Sommernachtsträume: Blood and Sand


  Blood and Sand


So gerne ich meine Single Malts ja normalerweise trinke, bei den sommerlichen Temperaturen, die derzeit herrschen, machen sie einfach nicht so viel Spaß wie sonst. Ich würde lieber etwas frisches, fruchtiges, kühles im Glas haben. Nein, kein Bier, danke. ....


Ich mag Bier nicht. Ein Bekannter, der viel Ahnung von Cocktails hat und meine Trinkvorlieben kennt, hat mir deshalb ein paar leckere Sommer-Drinks mit Single Malt Whisky vorgeschlagen. Eigentlich ein Sakrileg für Malt-Trinker, aber ich entdecke immer wieder gerne neues, also, warum denn nicht. Wichtige Vorgabe bei der Auswahl war allerdings, dass die gewählten Zutaten den Geschmack des Whiskys nicht überdecken, sondern unterstützen.
Für unseren ersten Cocktail haben wir uns für einen fruchtigen Klassiker entschieden, der diesen Sommer zu den Trend-Cocktails gehört und am besten mit einem Sherry-Fass-gereiften Whisky funktioniert: Der “Blood and Sand“.


Dieser Cocktail ist schon seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt, ist aber nach der Prohibition etwas in Vergessenheit geraten. Er trägt den gleichen Namen wie ein Stummfilm mit Rudolph Valentino von 1922 und wurde angeblich für die Premieren-Party dieses Films erfunden. Der Film ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen, man muss ihn nicht unbedingt gesehen haben. Der Cocktail hingegen schmeckt erstaunlich modern, und taucht deshalb zu recht immer häufiger in Cocktail-Bars auf. Wichtig beim „Blood and Sand“ sind jedoch die Zutaten, von ihrer Qualität hängt entscheidend der Geschmack des Cocktails ab. Dringend notwendig ist deshalb, dass man Cherry Heering benutzt, einen dänischen Cherry Brandy. Für die Orangen eignen sich Blutorangen am besten, da sie weniger süß sind und mehr Säure enthalten. Auch beim Wermut sollte man wählerisch sein, uns haben Carpano Antica Formula und Noilly Prat am besten geschmeckt, Martini Rosso ist eher ungeeignet.


Beim Whisky hingegen kann man experimentieren, klassischerweise wird Chivas benutzt, aber auch Strathisla oder Aberlour wären denkbar. Wir haben ihn mit zwei verschiedenen Single Malts getestet: Unser erster Testkandidat ist „The Macallan Amber“, der bei seiner offiziellen Markteinführung im  Edinburgher Caledonian Hotel vor einigen Wochen mit eben diesem Cocktail präsentiert wurde. Es gibt verschiedene Rezeptvarianten, wir haben uns für eine Variante entschieden, bei der Whisky und Orangensaft zu gleichen Teilen hinzukommen. Da der Macallan mit 40%vol. jedoch sehr mild ist und unsere Orangen sehr süß sind, geht der Malt in unserem ersten Versuchscocktail regelrecht unter. Deshalb haben wir im zweiten Versuch das Rezept etwas abgewandelt und 0,5 cl mehr Whisky zugegeben.


Bei Testkandidat Nummer zwei sind wir mutiger und entscheiden uns für eine ungewöhnliche Variante:  Ardbeg Uigeadail. Auch dieser Malt passt wunderbar zum Cocktail, die sherry-betonte, fruchtige Süße des Uigeadail harmoniert sehr gut mit den übrigen Zutaten. Der Rauch verleiht dem ganzen jedoch zusätzlich eine aparte, verwegene Note und lässt den Cocktail herb und männlich wirken. Den werde ich mit Sicherheit in diesem Sommer noch öfter trinken.


Hier das Rezept:
2,0 cl Cherry Heering
2,0 cl Roter Wermut (Carpano Antica Formula oder Noilly Prat Rouge)
3,0 cl Sherry-matured Single Malt
3,0 cl frisch gepresster Orangensaft
Zutaten mit Eis in einen Shaker geben, schütteln, in ein gekühltes Glas absieben. Rauchige Whiskys vertragen auch Eis im Glas, sie werden dadurch noch herber und maskuliner. 


Eine schöne Anleitung zum Nachmachen findet ihr in diesem Video:

http://www.youtube.com/watch?v=XLscflxOWdQ

Hier lässt sich Charles MacLean im Londoner Albannach von Jim Wrigley einen Blood and Sand mit Talisker mixen. Schmeckt sicher auch sehr gut. Viel Spaß beim Experimentieren!







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