbeit produziert, die restlichen 80% sind ungetorft und werden vom Festland (Simpsons) zugekauft. 

Highland Park 18: 

Die Königsklasse. Schon seit vielen Jahren immer wieder bei Wettbewerben preisgekrönt. Mit 45% ein deutlich höherer Anteil an first-fill-Sherry-Fässern. Trotzdem sticht die Sherry-Note hier nicht so dominant heraus wie beim 12jährigen, er wirkt im direkten Vergleich runder, harmonischer und samtiger. Nach einer Weile kommt auch hier die frische Frucht, ganz viel Ananas, Apfelkompott, aber auch Trockenfrüchte. Auf der Zunge schokoladig und nussig. Ganz trockener Nachklang, und dann das, was die Leute von Highland Park als den Halleluja-Augenblick beschreiben. Erst werden Zunge und Gaumen ganz trocken, und dann, plötzlich, fließt der Speichel wieder. Da läuft einem das Wasser so richtig im Mund zusammen!
 
...noch mehr Fans;-)...



MargareteMarie meint
Die neue 0,35-l-Flasche ruft bei mir gemischte Gefühle hervor, demonstriert sie doch auf eindrucksvolle Weise das Dilemma, in dem viele Malt-Brennereien sich derzeit befinden: die Nachfrage übersteigt momentan deutlich die Menge an ausgereiftem Single Malt, die Preise sind in der jüngsten Vergangenheit regelrecht durch die Decke geschossen. Vielleicht sind halbe Flaschen ja tatsächlich eine gute Maßnahme, um dem Problem begegnen zu können. Auch Diageo oder Glenmorangie bieten seit geraumer Zeit die Hälftlinge an. Wird Flaschen-Sharing also das Modell der Zukunft werden?  Oder brauchen wir neue Finanzierungs-Strategien und Regierungs-Programme, damit wir uns auch in den kommenden Jahren  eine ganze Flasche leisten können? Die Kollegen vom Caskstrength-Blog haben sich [hier] bereits ihre Gedanken darüber gemacht...;-) 

Na dann, Sláinte!

(PS: ja, ich weiß, eine Flasche fehlt noch. Aber die finde ich so toll, dass ich ihr einen eigenen Eintrag widmen werde;-) 

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