The Macallan. Gold, Amber, Sienna, Ruby - wieviel Farbe darf's denn sein?


 
Endlich. Sie sind angekommen. Die neuen Abfüllungen der 1824er Serie von The Macallan, „Gold, Amber“, „Sienna“ und „Ruby“, sind inzwischen in den meisten Fachgeschäften und online-shops erhältlich. Und schon jetzt ist klar: sie sind teurer geworden als die alten Abfüllungen der Standard-Range. Aber sind sie auch besser? 



 

Viel Aufregung gab es im Vorfeld in den verschiedenen Internet-Foren um diese Abfüllungen, denn sie sollen nicht nur die bisherige Standard-Range der Speyside-Brennerei The Macallan ersetzen, sondern sie revolutionieren auch unsere bisherige Vorstellung von Qualität. Jahrelang hat man uns Whisky- Afficionados erklärt, dass ein höheres Alter auch einen höheren Preis rechtfertige. Jetzt aber ist plötzlich nicht mehr das Alter entscheidend für die Preisbildung, sondern die Farbe. Und die ist, wie man bei Macallan versichert, hundertprozentig echt. Was aber in der Whisky-Branche keineswegs die Norm ist. Denn die „Scotch Whisky Regulations“ erlaubt, dass schottischer Whisky (im Gegensatz zu amerikanischem Straight Bourbon), gefärbt werden darf. Kein Wunder also, wenn die Verbraucher über das neue Farb-Preis-Konzept  von The Macallan nicht gerade begeistert sind. 

Doch angeblich übersteigt die Nachfrage derzeit das Angebot, deshalb müsse man lernen, umzudenken, wie Bob Dalgarno, Master Blender bei The Macallan, von einer schottischen Tageszeitung zitiert wird: „Using colour to drive and define a whisky differs dramatically from the conventional age approach, allowing us to explore different casks and take a more flexible approach to our stock.  We have been able to work creatively with the full range of matured stock available, rather than working to a pre-determined character based on age. For me, the key thought in this range is that a great single malt doesn’t need to be 30 years old to taste like a 30 year old.”

Da mag Bob Dalgarno wohl recht haben, ein Whisky muss nicht dreißig Jahre alt sein, um wie ein dreißigjähriger zu schmecken. Diese Weisheit ist nicht neu, dass „alt“ nicht unbedingt auch „besser“ bedeutet, wissen die Liebhaber des Single Malt schon lange. Weshalb man ja auch dann und wann einen Whisky finden konnte, der deutlich mehr Aroma hatte, als sein Alter vermuten ließ – aber zum günstigeren Preis! 

Für die Brennereien war es gewiss eine bittere Pille, wenn sie besonders gute, aber junge Fässer zum Einstiegspreis verkaufen mussten, nur weil sie nicht alt genug für die teuren Abfüllungen waren. Für uns Verbraucher hingegen war es die Chance, auch für den kleinen Geldbeutel einen großartigen Whisky zu finden. Die No-Age-Abfüllungen werden eine solche Chance nicht mehr bieten, der Master Blender kann nun seine besten Fässer auch für die teuersten Abfüllungen reservieren, unabhängig davon, ob der Whisky darin eine vorgeschriebene Altersgrenze erreicht hat oder nicht. 

Was aber gewinnt der Verbraucher? Welches Preis-Leistungs-Verhältnis kann ich als Kunde in Zukunft erwarten? 


 

Werfen wir also zunächst einen Blick auf die Preisgestaltung. Noch vor kurzem war es durchaus möglich, einen 12jährigen Macallan Fine Oak für ca. 35 Euro zu finden – ein durchaus akzeptabler Preis im Einstiegssegment. Und auch der 10jährige Sherry Oak wurde Anfang des Jahres noch für unter 40 Euro angeboten. Die neuen Abfüllungen jedoch haben sich preislich deutlich nach oben bewegt. „Amber“ z.B., der für den kontinental-europäischen Markt als Einstiegswhisky gedacht ist, kratzt schon jetzt an der 50-Euro-Marke. 

Ist also die ganze Farb-Malerei nichts anderes als nur eine Brille, die rosarot getönt wurde, um dem Verbraucher mehr Geld aus der Tasche zu ziehen? Oder geht mit der Preissteigerung tatsächlich eine Qualitätssteigerung einher? 

Margaretemarie will es genau wissen. Nachdem wir bereits vor kurzem „The Macallan Gold“ einem Vergleichstest [hier] unterzogen haben, kommt jetzt „Amber“ auf den Prüfstand. Eine 6köpfige Testgruppe hat ausgiebig Amber, Sherry Oak 12 years und Fine Oak 12 years gegeneinander getestet und verglichen. Das Ergebnis gibt es  [hier] im Blog. Doch eins sich schon vorher sagen: einen Macallan für 35 Euro, das wird es gewiss so schnell nicht mehr geben.








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